Essen. Nach den ersten Jahren der Firmengeschichte mit roten Zahlen in Deutschland verdient Aldi Nord wieder Geld. Beim Umsatz liegen andere aber vorn.
Aldi Nord hat eine historisch schlechte Phase überwunden und erzielt auch in Deutschland wieder Gewinne. Nachdem der Essener Discountriese 2018 zum ersten Mal in seiner Firmengeschichte im Heimatmarkt rote Zahlen geschrieben hatte und die Verluste 2019 sogar noch ausbaute, stand im Corona-Jahr 2020 wieder ein Plus unterm Strich.
Eine Bilanz veröffentlicht das für seine Verschwiegenheit bekannte Familienunternehmen nicht, das Unternehmen bestätigte unserer Zeitung aber ein Ergebnisplus von rund 300 Millionen Euro in Deutschland gegenüber dem Vorjahr. Daraus ergibt sich nach dem Verlust von rund 120 Millionen Euro in 2019 ein Nettogewinn (nach Steuern) von 180 Millionen Euro.
Konkurrenz wächst deutlich schneller
Dennoch hinkt Aldi Nord seiner Mülheimer Schwester Aldi Süd und dem gemeinsamen Konkurrenten Lidl in der Tendenz weiter hinterher: Der Umsatz in den deutschen Aldi-Nord-Filialen stieg im vergangenen Jahr nur um 2,6 Prozent auf 13,53 Milliarden Euro. Das Umsatzplus im Lebensmittel-Einzelhandel insgesamt und auch bei den Discountern lag um ein Vielfaches höher, nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamts bei 8,5 Prozent.
Dass Aldi Nord in seinen gut 2200 deutschen Läden wieder Geld verdient, liegt offenkundig daran, dass der teure Umbau des heimischen Filialnetzes weitgehend abgeschlossen ist, der in den vergangenen Jahren auf die Rendite drückte. Die jeweils wochenlangen Schließungen der Filialen während des Umbaus auf das neue Ladenkonzept machte die Essener Zentrale mitverantwortlich für die roten Zahlen. Im vergangenen Jahr hat sicher auch der allgemeine Umsatzschub im Zuge der Corona-Krise geholfen. Aber: „Bei unserem Turnaround 2020 spielt der Corona-Effekt keine wesentliche Rolle“, sagte ein Unternehmenssprecher unserer Zeitung.
Auslandsgeschäfte laufen für Aldi am besten
Im Ausland, wo Aldi Nord knapp die Hälfte seines Konzernumsatzes erzielt, lief es wie schon in der Vergangenheit deutlich besser. Die Gewinne in den Beneluxländern, Frankreich und Dänemark hatten auch 2018 und 2019 die Verluste in Deutschland mehr als ausgeglichen, so dass die Gesamtgruppe immer im Plus lag, wie das Unternehmen betont. 2020 stieg der Konzernumsatz um gut 5,2 Prozent auf 26,63 Milliarden Euro. Genaue Zahlen für die einzelnen Länder nennt Aldi nicht, rechnerisch geht das Umsatzplus im Ausland aber Richtung acht Prozent. Auch unterm Strich blieb dort mehr übrig: „Die Ergebnisse im Ausland haben sich signifikant verbessert“, so der Unternehmenssprecher.
Die Aldi-Schwestern teilen sich die Auslandsmärkte wie auch den Heimatmarkt auf – während Aldi Süd mit Sitz in Mülheim besonders stark in den USA, Großbritannien und Österreich ist, konzentriert sich Aldi Nord auf Belgien, die Niederlande, Dänemark, Polen, Spanien und Frankreich, wobei Geschäftsführer Torsten Hufnagel die größten Perspektiven offensichtlich in Frankreich wittert. So übernahm Aldi Nord unlängst im Nachbarland 547 „Leader Price“-Filialen für 717 Millionen Euro – der größte Zukauf der Firmengeschichte. Damit attackiert Aldi Nord in Frankreich Lidl, den dort bisher präsentesten deutschen Discounter.