Berlin. .

Im Oktober waren 2,945 Millionen Menschen ohne Arbeit, wie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mitteilte. Zuletzt hatte die Arbeitslosigkeit zu Anfang der 90er Jahre so niedrig gelegen.

Der rasante Wirtschaftsaufschwung hat die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 1992 fallen lassen. Im Oktober waren 2,945 Millionen Menschen ohne Arbeit, wie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Mittwoch in Berlin sagte. Damit waren erstmals seit zwei Jahren wieder weniger als drei Millionen Menschen ohne Job.

Die Zahl der Arbeitslosen sank laut von der Leyen im Vergleich zu September um 86.000, bereinigt um saisonale Einflüsse um 3000. Die Arbeitslosenquote lag damit bei 7,0 Prozent. Dies sei „ein ganz großer Erfolg für die Menschen“, sagte von der Leyen.

Von der Leyens Karriere

Ursula von der Leyen ist die Tochter des ehemaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Ernst Albrecht (CDU), und seiner Frau Heide Adele.
Ursula von der Leyen ist die Tochter des ehemaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Ernst Albrecht (CDU), und seiner Frau Heide Adele. © imago stock&people
Sie ist seit 1986 mit dem Medizin-Professor und Unternehmer Heiko von der Leyen verheiratet.
Sie ist seit 1986 mit dem Medizin-Professor und Unternehmer Heiko von der Leyen verheiratet.
Sieben Kinder gehören zu der Großfamilie.
Sieben Kinder gehören zu der Großfamilie. © ddp
Bei so viel eigenem Nachwuchs lag es nicht fern,...
Bei so viel eigenem Nachwuchs lag es nicht fern,... © ddp
...dass von der Leyen 2005 das Amt der Bundesfamilienministerin übernahm. Der Einzug ins Kabinett war vorläufiger Höhepunkt einer raschen Karriere. Bis 2004...
...dass von der Leyen 2005 das Amt der Bundesfamilienministerin übernahm. Der Einzug ins Kabinett war vorläufiger Höhepunkt einer raschen Karriere. Bis 2004... © ddp
...war sie Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion in der niedersächsischen Stadt Sehnde. Am 4. März wurde sie Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit in Niedersachsen.
...war sie Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion in der niedersächsischen Stadt Sehnde. Am 4. März wurde sie Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit in Niedersachsen. © ddp
Als Bundesfamilienministerin wurde Ursula von der Leyen am 22. November 2005 ins Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel berufen.
Als Bundesfamilienministerin wurde Ursula von der Leyen am 22. November 2005 ins Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel berufen. © imago stock&people
Die 50-Jährige führte zum 1. Januar 2007 das Elterngeld ein und schaffte dafür das Erziehungsgeld ab.
Die 50-Jährige führte zum 1. Januar 2007 das Elterngeld ein und schaffte dafür das Erziehungsgeld ab. © ddp
Beim Kita-Streik stellte sie sich auf einer Großdemo an die Seite der Erzieher:
Beim Kita-Streik stellte sie sich auf einer Großdemo an die Seite der Erzieher: "Seit fast 20 Jahren hat sich in Ihren Portemonnaies nicht geändert. Das muss sich aber ändern!" Die schwierige Arbeit im sozialen Bereich müsse „ordentlich entlohnt werden”. © ddp
Durchgeboxt hat die Ministerin ein Gesetz zur Sperrung von Kinderpornografie-Seiten im Netz - obwohl Kritiker darin den Anfang einer umfassenden Internetzensur befürchten.
Durchgeboxt hat die Ministerin ein Gesetz zur Sperrung von Kinderpornografie-Seiten im Netz - obwohl Kritiker darin den Anfang einer umfassenden Internetzensur befürchten. © imago stock&people
Datenschützer werfen der Bundesregierung vor, das Gesetz sei in einer Art Hauruckaktion entstanden - ohne eine ausführliche Beratung zu den Regelungen. Prompt erhielt sie den Beinamen
Datenschützer werfen der Bundesregierung vor, das Gesetz sei in einer Art Hauruckaktion entstanden - ohne eine ausführliche Beratung zu den Regelungen. Prompt erhielt sie den Beinamen "Zensursula". © ddp
Ursula von der Leyen und der Präsident des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA), Joerg Ziercke, zeigen das Stopp-Schild, das in Zukunft erscheinen soll, wenn Internetnutzer versuchen auf kinderpornographische Seiten zuzugreifen.
Ursula von der Leyen und der Präsident des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA), Joerg Ziercke, zeigen das Stopp-Schild, das in Zukunft erscheinen soll, wenn Internetnutzer versuchen auf kinderpornographische Seiten zuzugreifen. © ddp
