Essen. Bernd Tönjes (66) bleibt auf einem der wichtigsten Posten im Ruhrgebiet: Als Chef der RAG-Stiftung mischt er bei Evonik und Vivawest mit.
Bernd Tönjes bleibt Vorsitzender der einflussreichen Essener RAG-Stiftung. Das politisch besetzte Kuratorium der Stiftung hat den Vertrag des 66-Jährigen bis zum Frühjahr 2028 verlängert, wie unsere Redaktion erfuhr. Tönjes ist seit Mai 2018 Stiftungschef und hat damit einen der wichtigsten Posten in der Ruhrgebietswirtschaft. Ein Jahr vor Ablauf seines bisherigen Mandats bekommt der Manager nun eine Vertragsverlängerung um fünf Jahre, verlautete aus Kreisen der Stiftung. Die Entscheidung sei bei einer Kuratoriumssitzung in Berlin einstimmig gefallen.
Tönjes spricht gerne von einem „Stiftungskonzern“. Ende 2020 überschritt das Gesamtvermögen der im Jahr 2007 gegründeten Stiftung erstmals die Marke von 20 Milliarden Euro. Vor vier Jahren übernahm Tönjes den Chefposten bei der Stiftung, nachdem sich sein Vorgänger Werner Müller aufgrund einer schweren Erkrankung zurückgezogen hatte.
Die Zusammensetzung des Kuratoriums, das am Montag in Berlin tagte, hat sich im Vergleich zu 2018 deutlich verändert. Mit dem Ende der Großen Koalition auf Bundesebene und dem Start der neuen Ampel-Regierung haben Grüne und Liberale bei der Ruhrgebietsinstitution mehr Gewicht bekommen. Bei wichtigen Entscheidungen und Personalien können Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) mitreden. Zu den Kuratoriumsmitgliedern gehören auch die Ministerpräsidenten aus NRW und dem Saarland sowie der Vorsitzende der Gewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis.
Mit der Wahlniederlage des saarländischen Regierungschefs Tobias Hans und dem Votum für die SPD-Politikerin Anke Rehlinger geht aller Voraussicht nach bald ein Kuratoriumsmandat von der CDU an die Sozialdemokraten. Im Mai wird auch in NRW gewählt und somit indirekt auch entschieden, ob Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im RAG-Stiftungskuratorium bleibt.
Bei Start von Tönjes noch Laschet, Kramp-Karrenbauer und Altmaier beteiligt
Als Tönjes den Chefposten bei der Stiftung übernahm hatten sich unter anderem der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) für das Saarland sowie die damals geschäftsführenden Bundesminister für Finanzen und Wirtschaft, Peter Altmaier (CDU) und Brigitte Zypries (SPD) für ihn ausgesprochen. Vor vier Jahren ebenso wie heute war Gewerkschaftschef Vassiliadis eingebunden.
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Die Aufgabe der RAG-Stiftung ist, nach der Stilllegung der Zechen in Deutschland die mit dem Steinkohlenbergbau entstandenen Daueraufgaben zu finanzieren, ohne die Staatskasse zu belasten. Die Stiftung, die auf dem Gelände des Essener Welterbe-Areals Zollverein residiert, fördert zudem Projekte aus Bildung, Wissenschaft und Kultur im Ruhrgebiet.
Einen großen Teil der Stiftungserträge liefert der börsennotierte Essener Chemiekonzern Evonik. Tönjes mischt bei Evonik als Aufsichtsratschef mit. Vor einigen Monaten beteiligte sich die RAG-Stiftung zudem an der Übernahme der Thyssenkrupp-Aufzugsparte TK Elevator mit mehr als 50.000 Beschäftigten. Zum Stiftungsportfolio gehört auch der Gelsenkirchener Wohnungskonzern Vivawest, der vor wenigen Wochen das Trikotsponsoring bei Schalke 04 übernommen hat.
Auch Vertrag von Bärbel Bergerhoff-Wodopia verlängert
Bernd Tönjes begann seinen Berufsweg im Jahr 1982 als technischer Angestellter unter Tage auf dem Bergwerk Fürst Leopold/Wulfen der Bergbau AG Lippe. Nach verschiedenen Stationen im Bergbau war er 1994 bis Anfang 1998 Werksleiter des Bergwerks Heinrich Robert in Hamm und 1998 bis Ende 1999 Werksleiter des Bergwerks Ewald/Hugo der Deutschen Steinkohle in Herten. 2000 trat er in den Vorstand der Deutsche Steinkohle AG ein und war ab Mai 2001 Vorstandschef.
Verlängert hat das Kuratorium der Stiftung auch den Vorstandsvertrag von Bärbel Bergerhoff-Wodopia – bis Dezember 2027. Die Managerin ist seit Dezember 2012 im Vorstand der RAG-Stiftung. Seit April 2019 ist sie zudem Vivawest-Aufsichtsratschefin.