Essen/Frankfurt.

Schokolade soll teurer werden, weil der Kakaopreis an den Börsen auf Rekordhöhen getrieben wird. Süßwarenhersteller betrachten die Entwicklung als Skandal. „Mit Lebensmitteln spekuliert man nicht“, empört sich ein Keksproduzent.

Der Kakaopreis ist so hoch wie seit 33 Jahren nicht mehr. Schokolade droht teurer zu werden – und die Süßwaren-Hersteller sind sauer auf Banken, die zunehmend mit Kakao spekulieren. Der Chef des Gebäckherstellers Griesson/de Beukelaer („Prinzen-Rolle“), Andreas Land, schäumt ob dieser „Machenschaften“ und fordert: „Mit Lebensmitteln spekuliert man nicht.“



Kakaopreis auf Rekordhöhe

An den Warenterminbörsen in New York und London erreichte der Kakaopreis in den letzten Tagen die Rekordhöhe von rund 2500 Euro pro Tonne. Der Grund: Spekulanten, Banken und Fonds erzielen auf den Rohstoff-Märkten höhere Renditen als durch andere Investment-Formen. „Hier werden Produkte wie Rohöl, Gold und Kupfer gleichermaßen gehandelt wie Weizen, Mais, Reis, Kaffee und auch Kakao“, beklagt Torben Erbrath vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie. Aus seiner Sicht geraten die Hersteller immer heftiger in die Zange zwischen Preiskampf im Einzelhandel und explodierenden Kakaopreisen.

„Die Preise für Schokolade werden steigen müssen. Das hat in erster Linie mit den hohen Kakaopreisen zu tun. Und es sieht auch nicht danach aus, dass diese sinken werden“, sagt Jürgen Steinemann, Chef von Barry Callebaut, dem weltgrößten Hersteller von Schokoladenprodukten, zu dem auch Stollwerck gehört.

„Auf dem Kakaomarkt wirkt sich schon eine geringfügige Veränderung des Angebots überproportional auf die Preise aus. Gerade das macht den Kakaomarkt für Spekulanten so interessant“, so Steinemann.


Spekulationen mit Kakao-Zertifikaten

Für Griesson/de Beukelaer-Chef Land nimmt die Entwicklung „groteske Züge“ an. „Jedes Jahr werden weltweit etwa 3,4 Millionen Tonnen Kakao verbraucht, die Ernte liegt ähnlich hoch oder leicht darüber.“ Trotzdem sei der Kakao-Preis im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie seit 30 Jahren nicht mehr. Warum? Weil heftig spekuliert wird. „60 Millionen Tonnen Kakao, also das 20-fache der tatsächlich vorhandenen Menge, werden über Zertifikate gehandelt.“ Dabei, so Land, seien Banker auch noch so „unverfroren und dumm“ ihm, dem Kekshersteller, für die private Geldanlage solche Kakao-Zertifikate anzubieten.

Mit seinem Appell, nicht länger mit Lebensmitteln zu spekulieren, rennt Land offene Türen bei Ulf Posé, Präsident des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft, ein. „Es ist bedenklich, dass die Ökonomie voll die Nahrungsmittelindustrie dominiert“, sagte er gegenüber der WAZ. Da der Staat Fonds aber nicht verbieten könne, sich in der Lebensmittel-Branche zu tummeln, könne nur der Verbraucher selbst aktiv werden. Posé: „Die Kunden sollten überprüfen, wo die Schokolade herkommt und nur fair gehandelte Produkte kaufen, mit denen nicht spekuliert wurde. Dann hören auch die Spekulationen auf.“