Frankfurt/Main. Die Bluttests bei Daimler rufen die Datenschützer auf den Plan. Sie bezeichnen die von Bewerbern geforderten Blutproben als "ganz klar illegal". Daimler soll die Job-Kandidaten noch während des Bewerbungsverfahrens zur Blutabgabe aufgefordert haben.

Datenschützer halten die Bluttests in Bewerbungsverfahren beim Autobauer Daimler für rechtswidrig: «Das ist ganz klar illegal», sagte Marit Hansen, stellvertretende Leiterin des Datenschutzzentrums Schleswig Holstein, der «Frankfurter Rundschau». «Die Daten müssen gelöscht und alle Betroffenen müssen informiert werden.» Das Vorgehen von Daimler verstoße «gegen alle bestehenden Regeln des Datenschutzes».

Medizinische Daten dürften auf Bewerbungsverfahren keinen Einfluss haben. Nur bei speziellen Berufsgruppen wie etwa Ärzten gebe es Ausnahmen, um beispielsweise Pandemien zu vermeiden. In normalen Bewerbungsgesprächen dürften medizinische Daten nicht erhoben werden, sagte Hansen.

Mit Blutproben allerlei Tests möglich

Mit Blutproben könne von Gesundheitstests bis zur Genanalyse und der Prüfung von Verwandtschaftsverhältnisse alles Mögliche hinter dem Rücken der Mitarbeiter gemacht werden. Auch die von Daimler behauptete Freiwilligkeit der Tests sei im Machtgefälle der Bewerbungs-Situation zweifelhaft: «Der Jobsuchende hat gar keine reale Chance, die Untersuchung abzulehnen», sagte Hansen der Zeitung. «Dass dies zum Schutz der Mitarbeiter geschieht, ist eine Ausrede.»

Daimler müsse sein Bewerbungsverfahren «den Rechtsnormen anpassen», forderte die Datenschützerin. «Hier sind Bußgelder in erheblichem Ausmaß möglich.» Zudem könnten Bewerber, die wegen solcher Gesundheitstests einen Job nicht bekommen, «mit hohen Erfolgschancen klagen».

Daimler weist Kritikzurück

Norddeutsche Rundfunk hatte berichtet, dass Bewerber für neue Stellen schon während des Bewerbungsverfahrens Blutproben abgeben müssten. Dem Radiosender laen eigenen Angaben zufolge Unterlagen vor, nach denen Bewerbern Blut abgenommen wurde, obwohl eine Arbeitsstelle noch nicht zugesagt worden sei. Die baden-württembergische Aufsichtsbehörde kündigte eine Überprüfung des Vorwurfs an.

Eine Daimler-Sprecherin sagte, im Rahmen von Bewerbungsverfahren würden weder Bluttests noch Gesundheitstests gemacht. «Diese erfolgen im Rahmen von Einstelluntersuchungen, die sowohl vor einer mündlichen oder schriftlichen Zusage oder auch danach stattfinden können.» Bei der Einstelluntersuchung werde ärztlich untersucht, ob der Bewerber für die Stelle, für die er sich beworben habe, geeignet sei. (ddp/ap