Düsseldorf. .

„55,68 Euro je Aktie – das kann doch nicht alles sein.“ So oder ähnlich dürfte die einhellige Reaktion der Aktionäre des Essener Baukonzerns Hochtief auf die Offerte des Großaktionärs ACS gewesen sein.

Das spanische Unternehmen will seinen Anteil von derzeit 29,98 Prozent ausbauen und Hochtief komplett übernehmen. Hierfür hat ACS allen Aktionären ein freiwilliges – aber umso weniger verlockendes Übernahmeangebot – gemacht. Mit seiner Offerte erfüllt der spanische Konzern lediglich das gesetzliche Minimum, mehr aber auch nicht.

Einen Bonus auf den Börsenkurs suchen Anleger dagegen vergeblich. Das Angebot von umgerechnet 55,68 Euro je Hochtief-Aktie liegt vielmehr 1,1 Prozent unter dem Börsenpreis am Tag vor der Veröffentlichung.

Preis ist viel zu gering

Dieses Angebot ist aber nach einhelliger Meinung von Aktionärsschützern aus Deutschland und aus Spanien nicht nur aus rein börsenmathematischer Sicht ärgerlich, weil der Preis zu gering ist. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz kritisiert die ACS-Offerte auch deshalb, weil damit die eigentliche Idee des geltenden Übernahmerechtes ausgehebelt und damit ad absurdum geführt wird.

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Denn im Kern soll das 2001 in Kraft getretene Übernahmegesetz (WpÜG) klare Vorgaben für eine Übernahme liefern und zugleich die Minderheitsaktionäre schützen. Sie haben sich bewusst an einem Unternehmen mit einer bestehenden Struktur beteiligt. Wenn hier nun die Kon-trolle wechselt und so Strategien geändert oder ganz neue Richtungen eingeschlagen werden, soll jedem Minderheitsaktionär nach dem Willen des Gesetzes die Möglichkeit zu einem für ihn lohnenden Ausstieg geboten werden.

Das Mittel dafür soll ein attraktives Kaufangebot sein. Es muss im Vergleich zu anderen Übernahmen angemessen sein und vor allem eine Alternative zum aktuellen Börsenkurs bieten. Aber genau das verweigert ACS den privaten Investoren. Die Offerte bietet nicht nur keinerlei finanziellen Mehrwert. ACS hält es nicht einmal für nötig, den Aktionären ein Angebot in bar zu machen, sondern bietet einen Aktientausch an. Wer darauf eingeht, bekommt neben dem unattraktiven Preis zusätzlich das unerwünschte Risiko, dass ACS-Aktien möglicherweise zu hoch bewertet sein könnten und damit hohes Rückschlagspotenzial haben.

Aktionäre dürften kaum von dem Angebot begeistert sein

Ein derart schlechtes Tauschgeschäft ist sicher nicht die Intention, die der Gesetzgeber bei der Schaffung des WpÜG im Sinn hatte. Eine attraktive Ausstiegsmöglichkeit für Minderheitsaktionäre kann eigentlich deshalb nur über ein vernünftiges Bar-Angebot erfolgen. So ist es bei Übernahmen generell gängige Praxis. Wenn ein Großaktionär die Kleinanleger per „Squeeze-out“, wie es heißt, aus dem Unternehmen herausdrängen will, ist es sogar gesetzlich verpflichtend, ein Angebot in bar zu machen. Dies weiß natürlich auch ACS. Dass das Unternehmen dennoch nur einen schlechten Aktientausch anbietet und damit eine Lücke im Gesetz ausnutzt, ist überspitzt formuliert eine schallende Ohrfeige für Minderheitsaktionäre.

Es ist daher kaum anzunehmen, dass es dem Unternehmen bei einem solch schlechten Angebot gelingen könnte, wirklich Aktionäre auf seine Seite zu ziehen.