Essen. Das Internet-Auktionshaus Ebay steckt tief in der Krise. In Deutschland werden 400 von 1000 Stellen im Kundeservice gestrichen. Die Ursachen: die wachsende Konkurrenz von Online-Händlern wie Amazon und die Abwanderung privater Verkäufer.

Götterdämmerung bei Ebay: 400 von 1000 Arbeitnehmer im Kundenservice muss das weltgrößte Internet-Auktionshaus in Deutschland entlassen. Die Ursachen für den Niedergang liegen nicht allein in der gewachsenen Konkurrenz von Online-Händlern wie Amazon, sondern auch in der Abwanderung privater Verkäufer. Für sie lohnt es sich immer weniger, bei Ebay zu handeln.

Früher ging Manfred Schneider (Name geändert) trödeln. Immer wieder sonntags. Früh aufstehen musste er dafür. Mal war es lausig kalt, mal viel zu heiß. „Alles nicht so optimal", sagt Schneider. Dann kam Ebay. „War wie das Paradies", erinnert sich der 50-Jährige. Comics, Bücher, Schallplatten, alte Feuerzeuge – alles, von dem der gelernte Grafiker sich nach der Geburt seines Kindes aus Platzgründen trennen musste, wurde er los. „Zu guten Preisen."

Wahre Goldgräberstimmung herrschte zur Jahrtausendwende im Internet-Auktionshaus, in dem damals nahezu ausschließlich Privatleute kauften und verkauften. Diese Zeiten sind längst vorbei. „In manchen Kategorien finden sich seit Jahren nur noch professionelle Angebote", hat Schneider festgestellt. „Rund 70 Prozent aller Verkäufer sind mittlerweile gewerblich", bestätigt Ebay-Experte und Buchautor Axel Gronen.

Doch wachsende Konkurrenz ist noch das kleinste Problem privater Ebay-Verkäufer. Wer – wie Schneider – ausmistet, dem droht Ungemach von vielen Seiten. Seit Jahren bereits jagen die Finanzämter Suchroboter durch die Listen des virtuellen Auktionshauses, um Steuersünder zu finden. Vor Gericht wird jemand dann schon mal als gewerblich Handelnder eingestuft, wenn er nur ein paar alte Hosen seiner Kinder anbietet.

Auch Markeninhaber und deren Anwälte haben private Verkäufer als Einnahmequelle entdeckt. Sie versenden bei geringstem Verdacht auf einen Rechtsverstoß Abmahnungen in vierstelliger Höhe.

Jetzt ist Schneider sauer. Sauer auf Ebay. „Jetzt", sagt er, „ist Schluss." Denn vom 19. Oktober an muss er als Verkäufer in vielen Kategorien die Versandkosten selbst tragen – auch wenn seine Artikel nur zum Startpreis von einem Euro weggehen. Was sehr oft passiert. „Da zahle ich drauf." Höhere Startpreise sind auch keine Lösung. Weil dann die Einstellgebühren steigen, die Ebay für jeden Artikel kassiert.

„Ebay macht mit der neuen Regelung einen großen Fehler", sagt Autor Gronen. Er glaubt, dass mit der Versandkostenregelung die Zahl privater Anbieter drastisch zurückgehen werde. Ein Blick in einschlägige Internetforen bestätigt die Einschätzung. Von „Unverschämtheit" ist die Rede und „Beutelschneiderei".

Das Auktionshaus versteht die Aufregung nicht. Im Gegenteil. „Zu hohe Versandkosten sind für viele Käufer der häufigste Grund, doch nicht online einzukaufen", heißt es bei Ebay. Deshalb ist der Versand auf Kosten des Verkäufers bei vielen anderen Online-Shops längst Standard. Ebay ziehe nach, „damit wir auch in Zukunft ein attraktiver Marktplatz bleiben". Ob die Verkäufer das Versandkostenrisiko eingehen, bleibt abzuwarten.

„Finger weg von Ebay" rät jedenfalls Gronen allen privaten Verkäufern. Private Auktionen mit einem Startpreis von einem Euro würden unkalkulierbar. Der Gang zu Konkurrenten wie Hood.de oder Yatego.de lohne mangels Kundschaft meist nicht. Deshalb rät Gronen – je nach Ware – zur klassischen Zeitungs-Kleinanzeige. „Oder man geht auf den Trödelmarkt."