Essen. Der Karstadt-Insolvenzverwalter kann aufatmen: Die Gewerkschaft Verdi sperrt sich nicht mehr grundsätzlich gegen einen Sanierungsbeitrag der Mitarbeiter. Die Verhandlungen darüber sollen rasch beginnen. Allerdings stellt die Gewerkschaft Bedingungen.

Rund drei Wochen vor der Gläubigerversammlung der insolventen Warenhauskette Karstadt hat die Gewerkschaft ver.di die Weichen für einen möglichen weiteren Sanierungsbeitrag der Beschäftigten gestellt. Die Karstadt-Tarifkommission von Verdi beschloss am Freitag in Essen, mit der Karstadt-Unternehmensleitung und der Insolvenzverwaltung des Mutterkonzerns Arcandor über einen Sanierungs-Tarifertag zu verhandeln.

Keine Einschnitte bei Monatsgehältern

Die Verhandlungen sollen zunächst an drei Tagen - Dienstag, Mittwoch und Donnerstag - in Essen stattfinden. Verdi geht mit einer Reihe von Bedingungen in die Gespräche. Einschnitte bei den Monatsgehältern werde man nicht akzeptieren, betonte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Margret Mönig-Raane. Auch die im Raum stehende Schließung von 19 Häusern werde nicht automatisch Grundlage der Gespräche sein, sondern müsse geprüft werden. Es gehe darum, für die Beschäftigten die Sicherheit von deren Gehalt und Arbeitsplatz sowie einen Kündigungsschutz durchzusetzen. «Der Tarifvertrag darf kein Blankoscheck werden, betonten Mönig-Raane.

Die Insolvenzverwaltung erwartet von den rund 30 000 Karstadt-Mitarbeitern laut Verdi Einsparungen von jährlich 50 Millionen Euro über drei Jahre. Der Sanierungsbeitrag der Mitarbeiter gilt als Voraussetzung dafür, dass der Insolvenzverwalter des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, Klaus-Hubert Görg, auf der Karstadt-Gläubigerversammlung am 10. November ein mit allen Seiten abgestimmtes Sanierungskonzept vorlegen kann. Das Konzept gilt als Bedingung für die erfolgreiche Suche nach einem Investor.

Große Hoffnung Weihnachtsgeschäft

Erst im Vorjahr hatte die Karstadt-Belegschaft einen weiteren Sanierungs-Tarifvertrag für das seit Jahren angeschlagene Unternehmen akzeptiert. Damals hatte man sich unter anderem auf eine bedingte Job-Garantie verständigt. Die Bedingungen des letzten Vertrages dürften »auf keinen Fall unterschritten« werden, betonte Mönig-Raane. Seit 2004 steuerte die Belegschaft laut Verdi mit Einschränkungen bei Gehältern und Urlaubsgeld über 300 Millionen Euro zur Sanierung der Warenhaus-Kette bei.

Nach Angaben von Mönig-Raane machte Karstadt im Oktober mehr Umsatz als geplant. "Große Erwartungen liegen nun auf dem Weihnachtsgeschäft", fügte sie hinzu. Entscheidend für die Zukunft der Warenhauskette werde das erste Halbjahr 2010 sein. Bis dahin sei zu hoffen, das ein Investor gefunden sei. (ddp)