Essen. Aus der Sportwagenschmiede und Volkswagen soll ein integrierter Konzern werden. Darauf haben sich die Eignerfamilien Piëch und Porsche verständigt. „Das Ergebnis ist vernünftig”, sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer der WAZ.

Porsches Traum von einer VW-Übernahme ist offenbar geplatzt. Am Mittwoch einigten sich die beiden zerstrittenen Eignerfamilien Piëch und Porsche darauf, eine die Fusion der Stuttgarter Sportwagenschmiede mit dem Wolfsburger Golf-Hersteller anzustreben. Die Gesellschafter hätten sich für einen integrierten Konzern ausgesprochen, teilte ein Sprecher nach einem mehrstündigen Krisengipfel der Familien in Salzburg mit. Porsche hatte sich bei seinem Vorhaben verhoben, 75 Prozent der VW-Anteile zu kaufen, und ächzt nun unter neun Milliarden Euro Schulden.

Nach den Worten des Sprechers sollen unter einer einheitlichen Führungsgesellschaft zehn Marken nebeneinander stehen, wobei die Eigenständigkeit aller Marken und ausdrücklich auch von Porsche gewahrt bleiben soll.

"Vernünftiges Ergebnis"

„Das Ergebnis ist vernünftig”, sagte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer der WAZ. Die Position der Familie Porsche werde dadurch aber schwächer. Auf der anderen Seite heißt der Gewinner einmal mehr Ferdinand Piëch, auch wenn sein Wunsch nicht wahr wurde, nach dem VW Porsche schluckt.

Wohl kein zweiter Firmenkapitän in Deutschland wurde von seinen Gegnern in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder genüsslich abgeschrieben, um dann umso stärker wiederzukehren. Wenige Monate ist es her, da schien Piëch weitgehend entmachtet.

Piëchs vermeintlicher Niedergang begann schleichend, nachdem Porsche begonnen hatte, VW-Aktien zu kaufen. 2007 gründete der Porsche-Piëch-Clan dafür die Porsche Automobil Holding, an der die Porsches 53 Prozent und die Piëchs 47 Prozent halten. Die Holding sollte das PS-Reich künftig führen – mit Porsche-Chef Wendelin Wiedeking als Vorstandschef und Piëchs Cousin und wichtigstem Gegenspieler als Aufsichtsratschef, Wolfgang Porsche.

Am letzten Aktienpaket verhoben

Drei Jahre lang schien die Übernahme des 20-mal größeren VW-Konzerns problemlos zu laufen, woran Wiedeking und Porsche-Finanzchef Holger Härter maßgeblich bastelten. Beide Manager galten als Superstars der deutschen Wirtschaft, und Porsche erhöhte seinen Anteil an VW scheibchenweise. Bereits im Oktober 2008 hielt Porsche 42 Prozent an den Wolfsburgern und hätte den Konzern gut kontrollieren können. Teile der Familien Piëch und Porsche strebten aber 75 Prozent und damit die ganze Macht über VW an. Dies hätte zu einem Beherrschungs- und Abführungsvertrag geführt und Porsche damit den Zugriff auf die milliardenschweren Barreserven bei VW ermöglicht.

Verhoben hat sich Porsche letztendlich mit dem Kauf weiterer 8,2 Prozent an VW-Aktien, wofür der Autobauer sechs Milliarden Euro Kredit aufnehmen musste. Das Problem: Damals gaben die Banken noch bereitwillig an Porsche Kredite, heute aber nicht mehr. Nun sitzt der Konzern auf neun Milliarden Euro Schulden. Seitdem schlägt wieder die Stunde von Piëch.

Für Porsche sei zu hoffen, dass Wiedeking als starker Vorstand weiter die Geschicke des Autobauers lenke, sagte Dudenhöffer. Zuletzt hieß es, Europas Manager 2008 stünde vor dem Aus bei dem Sportwagenbauer, weil die Eigner-Familien das Vertrauen in ihn und dessen Finanzvorstand verloren hätten. Das Verhältnis zwischen Piëch – dem Liebhaber extravaganter Modelle wie dem Bugatti oder Bentley – und Wiedeking gilt spätestens seit dem Zeitpunkt als belastet, als letzterer die Sinnhaftigkeit des VW Phaeton in Zweifel zog.

Der Traum von Piëch

„Ferdinand Piëch wird sich mit dem Ergebnis zunächst zufrieden geben”, sagte Dudenhöffer. Mit weiteren Machtkämpfen zwischen den Eignerfamilien rechnet der Autoprofessor dennoch. „Piëch wird man nie als Feind los, solange er noch irgendeine Position innehat.” Denn da wäre schließlich noch Piëchs Traum: Ein Autoriese unter seiner Führung.

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