New York. 147 Milliarden Dollar hat sich Time Warner vor acht Jahren die Internetsparte AOL kosten lassen. Jetzt will der US-Medienkonzern die glücklose Firmenehe beenden. AOL-Erwerb brachte Time Warner kräftige Verluste.
Der Traum vom Medienkonzern eines neuen Zeitalters ist geplatzt: Time Warner will seine vor acht Jahren für 147 Milliarden Dollar gekaufte Internetsparte AOL abstoßen. Das teilte der US-Medienkonzern am Donnerstag in New York mit. Time Warner kommt die glücklose Firmenehe teuer zu stehen - das Unternehmen wird nach der Scheidung in einer schlechteren Position dastehen als vor der mitten im Dot-Com-Boom geschlossenen Elefantenhochzeit.
Time Warner besitzt 95 Prozent der AOL-Aktien. Die restlichen von Google gehaltenen 5 Prozent sollen im dritten Quartal erworben und dann die einst als America Online bekannte Firma Ende des Jahres wieder eigenständig an die Börse gehen. «Wir glauben, dass AOL dann eine bessere Chance hat, sein volles Potenzial als eine führende, unabhängige Internet-Firma zu entwickeln», sagte Time-Warner-Chef Jeff Bewkes in einer Erklärung.
Abschreibung über 100 Milliarden Dollar
Statt des Aufbruchs in eine rosige Medienzukunft als erstes voll integriertes Medien- und Kommunikationsunternehmen hatte der AOL-Erwerb Time Warner kräftige Verluste gebracht. Nach dem 147-Milliarden-Dollar-Deal 2001 wurden in den beiden kommenden Jahren fast 100 Milliarden Dollar abgeschrieben. Time Warner ließ AOL wieder aus seinem Unternehmensnamen streichen.
AOL hatte einst das World Wide Web für Millionen von Menschen definiert. In den Anfangsjahren hatte AOL seine Einnahmen vor allem über Einwählverbindungen - Dial-up - gemacht. 26,7 Millionen Kunden kamen 2002 so ins Internet. Der Vormarsch von Breitbandverbindungen und Flatrates ließ diese Einnahmen rapide schrumpfen: Im vergangenen Quartal hatte AOL noch 6,3 Millionen Dial-up-Kunden
Rote Zahlen
AOL versuchte dem Trend mit werbefinanzierten Webseiten zu trotzen. Tausenden von Mitarbeitern wurden gekündigt. Aber nach einigen wenigen guten Quartalen kam das Wachstum zum Stillstand und AOL schrieb wieder rote Zahlen.
Der frühere Google-Werbechef Tim Armstrong soll AOL als selbstständige Firma in eine bessere Zukunft führen. Er ist seit März an der AOL-Spitze.