Berlin. Sollte Opel überleben, werden die Beschäftigten zehn Prozent am neuen Unternehmen besitzen. Das beschlossen die Bundesregierung, der Investor Magna und General Motors. Die Gewerkschaft IG Metall ist zu diesem Experiment bereit – geht damit aber ein Risiko ein.
Keine Firma in Deutschland hat eine so große Beteiligung der Beschäftigten am Kapital wie in Zukunft Opel. Warum sollen sich die Beschäftigten beteiligen?
Opel braucht Geld. Eine Möglichkeit, es zu beschaffen: Arbeitskosten senken. Dazu kann man Jobs streichen oder die Löhne senken. Den zweiten Weg würden Betriebsräte und Gewerkschaft mitgehen – unter einer Bedingung: Die Mitarbeiter sollen Gegenleistungen erhalten. „Wenn sich die Belegschaft am Risiko beteiligt, muss sie auch Mitsprache haben", sagt Oliver Burkhard, NRW-Chef der IG Metall. „Das Prinzip muss lauten: Beteiligung statt Lohnsenkung.”
Wie sollen die Mitarbeiter das Geld aufbringen?
Die IG Metall will verhindern, dass der Lohn sinkt. Kürzungen könnte es daher bei Zusatz-Zahlungen geben – bei Urlaubs- oder Weihnachtsgeld. Dass der Lohn nicht tabu ist, beweist aber eine jüngst getroffene Einigung. Die schon beschlossene Lohnerhöhung von 2,1 Prozent stundet die Belegschaft der Firma unter der Bedingung, dass sie in eine Gesamtlösung für Opel eingebracht wird.
Welche Summen können die Mitarbeiter einzahlen?
Insgesamt erhält die Opel-Belegschaft je Jahr eine Lohnsumme von rund einer Milliarde Euro. Die Stundung der Lohnerhöhung spart knapp 20 Millionen Euro im Jahr – nicht genug, um die Firma über die Runden zu retten. Über die Jahre würden sich relativ kleine Beiträge jedoch summieren, wodurch der zehnprozentige Anteil am Opel-Kapital erreichbar erscheint.
Bekommt jeder Beschäftigte eigene Aktien?
Wohl nicht. Betriebsräte und Gewerkschaft würden darauf dringen, dass die Anteile der Beschäftigten zentral verwaltet würden. „Wir streben eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft von Beschäftigten und Opel-Händlern an", sagt Armin Schild, Opel-Aufsichtsrat und IG-Metall-Bezirksleiter in Frankfurt. Die Mitarbeiter erhielten Anteile an der Beteiligungsgesellschaft. Diese würde in den Aufsichtsrat der neuen europäischen Opel-Vauxhall AG eigene Vertreter entsenden – zusätzlich zu den Abgesandten der Arbeitsnehmerseite. Der Einfluss der Beschäftigten wäre damit gebündelt. Unter dem Strich hätten sie mehr Mitsprache als heute.
Wo liegen die Risiken?
Die Mitarbeiter würden teils die Rollen wechseln. Mit einem Teil ihres Gelds agierten sie als Arbeitnehmer und zugleich als Unternehmer. Ihre Kapitalbeteiligung gäbe ihnen Einfluss und das Recht auf eine Gewinnbeteiligung. Kehrseite: Macht Opel Verlust oder Pleite, ist das Mitarbeiter-Kapital in Gefahr. Wegen dieser Bündelung des Job- und Kapitalrisikos tun sich viele Gewerkschafter schwer mit dem Instrument der Mitarbeiterbeteiligung.