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Die Übernahme des Stromkonzerns Steag durch einen Stadtwerke-Verbund kann für die Ruhr-Kommunen kostspieliger werden als bislang angenommen. Laut Staatskanzlei sind die Risiken für die Kommunen aus der Milliardenverpflichtung viel zu groß.

Die Übernahme des Stromkonzerns Steag durch einen Stadtwerke-Verbund kann für die Ruhr-Kommunen kostspieliger werden als bislang angenommen. Statt wie bisher bekannt rund 614 Millionen Euro sollen sich die Ge­meinden nach Recherchen die­ser Zeitung bereits heute verpflichten, etwa 1,2 Milliarden für die Steag zu zahlen.

Bisher hieß es, die Gemeindebetriebe würden 51 Prozent an der Steag für 614 Millionen kaufen. Tatsächlich aber sollen sich die Stadtwerke rund um Essen, Duisburg und Dortmund gleichzeitig verpflichten, in drei bis fünf Jahren auch die restlichen 49 Prozent zu einem festen Preis zu kaufen. Diesen Wunsch habe der Verkäufer, der Mischkonzern Evo­nik, geäußert, heißt es in den Kommunen.

Um diese so genannte Putt-Option abzudecken, müssten sich die Stadtwerke bereits jetzt zur Zahlung der Milliardensumme verpflichten. Für die Kommunen ist das ein Problem. Die bisherige Finanzierung deckt nur 614 Millionen Euro ab. Zudem haben bisher die Stadträte weder in Duisburg noch in Dortmund dem Geschäft zugestimmt.

NRW-Regierung besorgt

Nur Essen stimmte für die Steag-Übernahme. Dabei stellte der Rat den Kauf der restlichen 49 Prozent allerdings unter Gremienvorbehalt. Sollten die Stadtwerke Essen ei­nen Preis für die restlichen Steag-Anteile vereinbaren, muss der Rat neu entscheiden.

Damit nicht genug. Die rot-grüne Landesregierung zeigte sich erschreckt über die neuen Zahlen. Intern hieß es aus der Staatskanzlei, die Risiken für die Kommunen aus der Milliardenverpflichtung seien zu groß. Es sei aber denkbar, dass die Stadtwerke nur 51 Prozent der Steag kaufen und ein privater Partner die restlichen 49 Prozent übernimmt. Derzeit ist neben der tschechischen EPH noch der Entsorgungskonzern Remondis an den Verkaufsgesprächen beteiligt.

In Finanzkreisen heißt es indes, die Verhandlungen verliefen konstruktiv. An einer Lösung mit Blick auf die Putt-Option werde gearbeitet. Die Stadtwerke wollten sich zu den Entwicklungen nicht äußern. Die Entscheidung über den Steag-Verkauf soll noch im Dezember fallen.