Stuttgart. Das Emirat will laut Medienberichten mindestens 25 Prozent an dem Sportwagenbauer übernehmen - der sich damit aus seiner Schuldenfalle befreien könnte. Mit dem Engagement Katars würde Porsche einer Fusion mit Volkswagen entgehen.
Der Einstieg des Emirats Katar beim Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche rückt immer näher. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wurde die Buchprüfung bereits in der vergangenen Woche abgeschlossen. Laut «Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung» (»F.A.S.») wollen die Scheichs mindestens 25 Prozent von Porsche erwerben. Bereits an diesem Wochenende solle über die Modalitäten für den Einstieg des neuen Ankeraktionärs verhandelt werden, schreibt das Blatt unter Berufung auf Bankenkreise.
Porsche-Sprecher Albrecht Bamler bestätigte am Wochenende lediglich, dass es Verhandlungen exklusiv mit dem Emirat gebe. Diese fänden in guter Atmosphäre statt. Über Details gebe man jedoch keine Auskunft, da beide Seiten Vertraulichkeit vereinbart hätten.
Wie die «F.A.S.» unter Berufung auf Verhandlungsteilnehmer berichtet, will Katar in jedem Fall stimmberechtigte Aktien kaufen. Die Familie Porsche-Piech, die bisher 100 Prozent der Stammaktien hält, müsste dann erstmals fremde Mitsprache dulden. Die Zustimmung des Porsche-Aufsichtsrates gelte dennoch als sicher, da Ferdinand Piech, der dem Vorhaben skeptisch gegenüber stehe, allein kein Vetorecht besitze. Der Rest der Familie heiße den Investor willkommen, um die Existenz bedrohende Schuldenlast Porsches zu drücken.
Porsche hält derzeit 51 Prozent der VW-Aktien, ist aber durch den Kauf der Papiere in massive finanzielle Schwierigkeiten geraten. Den Sportwagenbauer drücken Schulden von neun Milliarden Euro. Ursprünglich wollte Porsche bei VW vollständig die Kontrolle übernehmen. Im vergangenen Monat verabschiedete sich der Sportwagenhersteller aber aufgrund seiner Finanzprobleme von diesem Ziel. Seitdem streben die Stuttgarter eine Fusion mit VW zu einem gemeinsamen Autokonzern mit zehn Marken an.
Kapitalerhöhung bis spätestens November?
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte den Familien Porsche und Piëch laut «Spiegel» am 7. Juni in Salzburg das Konzept für das Engagement Katars vorgestellt und sie auf die Dringlichkeit der Geldbeschaffung hingewiesen: «Sie müssen jetzt schnell entscheiden», zitiert ihn das Magazin.
Wiedekings Zeitplan sehe vor, dass auf einer Sondersitzung des Porsche-Aufsichtsrats Anfang Juli die Kapitalerhöhung beschlossen werden könnte. Auf einer eigens einberufenen Hauptversammlung Anfang September sollten die Aktionäre dem Projekt dann zustimmen. Und spätestens im November könnten vier bis fünf Milliarden Euro aus der Kapitalerhöhung auf Porsche-Konten fließen.
Streit über KfW-Darlehen für Porsche
Derweil sorgt der Kreditantrag Porsches bei der staatseigenen KfW laut «Focus» hinter den Kulissen für heftigen Streit. Über das Kurzzeit-Darlehen in der Rekordhöhe von 1,75 Milliarden Euro entscheidet Anfang der Woche zunächst der Gesamtvorstand der KfW. Für die Kreditvergabe macht sich nach Informationen des Magazins vor allem der für das Fördergeschäft zuständige Vorstand Axel Nawrath stark.
Der KfW winke ein gutes Geschäft: Allein mit den marktüblichen Zinsen könnte sie an dem Porsche-Kredit jeden Monat mehr als sechs Millionen Euro verdienen. Das Ausfallrisiko wird als sehr gering eingeschätzt. Porsche wolle für das Darlehen VW-Aktien mit dem 1,7-fachen Wert verpfänden.
Die endgültige Entscheidung über den Kredit trifft allerdings der mit vier Staatssekretären besetzte Lenkungsausschuss der Bundesregierung. Dort gebe es massive Widerstände gegen einen Staatskredit an Porsche. Im Regierungslager heißt es laut «Focus», der Sportwagenhersteller solle seinen Kapitalbedarf durch den Verkauf von VW-Aktien finanzieren. Sowohl Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) als auch Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) lehnen das Porsche-Darlehen bislang entschieden ab.