Manches Fettnäpfchen hat sie schon getroffen: So verkündete sie, dass die Geburtenrate 2008 angestiegen sei, was sie als Erfolg des Elterngeldes wertete. Allerdings kannte sie nur die Statistik der ersten neun Monate. Im gesamten Jahr war die Zahl der Geburten gesunken.
Manches Fettnäpfchen hat sie schon getroffen: So verkündete sie, dass die Geburtenrate 2008 angestiegen sei, was sie als Erfolg des Elterngeldes wertete. Allerdings kannte sie nur die Statistik der ersten neun Monate. Im gesamten Jahr war die Zahl der Geburten gesunken. © AP
Von der Leyen - hier mit Ex-Justizministerin Brigitte Zypries und Karl-Theodor zu Guttenberg (damals Wirtschafts-, heute Verteidigungsminister) - sorgte mit der Ankündigung für Zündstoff, minderjährige Testkäufer einzusetzen, um Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz aufzudecken.
Von der Leyen - hier mit Ex-Justizministerin Brigitte Zypries und Karl-Theodor zu Guttenberg (damals Wirtschafts-, heute Verteidigungsminister) - sorgte mit der Ankündigung für Zündstoff, minderjährige Testkäufer einzusetzen, um Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz aufzudecken. © ddp
Ihren Bekanntheitsgrad steigerte sie mit Fernsehauftritten wie in der ZDF-Show
Ihren Bekanntheitsgrad steigerte sie mit Fernsehauftritten wie in der ZDF-Show "Wetten, dass...?". Mit dem australischen Schauspieler Hugh Jackman verstand sie sich so gut..., © ddp
..., dass er sie auf Händen über die Bühne trug.
..., dass er sie auf Händen über die Bühne trug. © imago stock&people
Spontan kletterte sie zudem in eine Tonne.
Spontan kletterte sie zudem in eine Tonne. © ddp
Seite an Seite mit der britischen Schauspielerin Kate Winslet zeigte sich Ursula von der Leyen auf der Premierenparty des Films
Seite an Seite mit der britischen Schauspielerin Kate Winslet zeigte sich Ursula von der Leyen auf der Premierenparty des Films "Der Vorleser". © AP
Die Bundesfamilienministerin lebt gerne das Idealbild der voll berufstätigen Mutter vor. Und sie weiß, wie sie sich für ein gutes Pressefoto inszenieren muss:
Die Bundesfamilienministerin lebt gerne das Idealbild der voll berufstätigen Mutter vor. Und sie weiß, wie sie sich für ein gutes Pressefoto inszenieren muss: © AP
Zum Beispiel beim Tanzbein schwingen - hier mit Tanzlehrerin Eneida Kasper bei der Einweihung des St. Josef-Haus in Wesel, einem Mehrgenerationenhaus.
Zum Beispiel beim Tanzbein schwingen - hier mit Tanzlehrerin Eneida Kasper bei der Einweihung des St. Josef-Haus in Wesel, einem Mehrgenerationenhaus. © NRZ
Das Thema Ernährung hat sich Ursula von der Leyen (hier mit Starköchin Sarah Wiener) bei der Initiative
Das Thema Ernährung hat sich Ursula von der Leyen (hier mit Starköchin Sarah Wiener) bei der Initiative "Für ein kindergerechtes Deutschland" auf die Fahnen geschrieben. © ddp
Mit Angela Merkel feierte sie deren Wiederwahl zur Kanzlerin durch die Abgeordneten im Bundestag am 28. Oktober 2009.
Mit Angela Merkel feierte sie deren Wiederwahl zur Kanzlerin durch die Abgeordneten im Bundestag am 28. Oktober 2009. © AP
Ursula von der Leyen wurde erneut ins Bundesfamilienministerium berufen,...
Ursula von der Leyen wurde erneut ins Bundesfamilienministerium berufen,... © AP
...sie wäre aber lieber Bundesgesundheitsministerin geworden. Dieses Ministerium ging an den jungen FDP-Kollegen Philipp Rösler (r.). Trotzdem sollte sie schon bald das Ressort wechseln. Nach dem Rücktritt...
...sie wäre aber lieber Bundesgesundheitsministerin geworden. Dieses Ministerium ging an den jungen FDP-Kollegen Philipp Rösler (r.). Trotzdem sollte sie schon bald das Ressort wechseln. Nach dem Rücktritt... © ddp
...des Arbeitsministers Franz Josef Jung (l.) nur vier Wochen nach der Amtsübernahme...
...des Arbeitsministers Franz Josef Jung (l.) nur vier Wochen nach der Amtsübernahme... © AP
...berief Angela Merkel Ursula von der Leyen noch am selben Tag zur neuen Ministerin für Arbeit und Soziales.
...berief Angela Merkel Ursula von der Leyen noch am selben Tag zur neuen Ministerin für Arbeit und Soziales. © ddp
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Zwischenzeitlicher Anstieg auf mehr als 3,6 Millionen

