München.. Kronzeuge bestätigt den Formel-1-Chef . Ex-Landesbanker Gerhard Gribkowsky erzählt erstmals eine Geschichte, die Ecclestones Version der Wahrheit nahe kommt. Richter stellt die „Gretchenfrage“.


Eineinhalb Stunden lang würdigen sie sich vor Gericht keines Blickes: Ex-Landesbanker Gerhard Gribkowsky, Kronzeuge im Prozess gegen Formel1-Herrscher Bernie Ecclestone. Gut gelaunt schaut der Mann, der von dem wegen Bestechung und Beihilfe zur Untreue Angeklagten 44 Millionen Dollar bekommen hat, mehrfach in Richtung des kleinen Briten in Saal 101 des Münchener Landgerichts – aber der schaut nicht zurück.

Dabei läuft es gut für ihn an diesem Tag. Wenig glaubhaft hatte ­Ecclestone (83) bislang behauptet, von Gribkowsky mit einem drohenden Verrat von Steuergeheimnissen an den britischen Fiskus erpresst worden zu sein. Tatsächlich werden am ersten Tag der auf drei Tage angesetzten Aussage des Ex-Bankers erstmals Umrisse eines Erpressungsszenarios sichtbar. Er schildert einen Streit der BayernLB mit Ecclestone um die Macht bei der Formel1 bis aufs Messer. Man sei gegen den mächtigen Alleinherrscher des Rennsportspektakels seinerzeit vor Gericht gezogen und habe ihn mit allen Mitteln unter Druck gesetzt. Dazu zählt ein ominöses Papier, das sich die Bank auf Umwegen besorgt und das Gribkowsky in einem unbeachteten Moment verstohlen unter andere Dokumente auf Ecclestones Schreibtisch geschoben haben will.

Anwälte wittern Morgenluft

„Ein schon fast konspiratives Vorgehen“, bemerkt Richter Noll. Der ist für klare Worte bekannt. „Da kommen Zweifel auf“, sagt er zu den Ausführungen. „Zur Gretchenfrage, wofür haben Sie das Geld erhalten?“, will er schließlich von Gribkowsky wissen. Diese Frage habe er Ecclestone nie konkret gestellt, antwortet dieser. „Darüber ärgere ich mich noch bis heute“, sagt er.

Ähnlich dürfte es der Staatsanwaltschaft gehen. Dagegen wittern die Strafverteidiger Ecclestones Morgenluft. Sie sehen durch Gribkowskys Aussage die Erpressungsversion ihres Mandanten bestätigt.