Essen. Mit Matchmaker Ruhr hat die Region eine virtuelle Plattform geschaffen, auf der sich bereits 4000 Unternehmen tummeln. Konkurrenz für Whatsapp?
Corona hat den virtuellen Konferenzen zum Durchbruch verschafft. Als vier Partner aus dem Ruhrgebiet im Jahr 2020 ihre Plattform Matchmaker Ruhr ins Leben riefen, hatten sie offenbar den richtigen Riecher. Die Kommunikationstechnik nutzen inzwischen rund 4000 Unternehmen, Start-ups, Kommunen und wissenschaftliche Institute und hat einen begehrten Innovationspreis eingeheimst.
„Kontakte sind in einer digitalisierten Welt mehr denn je der Erfolgsschlüssel für Unternehmen“, sagt Julia Frohne, Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr (BMR). Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft und ihre Mutter, der Regionalverband Ruhr, gehörten neben dem Initiativkreis Ruhr, dem Ruhrhub und den sechs Industrie- und Handelskammern der Region zu den Gründungsmitgliedern von Matchmaker Ruhr. Die Plattform mit ihren üppigen Datenbanken im Hintergrund ermöglicht eben diese Kontakte – ohne zu reisen, bequem vom Laptop aus – und hat im Gegensatz zu Anbietern wie Youtube, Zoom, Linkedin, Facebook oder Whatsapp aber keinen kommerziellen Hintergrund.
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„Der Matchmaker Ruhr ist als Plattform zugeschnitten auf Themen rund um Innovation und Transformation und die Verknüpfung mit Start-ups“, benennt Frohne das Ziel. Aus dem Ruhrgebiet sind inzwischen 293 Start-ups dabei. Von dem virtuellen Angebot wird reichlich Gebrauch gemacht. In der vergangenen Woche trafen sich auf dem Kanal kanadische Start-ups, die mit dem Megathema Wasserstoff zu tun haben, um mit Unternehmen aus dem Ruhrgebiet virtuell in Kontakt zu treten. Bei der BMR sind rund 175 Anmeldungen eingegangen. „So vernetzen wir etablierte Unternehmen unserer Region mit Start-ups aus der ganzen Welt“, sagt Projektleiter Frank Speer.
„Nicht jeder Termin erfordert einen Flug“
Bei der Business Metropole Ruhr ist man zuversichtlich, dass der Bedarf an virtuellen Begegnungen auch mit der Abschwächung der Pandemie anhalten werde. „Nach Corona werden wir bewusster reisen. Nicht jeder Termin erfordert mehr einen Flug. Dies wird bleiben, allein schon aus Klimagründen“, prophezeit die Geschäftsführerin.
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Umso wichtiger sei es, eine Unternehmens-Plattform zu haben, die es ermögliche, Kontakte zu pflegen und anzubahnen, Projekte im virtuellen Raum anzuschieben und selbst Kongresse abzuhalten. Erst sei es darum gegangen, Reiseverbote zu kompensieren. Jetzt werde Matchmaker Ruhr genutzt, „Netzwerke zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen nachhaltig zu entwickeln. Das findet großen Anklang“, urteilt Frohne. Auch Projektleiter Speer legt sich fest: „Matchmarker Ruhr wird Corona überleben.“
Wasserstoff-Firmen vernetzen sich
Für die Nutzerinnen und Nutzer ist die Plattform als Service der Wirtschaftsförderung gratis. Die Kosten tragen die vier Initiatoren. „Wir wollen aber auch neue Geschäftsmodelle entwickeln“, kündigt Speer an. Analog zu Messenger-Diensten wie Whatsapp oder Slack plant auch Matchmaker Ruhr, thematische Gruppen schaffen. Die erste für Firmen, die sich mit Wasserstoff beschäftigen, wurde in der vergangenen Woche bereits ins Leben gerufen. „So bringen wir Unternehmen, Wissenschaftler und Start-ups zusammen, die unter sich Neuigkeiten teilen“, meint der Projektleiter. Die ersten 20 Registrierungen seien bereits eingegangen.
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Der digitale Kanal hat sich überdies bewährt, die von der Business Metropole Ruhr geschlagenen „Innovationsbrücken“ nach China, Israel und in die USA mit Leben zu füllen und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen diesen Ländern und dem Ruhrgebiet zu stimulieren. Über die „Innovationsbrücken“ öffnen die Wirtschaftsförderer international die Türen insbesondere für hiesige Start-ups.
Neue „Innovationsbrücke“ in die Niederlande
Als vierter Markt sind in diesen Tagen die Niederlande dazugekommen. „Das Ruhrgebiet und die Niederlande bilden nicht nur aufgrund der räumlichen Nähe eine sinnvolle Verbindung. Auch inhaltlich ergänzen sich beide Regionen exzellent“, sagt BMR-Geschäftsführerin Julia Frohne und nennt exemplarisch Themen wie Ressourcenwirtschaft, Wasserstoff und Gesundheit. Es gehe darum, „unsere Marktzugänge und Innovationskräfte sinnvoll zum gegenseitigen Vorteil zusammenbinden und verbessern“.
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Der niederländische Generalkonsul Peter Schuurman geht noch einen Schritt weiter. „Wir sind ein Wirtschaftsraum“, betont er. „Es gibt so viele gemeinsame Berührungspunkte und Ansätze für Innovationen, die eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit sinnvoll machen.“ Immerhin sind die Niederlande der zweitwichtigste Handelspartner Deutschlands nach China. Wachsend ist dabei die Bedeutung der Ressourceneffizienz. In diesem Wachstumsmarkt spielt das Ruhrgebiet mit über 6.800 Unternehmen und rund 81.800 Beschäftigten eine bedeutende Rolle. Die Niederlande sind auf diesem Sektor das viertgrößte Anbieterland in Europa.
>>> Auszeichnung für die BMR
Für den Matchmaker Ruhr hat die Business Metropole das „TOP 100-Siegel 2022“ erhalten. Um die Auszeichnung für besonders innovative Konzepte hatten sich bundesweit 436 Unternehmen beworben. Die Wirtschaftsförderung des Ruhrgebiets erhielt das Siegel in der Kategorie bis zu 50 Beschäftigte. Der Innovationswettbewerb wird seit 1993 von der Agentur Compamedia ausgeschrieben und wissenschaftlich begleitet.