Essen. Die Marke mit dem Blitz war nie sexy. Aber durchaus fortschrittlich und modern.
Der Blitz war sexy, ein Statussysmbol, schrieb der Stern wenige Tage vor der Kanzler-Gipfel-Krise über seine große „Opel-Saga”. Mit aller verbalen Kraft wurden da die vorgeblichen „Traumwagen” Kadett und Kapitän Richtung Sexsymbol geschoben. Kleiner Schönheitsfehler: Das Arbeiterkind Opel war nie sexy. Gebaut im piefigen Rüsselsheim und ganz tief im Westen strebte es ganz bodenständig nach berechenbarer Mittelklasse. Und das in den besseren Momenten mit technischen Lösungen. In den schlechten mit billig zusammengehauenen Blechkisten.
Der Rest ist Verklärung
Fritz von Opel, Familienplayboy in zweiter Gründergeneration, raste 1928 mit raketengetriebenen Autos, Schlitten und Flugzeugen erst von einem Rekord zum anderen, dann mit seinen Brüdern in die Weltwirtschaftskrise. Obwohl eigentlich pleite, verkaufte man sich noch für gutes Geld an General Motors. Der Weltmarktführer brachte den neuesten Stahlbau mit nach Europa. Opels Olympia war 1935 das erste Fließbandauto mit durchgehend geschweißter, deshalb sich selbst tragender Karosserie. Einfach modern.
Aber nie richtig Oberklasse. Nur mit dem bis 1963 gebauten Kapitän verkaufte man mehr Sechszylinder als Mercedes. Der Rest ist Verklärung. Admiral und Diplomat eben keine Luxus-Renner, sondern lahme Verkaufs-Enten. Die Schlacht geschlagen wurde ab 1962 im Bochumer Opel-Werk. Da nöhlten noch die Kohle- und Stahlbarone, der unnütze Autobau würde in ihrem Revier Arbeiter räubern. In den besten Jahren sollen einmal über 20 000 Ruhris auf der ehemaligen Zeche im Stadtteil Leer arbeiten. Sind es bald nur noch gut 2000?
Der Urenkel würde nicht investieren
Der Gegner des modernen Kadett A (mit Heizung) aus Bochum war Porsches Herrenvolkswagen (ohne Heizung), eine Vorkriegskonstruktion. Immer wieder stand Opel davor, die Käfer-Burg zu stürmen. Beim B-Kadett inklusive der von Grönemeyer besungenen Coupé-Version, war es nicht anders. Erst mit dem Golf beginnt VW, sich in ein technikgetriebenes Unternehmen zu verwandeln. Opel nicht, auch wenn man 1982 Rallye-Weltmeister wird, mit Walter Röhrl auf Ascona.
Von nun geht's mehr oder minder 25 Jahre lang bergab. Opel sponsert die gesamten 90er-Jahre lang den FC Bayern (dessen Spieler ihre absolut unsexien Opels nur aus der Tiefgarage nebenan zum Trainingsgelände fahren), steckte aber nicht mehr viel in seine billig produzierten Kisten.
Carlo von Opel gab jüngst dem Debattenmagazin Cicero zu Protokell, er würde kein Geld in die Marke des Uropas stecken. Bei aller Liebe nicht.