Istanbul. Christa Thoben (CDU) wirbt in Instanbul. Und zwar für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. Denn NRW und die Türkei können "gut aneinander verdienen", wie ein deutsch-türkischer Geschäftsmann aus Duisburg glaubt. Und mit ihm die Landeswirtschaftsministerin.
Als Cemalettin Sarar, Vorstandchef des 1944 in der Türkei gegründeten Bekleidungsherstellers Sarar Giyim Tekstil, vor neun Jahren seine Europazentrale in Düsseldorf eröffnete, ging für ihn „ein Traum in Erfüllung”. Von Nordrhein-Westfalen aus wollte der Unternehmer „die Welt erobern”. Offenbar nicht ohne Erfolg: Mittlerweile betreibt Sarar 50 Geschäfte in Europa, weltweit sind es sogar 100. Der umtriebige Geschäftsmann glaubt zu wissen, bei wem er sich für seine lukrative Expansion zu bedanken hat. „Wir lieben die Deutschen, die Nordrhein-Westfalen”, rief er NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben bei deren Besuch in Istanbul zu.
NRW-Repräsentanz am Bosporus
Den meisten Türken, berichtete der Präsident der türkisch-deutschen Industrie- und Handelskammer, Rainhardt Freiherr von Leoprechting, ist das Land zwar durchaus ein Begriff. Aber bei der Frage nach Details über den Wirtschaftsstandort NRW gebe es „meist große Wissenslücken”. Das darf nicht so bleiben, entschied Thoben und setzte Leute der „NRW.invest” in Marsch: NRW will die Zweifler und Unwissenden am Bosporus mit Hilfe der 2008 in China gestarteten Kampagne „We love the new” (Wir lieben das Neue) überzeugen und anlocken.
Teil der Werbeoffensive sind eine Internetseite in türkischer Sprache und eine Anzeigenserie, in der NRW-Bürger die Innovationsfreude und Gastfreundschaft ihrer Heimat anpreisen. „NRW.invest” eröffnete eine Repräsentanz in Istanbul. Großunternehmen und Mittelständler wie Bayer, RWE, Metro, Aunde und Oschatz wollen von ihren türkischen Niederlassungen aus offensiver ihre Geschäftspartner von den Vorzügen Nordrhein-Westfalens berichten.
"Können gut aneinander verdienen"
In NRW leben rund 920 000 türkische Migranten. Hier gibt es etwa 24 000 Unternehmen türkischer Migranten mit 120 000 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von zehn Milliarden Euro. Umgekehrt haben NRW-Firmen seit 2003 jährlich eine Milliarde Euro in der Türkei investiert. Aber da geht noch mehr, meint nicht nur der Chef der Duisburger Logistikfirma Gökbora, Seref Cak: „Wir können gut aneinander verdienen.”
Dabei werden warme Worte nicht allein reichen. Promis müssen her. In China warb der wie ein Popstar gefeierte Tischtennisprofi Timo Boll für NRW, in der Türkei sollen es die für Schalke 04 und Bayern München kickenden Fußballer Halil und Hamit Altintop richten, die beim Kampagnenstart allerdings fehlten.