Berlin/Saarbrücken. Die Gasversorger senken einer aktuellen Studie zufolge ihre Tarife nicht so stark, wie sie es in Anbetracht sinkender Ölpreise eigentlich könnten. Im Durchschnitt könnten pro Haushalt 150 Euro weniger abgerechnet werden.

Die Gaspreise in Deutschland sinken einer Studie zufolge derzeit viel zu langsam. Die Versorger senkten die Tarife nur halb so stark wie dies nach dem jüngsten rasanten Ölpreis-Verfall möglich wäre, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchung im Auftrag der Grünen-Fraktion im Bundestag. Die Strompreise wiederum werden einer Umfrage zufolge auch dieses Jahr weiter hoch bleiben.

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Die Gas-Versorger kündigten laut der Studie, über die die «Saarbrücker Zeitung» von Mittwoch vorab berichtete hatte, für April bis Juni Preissenkungen von im Schnitt zwölf Prozent zum Vorjahr an. Der Ölpreis-Absturz hätte aber zu Nachlässen von im Schnitt rund 25 Prozent führen müssen, heißt es in der Studie. Der Gaspreis ist mit zeitlicher Verzögerung an den Ölpreis gekoppelt.

Auch für die kommenden Monate müssten demnach weitere Preissenkungen folgen. Sollten auch diese nur zur Hälfte umgesetzt werden, bedeute dies, dass die Gasversorger in diesem Jahr rund 1,6 Milliarden Euro zu viel einnähmen. Ein Durchschnittshaushalt zahle dann 2009 rund 150 Euro zu viel für sein Gas.

Spätestens im Sommer müssten die Gaspreise in Deutschland wieder bei rund vier Cent pro Kilowattstunde liegen, folgern die Studienautoren. Derzeit liegt das Preisniveau bei etwa 6,5 Cent. Laut Studie verzögern die Gasversorger ihre Preissenkungen gezielt. So fielen Senkungen oft in die verbrauchsarmen Sommermonate, zum Winter steigen die Preise oder bleiben hoch. Dadurch nähmen die Unternehmen jährlich rund 350 Millionen Euro ungerechtfertigt ein.

Der Gaspreis ist seit Jahrzehnten an den Ölpreis gekoppelt. Dies gilt vom Einkauf des Rohstoffs im Ausland über alle Handelsstufen bis zum Verbraucher. Der Mechanismus ist allerdings nicht gesetzlich festgelegt, sondern ist meist Bestandteil der jeweiligen Verträge. Diese Verträge wiederum sind Kritikern zufolge schwer durchschaubar. So argumentieren Gasversorger bei Preiserhöhungen oft mit der Ölpreisbindung. Sinkt der Ölpreis, dann ist für den Verbraucher oft kaum nachzuvollziehen, wann und wie stark sein Gaspreis sinken müsste.

Höhn: "Mehr Wettbewerb auf dem Gasmarkt"

Grünen-Vizefraktionschefin Bärbel Höhn kritisierte die Situation: «Wir brauchen deutlich mehr Wettbewerb als bisher auf dem Gasmarkt», erklärte sie. Professor Uwe Leprich, Gasexperte an der Technischen Hochschule Saarbrücken und Mitautor der Studie, forderte, künftig müsse Gas stärker von großen Importeuren an Wettbewerber versteigert werden. Zudem müssten die Gasnetze unabhängig von den Importeuren sein. Derzeit hielten die Versorger neue Konkurrenten oft fern.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte in Berlin, man sei «guter Dinge», dass sich die Gaspreise dem Ölpreisverlauf entsprechend entwickelten. Die Kartellbehörden griffen alles auf, was auffällig sei. Das Problem im Gasmarkt sei «immer noch der Wettbewerb», sagte die Sprecherin. Das Ministerium arbeite daher an einer weiteren Verbesserung des Gasnetz-Zugangs.

Der Gasmarkt in Deutschland ist seit mehreren Jahren liberalisiert. Allerdings kommen nur zögerlich neue Anbieter auf den Markt. Kritiker weisen immer wieder darauf hin, dass es für neue Versorger schwer ist, Gas einzukaufen und über das parzellierte System der deutschen Gas-Marktgebiete zum Endkunden zu liefern.

Stromversorger: Preise bleiben hoch

Die deutschen Verbraucher müssen einer Umfrage zufolge in diesem Jahr zudem mit hohen Strompreisen leben: Fast 60 Prozent der befragten Stromversorger rechnen mit unveränderten Tarifen, ein Drittel erwartet weiter steigende Preise, wie aus einer Studie der «Financial Times Deutschland» und der Personalberatung Russell Reynolds Associates hervorgeht. Nur ein Bruchteil der Versorger erwäge Preissenkungen.

Dies stehe im Gegensatz zu den sinkenden Beschaffungskosten für Energierohstoffe. Die «FTD» und die Personalberatung befragten nach eigenen Angaben 37 Versorger aller Größen vom Stadtwerk bis zum Verbundkonzern. An der Umfrage nahmen auch die größten deutschen Versorger Eon, RWE und EnBW teil. (afp)

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