Washington. .
Besser als befürchtet hat sich der Arbeitsmarkt in den USA zuletzt entwickelt. Die Zahl der Beschäftigten sinkt deutlich langsamer als erwartet und auch die Finanzmärkte hoffen nun, dass die Rezession ausbleibt.
Kleiner Hoffnungsschimmer für die amerikanische Wirtschaft: Im August verloren nur halb so viele Menschen ihren Arbeitsplatz wie befürchtet. Die Zahl der Beschäftigten sank amtlichen Angaben vom Freitag zufolge lediglich um 54.000. Dies dämpfte an den Finanzmärkten die Furcht vor einem Rückfall der weltgrößten Volkswirtschaft in die Rezession, die Aktien zogen in Europa und den USA deutlich an.
Neue Jobs in der Privatwirtschaft
In der Privatwirtschaft entstanden sogar 67.000 neue Jobs, während die Regierung 121.000 Stellen strich. Sie hatte für die Volkszählung vorübergehend Hunderttausende Mitarbeiter angeheuert, die nun nicht mehr gebraucht werden. Zudem fiel der Arbeitsplatzabbau in den beiden Vormonaten um 123.000 geringer aus als zunächst angenommen. Die Arbeitslosenquote stieg dennoch von 9,5 auf 9,6 Prozent.
Experten sehen in den Zahlen einen Anhaltspunkt dafür, dass die weltgrößte Volkswirtschaft nicht erneut schrumpfen wird. „Dies deutet nicht darauf hin, dass wir kopfüber in eine Rezession stürzen“, sagte US-Chefvolkswirt Nigel Gault von IHS Global Insight. Der Aufschwung nach der schwersten Wirtschaftskrise der vergangenen 70 Jahren war im Frühling fast zum Erliegen gekommen: Das Bruttoinlandsprodukt wuchs nur noch um 0,4 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal, während Deutschland ein Plus von 2,2 Prozent schaffte.
Keine neuen Konjunkturpakete
Die hohe Arbeitslosigkeit steht einer Konjunkturerholung im Weg. Die US-Wirtschaft hängt zu 70 Prozent vom privaten Konsum ab. Die Wirtschaftskrise hatte mehr als acht Millionen Amerikanern den Job gekostet. Auch die Einkommen steigen nur langsam: Die Stundenlöhne erhöhten sich im August um 0,3 Prozent. „Die Wirtschaft steckt in einer Flaute“, resümierte Ryan Sweet von Moddy“s Economy.com.
Trotz der wackeligen Erholung erwägt die Demokratische Partei von Präsident Barack Obama keine neuen Konjunkturpakete. „Wir ziehen kein zweites Konjunkturprogramm in Betracht“, sagte Präsidialamtssprecherin Amy Brundage. Obama hatte im vergangenen Jahr 814 Milliarden Dollar in die Wirtschaft gepumpt, um Stellen zu schaffen. Der Präsident steht gut zwei Monate vor den Kongresswahlen unter Druck, angesichts der Furcht vor einer neuen Rezession Handlungsbereitschaft zu demonstrieren. In der schleppenden Konjunkturerholung gilt vor allem der Arbeitsmarkt als Sorgenkind. Obama erwägt weitere Steuerkürzungen für Unternehmen. Damit sollten Firmen dazu angehalten werden, Jobs in den USA zu schaffen. Auch eine Verlängerung von Steuererleichterungen für die Mittelschicht werde in Erwägung gezogen.
Die meisten Jobs schufen im August die Dienstleister. Im größten Wirtschaftszweig entstanden 67.000 neue Stellen. Auch im Baugewerbe stieg die Zahl der Beschäftigten wieder. In der Industrie wurden dagegen 27.000 Jobs gestrichen. (rtr)