Berlin. Auskunfteien liegen mit ihren Einschätzungen zur Kreditwürdigkeit von Verbrauchern oft daneben. Das belegt eine aktuelle Studie im Auftrag des Verbraucherschutzministeriums. Demnach sind fast die Hälfte der Schufa-Auskünfte falsch.

Daten über die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern sind oft falsch. So basierten die Einträge bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa in 46 Prozent aller Fälle auf fehlerhaften Daten, ergab eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie im Auftrag Verbraucherschutzministeriums. Ab dem kommenden Jahr sollen die Einträge zur Kreditwürdigkeit für Verbraucher leichter nachvollziehbar werden.

"Die Fehlerquoten der gesammelten Daten sind viel zu hoch und die den Verbrauchern erteilten Selbstauskünfte oft völlig unbrauchbar», sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Die «Scoring» genannte Bewertung von Kunden ist ein gängiges Verfahren von Banken, Versicherungen oder Einzelhändlern. Während die Schufa ausschließlich Daten zu Konten und Verträgen der Verbraucher speichert, gewichten die anderen Auskunfteien auch Merkmale wie Geschlecht, Wohnort, Einkommen oder Ausbildung.

Verbraucher klagen über Willkür

Die daraus errechneten sogenannten Scores sollen Auskunft über die Zahlungsmoral und Zahlungskraft geben. Verbraucherschützer kritisieren das Verfahren schon lange als oftmals willkürlich. Schlechte Scores können für Verbraucher, die einen Kredit aufnehmen, einen Miet- oder Handyvertrag abschließen möchten, schwerwiegende Folgen haben. Bei schlechten Werten verlangen Banken höhere Zinsen oder verweigern Kredite sogar komplett.

Die Studie kritisiert die großen Auskunfteien Schufa, Creditreform, Bürgel und Arvato. Bei der Schufa bemängelten die Tester vor allem die hohe Fehlerquote. Bei anderen Anbietern kritisierte das Ministerium, dass bewerteten Merkmale zweifelhaft und die Auskünfte unzureichend seien.

"Das ist nicht länger hinzunehmen», sagte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU). Es müsse «Licht ins Dunkel der Score-Verfahren gebracht werden», fügte sie hinzu. Die Ministerin wertete die Studie als Bestätigung der bereits beschlossenen Verschärfung des Bundesdatenschutzgesetzes, die im April nächsten Jahres in Kraft tritt. Aigner forderte die Auskunfteien auf, die neuen Regeln schon vor Inkrafttreten des Gesetzes anzuwenden.

100 Auskunfteien in Deutschland

Nach der Verschärfung sollen Selbstauskünfte bei Auskunfteien, die bisher bis zu 13 Euro kosten, einmal jährlich für jeden Interessierten kostenlos sein. Zudem sollen alle dem Score zu Grunde liegenden Daten aufgelistet werden. Die Auskunfteien werden künftig verpflichtet, das Berechnung des Scores nachvollziehbar zu erklären und bei fehlerhaften Daten zu korrigieren.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar bezeichnete das neue Gesetz als «großen Schritt». Er kritisierte aber, dass der Verbraucher jede einzelne Auskunftei anfragen müsse, um zu wissen, wo er welchen Score erzielt. In Deutschland gibt es über 100 Auskunfteien.

Die Schufa erklärte, seit jeher für Transparenz zu stehen. Die Auskunftei freue sich, dass das Thema jetzt öffentlich diskutiert werde. Zu den fehlerhaften Daten äußerte sich die Auskunftei nicht. (afp)