Essen. War die Bundesregierung zu hart gegenüber Arcandor? Wirtschaftsminister Guttenberg (CSU) verteidigt die Ablehnung von Staatshilfen und erntet dafür Kritik vom SPD-Kanzlerkandidaten Steinmeier. Derweil geht das Tauziehen um die Zukunft von Karstadt weiter. Metro bekräftigt sein Interesse.
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Verweigerung von Staatshilfen für den inzwischen pleite gegangenen Handelskonzern Arcandor verteidigt. «Wenn Eigentümer und Gläubiger nicht bereit sind, Risiken zu übernehmen, kann man diese doch nicht dem Steuerzahler aufbürden», sagte der CSU-Politiker der «Bild»-Zeitung. Im übrigen bedeute eine Insolvenz nicht das Ende aller Dinge, sondern könne den Boden für einen erfolgreichen Neustart bereiten.
Nach der Europawahl habe die Bundesregierung keine strengeren Maßstäbe für Staatshilfen für notleidende Unternehmen als vor der Wahl, betonte Guttenberg. Man habe von Anfang an klargestellt, dass Staatshilfe für große wie kleine Unternehmen an klare und objektive Kriterien gebunden sein müsse. «Größe und Lautstärke des Rufes dürfen nicht der alleinige Maßstab sein. Daran hat sich nichts verändert.»
Treffen mit dem Betriebsrat
Am heutigen Mittwoch will sich der Minister mit Arbeitnehmervertretern von Arcandor treffen, um über die Rettung von Arbeitsplätzen zu beraten. Der Staat habe den Zustand des Unternehmens nicht zu verantworten, betonte der CSU-Politiker. «Aber wir lassen die Mitarbeiter nicht im Stich. Ich werde mich heute mit den Arbeitnehmervertretern zusammensetzen und ausloten, wie die Bundesregierung am wirkungsvollsten zum dauerhaften Erhalt von Arbeitsplätzen beitragen kann.»
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kritisierte Guttenbergs Kurs. «In einer Regierung muss man an einem Strang ziehen», sagte der SPD-Kanzlerkandidat. «Es kann doch nicht sein, dass der Arbeitsminister für Arbeit kämpft und der Wirtschaftsminister für Insolvenzen.» Zukunftsfähige Arbeitsplätze zu erhalten sei allemal besser, als Arbeitslosigkeit zu finanzieren.
Metro-Chef träumt von deutschem Warenhauskonzern
Unterdessen ist nach der Insolvenz der Karstadt-Mutter Arcandor das Interesse von Metro an den Karstadt-Warenhäusern ungebrochen. Metro-Chef Eckhard Cordes bekräftigte sein Interesse an einer Fusion der Kaufhausketten Kaufhof und Karstadt. Metro sei schon vorher an einer Übernahme der Karstadt-Warenhäuser interessiert gewesen, «unabhängig davon, ob Arcandor in die Insolvenz geht oder nicht», sagte Cordes am Dienstagabend im ZDF. Die Übernahme werde jedoch «kein Schnäppchen». Metro werde einen «fairen Preis» für die Karstadt-Häuser zahlen.
Nach der geplanten Zusammenlegung von Karstadt und Kaufhof sollen laut Cordes von den dann insgesamt 200 Warenhäusern rund 160 erhalten bleiben. Mit den «besten und geeignetsten» Häusern könne ein «langfristig lebensfähiger» Konzern geschmiedet werden. Dies sei das «kurz- und mittelfristige Ziel» des Konzerns. Er glaube sogar, «dass es die Möglichkeit geben könnte, ein solches neues Unternehmen an die Börse zu bringen», sagte Cordes.
Italiener offenbar an Einstieg interessiert
Der Metro-Chef zeigte sich zuversichtlich, dass das Kartellamt keine Bedenken gegen die Fusion anmelden werde. Es habe dazu bereits Vorgespräche gegeben. Metro sei jedoch nur an Karstadt und nicht an einem Einstieg beim Mutter-Konzern Arcandor interessiert, betonte Cordes.
Metro könnte sich bei einer möglichen Übernahme einen Partner ins Boot holen. Auch ein späterer Verkauf eines fusionierten Warenhauskonzerns ist nicht ausgeschlossen. Einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge, ist der italienische Unternehmer Maurizio Borletti an einer Beteiligung an einem neuen Warenhauskonzern interessiert. Metro-Chef Cordes prüfe bereits den Weiterverkauf eines möglichen neuen Konzerns an einen ausländischen Käufer. Ein Metro-Sprecher bestätigte lediglich, dass Metro die Warenhäuser zunächst einer ein- bis zweijährigen Umstrukturierung unterziehen wolle, um sie dann mehrheitlich abzugeben. Dabei sei auch der Börsengang eine Option. (ap/ddp/afp)
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