Essen. .

Hausärzte befürchten eine Reduzierung ihrer Honorare durch die Gesundheitsreform der Bundesregierung - dabei ist ihr Einkommen seit 2007 teils erheblich gestiegen. Am Mittwoch protestierten die Hausärzte auf einer zentalen Veranstaltung in Essen.

Mit Praxisschließungen und einer zentralen Veranstaltung in Essen mit 1800 Teilnehmern haben Hausärzte gestern gegen die geplante Gesundheitsreform der Bundesregierung protestiert. Sie befürchten, dass ihre Honorare durch die Reform geschmälert werden. Die Aktionen stießen auf teils heftige Kritik.

Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) warf den Hausärzten vor, ihren Protest auf dem Rücken von Patienten auszutragen: „Wenn Patienten bei symbolischen Praxisschließungen mit Schmerzen vor verschlossenen Türen stehen, weil Ärzte ihre finanziellen Forderungen durchsetzen wollen, ist das völlig inakzeptabel“, sagte sie der NRZ. Zugleich äußerte sie Verständnis für das Anliegen der Mediziner: „Niedergelassene Ärzte in NRW bekommen für die gleiche Leistung noch immer weniger Geld als Mediziner in anderen Bundesländern.“ Das sei nicht einzusehen, so Steffens.

„Ein Verstoß gegen ärztliche Pflichten“

Ähnlich äußerte sich Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe. Die Allgemeinmediziner seien „jahrelang die Aschenputtel der ärztlichen Vergütungshierachie“ gewesen, sagte er der NRZ. Er stelle sich aber „wie viele die Frage, ob die Maßnahmen, die die Hausärzte jetzt ergreifen, angemessen sind“. Die gesetzlichen Krankenkassen teilten gestern mit, die Praxisschließungen seien „ein Verstoß gegen ärztliche Pflichten“ und forderten die Landesregierung zum Einschreiten auf.

Der Protest der Hausärzte richtet sich gegen geplante Änderungen bei den sogenannten Hausarztverträgen. Das sind zwischen Krankenkassen und Medizinern ausgehandelte Verträge, die mit teils erheblichen Honorarsteigerungen für die Hausärzte verbunden sind. Künftig sollen diese Honorarsteigerungen nur noch dann möglich sein, wenn sie an anderer Stelle ausgeglichen werden können. Dadurch sei die ambulante Versorgung langfristig gefährdet, sagen die Hausärzte.

Durschnittlicher Verdienst 10 000 Euro brutto im Monat

Tatsächlich sind die Honorare der niedergelassenen Fach- und Hausärzte seit dem Jahr 2007 teils erheblich gestiegen, wie aus Berechnungen des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen hervorgeht - bundesweit um 11 Prozent, im Kammerbezirk Nordrhein um 9,4 Prozent. Hausärzte verdienen laut Krankenkassen nach Abzug der Praxiskosten durchschnittlich 10 000 Euro brutto im Monat. Der durchschnittliche Umsatz der Hausärzte im Kammerbezirk Nordrhein ist laut Kassenärztlicher Vereinigung von etwa 174 000 Euro im Jahr 2000 auf knapp 193 000 Euro im Jahr 2009 gestiegen.