Essen. Der Autokonzern reagiert auf die anhaltende Kritik an Manager-Boni: Künftig sollen auch die Vorstandsmitglieder Gehaltskürzungen hinnehmen, wenn die Arbeiter am Band auf einen Teil ihres Lohns verzichten müssen. Die Gewekschaften begrüßen den Schritt.
Der bayrische Automobilkonzern BMW reagiert damit als erstes Dax-30-Unternehmen auf das im Sommer beschlossene Gesetz zur „Angemessenheit von Vorstandsvergütungen”. Guntram Schneider, DGB-Vorsitzender in NRW, begrüßt den Vorstoß.
Künftig wolle der Automobilkonzern die Manager-Löhne an die Gehälter der Arbeiter koppeln, sagte BMW-Personalvorstand Harald Krüger der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” (FAS): „Damit stellen wir sicher, dass sich die Schere im Konzern nicht weiter öffnet.” Er gehe sogar davon aus, dass die Diskrepanz zwischen den Gehältern in der Chefetage und denen der gewöhnlichen Arbeiter in Zeiten mit weniger Gewinn kleiner werde: „Das Management erleidet dann deutlich höhere Einbußen als der Arbeiter am Band.”
Durchschnittlich verdient ein Angestellter in der BMW-Fabrik 40 000 Euro im Jahr, ein einfacher Vorstand kassiert mit einer Million Euro rund 25 mal mehr. Diese Relation solle stabil bleiben, so Personalvorstand Krüger im Interview. Aber: „Bisher wurde die erfolgsabhängige Vergütung je nach Hierarchiestufe auf unterschiedliche Weise ermittelt. Das ändern wir jetzt.”
Keine Karotte vor die Nase halten
Derzeit schaffe BMW die Voraussetzungen dafür mit dem Betriebsrat. Die Umstellung spiegele die Unternehmensphilosphie wider. Leistungsbereitschaft sei bei BMW selbstverständlich, die Mitarbeiter aus sich heraus motiviert: „Wir haben keine Leute, denen man ständig eine Karotte vor die Nase halten muss, damit sie sich bewegen.” Krüger kritisierte auch die bei Banken üblichen hohen Boni-Zahlungen. Geld zur Motivation sei schädlich für das Unternehmen.
Damit folgt BMW den Empfehlungen des neuen Gesetzes, das strengere Regeln bei Managergehältern vorsieht. Darin ist festgelegt, dass dem Aufsichtsrat eine größere Verantwortung für die Bezahlung des Vorstandes zukommen soll – bis hin zur persönlichen Haftung im Falle einer unangemessenen Vergütung. Was angemessen ist und was nicht, darüber lässt sich indes streiten.
Die BMW-Maßnahme beurteilt DGB-NRW-Chef Guntram Schneider als positiv: „Das ist doch keine schlechte Idee, ich kann mir das auch für Unternehmen in NRW vorstellen.” Allerdings würden in einem Mittelstandsland wie NRW nicht nur überhöhte Gehälter gezahlt. Vor allem im Finanzsektor jedoch sei die Bezahlung unverhältnismäßig. Vergleiche man die Einkünfte eines Investmentbankers mit denen eines mittelständischen Unternehmers, seien das „zwei Welten. Unternehmerischer Erfolg hängt aber nicht kausal mit dem Einkommen zusammen, das macht die Sache noch dramatischer”, mahnt Schneider. „Über 50 Prozent der Menschen gehen davon aus, dass es bei uns nicht mehr sozial gerecht zugeht.”
Die Frage nach der Gerechtigkeit von Managergehältern, beschäftigte kürzlich auch die US-Regierung. Sie beschloss, Spitzengehälter und Boni-Zahlungen zu begrenzen – besonders bei den Firmen, die in der Finanzkrise von Staatsgeldern profitiert haben.