Berlin. .
Vertreter von Wirtschaftsverbänden werben erneut dafür, die deutschen Atomkraftwerke länger am Netz zu lassen. Gleichzeitig fordern sie, erneuerbare Energien wirtschaftlicher zu machen.
Vertreter der deutschen Wirtschaft haben ihre Forderung nach einer Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke bekräftigt. Sie appellierten am Samstag an die Bundesregierung, den Ausstieg aus der Atomkraft rückgängig zu machen. Dies sichere Arbeitsplätze und sorge für eine stabile Energieversorgung.
Die schwarz-gelbe Koalition hatte unlängst entschieden, auch eine Verlängerung der Laufzeiten bis zum Jahr 2050 in Erwägung zu ziehen. Für das energiepolitische Gesamtkonzept sollen daher Szenarien für verschiedene Laufzeitverlängerungen von 4, 12, 20 und 28 Jahren geprüft werden. Das Konzept soll im Herbst vorgelegt werden.
„Atomkraft sichert verlässliche Stromversorgung“
BDI-Geschäftsführer Werner Schnappauf sprach sich für „einen nachhaltigen Energiemix, Verlässlichkeit und Investitionssicherheit“ aus. „Atomkraft sichert verlässliche Stromversorgung, indem sie knapp die Hälfte der zu jeder Zeit und bei jedem Wetter benötigten Grundlastversorgung liefert“, fügte er hinzu. Ehe sich der aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom nicht in großem Stil speichern lasse, sei Atomenergie als Brückentechnologie sinnvoll. Auch sei Atomkraft CO2-arm.
Ein weiteres Anliegen der Industrie sei „die Wiederherstellung international wettbewerbsfähiger Industriestrompreise in Deutschland“, sagte Schnappauf. Derzeit gehörten sie zu den höchsten in Europa. Er verwies außerdem auf ein Gutachten im Auftrag des BDI, wonach eine Laufzeitverlängerung auf 60 Jahre die Stromkunden um bis zu elf Milliarden Euro jährlich entlasten würde.
Zeit für den Ausbau der erneuerbaren Energien
Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Hans Heinrich Driftmann. Er mahnte: „Ein Energiekonzept für Deutschland kann auf eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke nicht verzichten, wenn Klimaziele erreicht und Strom bezahlbar bleiben sollen.“ Driftmann plädierte außerdem für „eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit bei den erneuerbaren Energien“.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt erinnerte daran, dass die deutschen Kraftwerke „zu den sichersten der Welt“ gehörten. „Kernkraftwerke, die wirtschaftlich arbeiten, müssen so lange in Betrieb bleiben, wie sie sicher sind“, bekräftigte er. Deutschland brauche die Kernenergie, um ausreichend Zeit für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu haben.
Zusatzgewinne abschöpfen
Unterdessen übte Bayern Druck auf die Bundesregierung aus, eine Entscheidung zu den Laufzeiten schnell zu treffen. „Die Umsetzung des Koalitionsvertrages in diesem Punkt sollte die Bundesregierung sofort angehen und nicht bis zur Fertigstellung des Energiekonzepts zuwarten“, heißt es in einem Brief von Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) an Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), aus dem die „Passauer Neue Presse“ am Samstag zitierte.
Zeil spricht sich in dem Schreiben dafür aus, die Atomkraft so lange zu nutzen, „wie das energiewirtschaftlich sinnvoll und sicherheitstechnisch unbedenklich ist“. Eine Laufzeitverlängerung um wenige Jahre, wie von Bundesminister Norbert Röttgen (CDU) ins Gespräch gebracht, sei weder fachlich noch politisch überzeugend. Zeil plädierte zudem dafür, die der Industrie dadurch entstehenden Zusatzgewinne abzuschöpfen und einem Fonds zuzuführen.(ddp)