Düsseldorf.

Der spanische ACS-Konzern treibt seine Übernahmepläne voran. Hochtief zeigt sich kämpferisch.

Herbert Lütke­stratkötter wirkt ruhig, konzentriert und fast ein wenig zu gelassen, als er seinen ersten großen Auftritt seit Beginn der Schlacht um den Essener Baukonzern Hochtief absolviert. Dr. Lü, wie der Hochtief-Chef im Unternehmen genannt wird, zeigt sich unerschütterlich und unbeirrt. Dabei befindet er sich mitten in einem Übernahmekampf, wie es ihn seit Jahren nicht mehr in Deutschland gegeben hat.

Der spanische ACS-Konzern hat mittlerweile bei der deutschen Wertpapieraufsicht Bafin sein Übernahmeangebot für den größten deutschen Baukonzern vorgelegt. Der Behörde bleiben nun maximal 15 Werktage Zeit, um die Unterlagen zu prüfen, dann bekommen die Hochtief-Aktionäre die Offerte zu sehen. Damit beginnt die entscheidende Phase in der Schlacht um den Revierkonzern.

Hochtief versucht derweil, den eigenen Aktienkurs in die Höhe zu treiben, damit die Übernahme für den ACS-Boss und Real-Madrid-Präsidenten Florentino Perez womöglich unbezahlbar wird. Als Lütke­stratkötter am Donnerstag in einem Konferenzraum des Düsseldorfer Flughafens die Neun-Monats-Zahlen des Konzerns präsentierte, umwarb er die Anleger mit einer Fülle von Plänen. Schon im nächsten Jahr will Hochtief die vor allem auf den Betrieb von Flughäfen und Mautstraßen spezialisierte Tochter Concessions an die Börse bringen oder Investoren anbieten. Hochtief hatte bereits 2009 eine Minderheitsbeteiligung an der Tochterfirma an die Börse bringen wollen, brach den Versuch aber wegen des schlechten Marktumfeldes ab.

Börsengang oder Verkauf von Hochtief-Tochter geplant

Diesmal sei man sogar zu einem Komplettverkauf bereit, erklärte Lütkestratkötter. Er bezifferte den Wert der Tochtergesellschaft auf 1,6 Milliarden Euro. 2012 – und damit ein Jahr früher als geplant – will Hochtief außerdem die 50-prozentige Beteiligung an der Immobilienfirma Aurelis verkaufen. Auch dies könnte einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in die Konzernkassen spülen. Das Geld aus den Verkäufen will Hochtief zumindest teilweise an die Aktionäre ausschütten.

Hochtief legte darüber hinaus ehrgeizige Gewinnprognosen bis zum Jahr 2013 vor, um der Bilanz mehr Glanz zu geben. An der Börse erzielten die Ankündigungen allerdings kaum Wirkung.

Durch eine neue Konzernstruktur will Hochtief jährlich rund 40 Millionen Euro einsparen. Die Holding soll sich künftig auf die strategische Führung des Konzerns konzentrieren, der in die Unternehmensbereiche Amerika, Asien-Pazifik, Europa und die Sparte Concessions aufgeteilt wird. Verbunden sind die Pläne mit Personalabbau. „Wir werden eine relativ geringe Zahl von Mitarbeitern freisetzen“, so Lütkestratkötter. Derzeit gebe es Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern.

Lütkestratkötter will kämpfen

Wer den Konzernchef auf seine persönliche Zukunft anspricht, erhält als Antwort: „Aufgeben gilt nicht.“ Von einer Diskussion über eine mögliche Abfindung im Falle einer Übernahme will er nichts wissen. Rund vier Millionen Euro könnte der 60-Jährige laut Geschäftsbericht als Entschädigung erhalten. Dass ihm der Abschied versüßt werden könnte? „Das kann ich mir in keiner Weise vorstellen“, beteuert er.

Mit Blick auf seine Gemütslage gibt Lütkestratkötter drei Hinweise: Er sei Ingenieur, Münsterländer und Marathonläufer. Als Ingenieur könne er nichts anfangen mit martialischem Kriegsgeschrei. Ein Münsterländer halte Wort. Und der Marathonläufer lasse erst nach, wenn das Ziel erreicht sei. Ein Stück weit ist es auch seine Art, über die Zukunft von Hochtief zu sprechen. Denn viele Details dazu, wie der Konzern die Übernahme noch verhindern will, behält der Manager für sich. Hochtief plane „definitiv noch strategische Schritte“, sagt er – mehr nicht. Der Gegner soll sich nicht wappnen können.