Zuletzt waren im Oktober 1992 weniger Menschen arbeitslos als jetzt, damals waren es 2,928 Millionen. Unter drei Millionen lag die Zahl der Jobsuchenden letztmals im Oktober und November 2008. Dann war sie durch den Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise allerdings zwischenzeitlich auf mehr als 3,6 Millionen gestiegen.

Ihren Höhepunkt hatte die Arbeitslosigkeit 2005 erreicht - mit einem Jahresdurchschnitt von 4,861 Millionen Arbeitslosen. In einigen Monaten lag sie in diesem Jahr sogar über der Marke von fünf Millionen. Grund war auch die Hartz-IV-Reform, die am 1. Januar 2005 in Kraft trat. Durch sie wurden viele bisherige Sozialhilfe-Empfänger wieder in die Statistik aufgenommen.

Grund für die positive Entwicklung ist die schnelle Erholung der Wirtschaft nach der Krise. Dabei half auch, dass die Arbeitslosigkeit in der Krise diesmal kaum gestiegen war, wozu die Erleichterung der Kurzarbeit durch die große Koalition beigetragen hatte. Von der Leyen betonte, die deutsche Wirtschaft sei nach der Krise fähig gewesen, schnell auf neue Aufträge zu reagieren, „weil sie die richtigen Fachkräfte im Betrieb hatte“.

300.000 Stellen durch Kurzarbeit gesichert

Von der Leyen hatte am Mittwoch schon vor Verkündung der Arbeitslosenzahlen einen Arbeitsmarktbericht im Bundeskabinett vorgestellt. „Die Analyse zeigt, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt kein Zufallsprodukt ist, sondern das Ergebnis richtiger Arbeitsmarktreformen sowie eines klugen und vorausschauenden Krisenmanagements“, erklärte die Ministerin. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, durch die Kurzarbeit seien in der Krise 300.000 Stellen gesichert worden.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt von der Leyen zufolge jetzt um 100.000 unter dem Vorkrisen-Niveau. „Wir sehen, dass zum ersten Mal in einer Krise und nach einer Krise die verfestigte Sockelarbeitslosigkeit nicht gestiegen ist.“ In den vergangenen vier Jahren habe sich die Zahl der Menschen, die über ein Jahr keine neue Arbeit finden, sogar auf 900.000 halbiert.

Trotz der guten Zahlen gelte nun, sich auf die anstehenden Herausforderungen einzustellen, sagte von der Leyen. „Dominierendes Thema“ werde der Fachkräftebedarf sein. Die Ministerin erklärte, künftig müsse nicht nur „das inländische Potenzial“ stärker genutzt werden. Notwendig sei auch „eine klug gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften“.

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Bundestag, Thomas Oppermann, sagte am Mittwoch in Berlin, die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt „kann klar zurückgeführt werden auf die rot-grüne Arbeitsmarktpolitik sowie auf die Krisenstrategie der großen Koalition“. Jetzt gehe es darum, Vollbeschäftigung zu erreichen. (afp)