Düsseldorf. Ende Juni laufen für Millionen Haushalte die Kabelfernsehen-Verträge aus. Anbieter wie Vodafone, Telekom, Zattoo und Waipu buhlen um sie.

Am 30. Juni - mitten in der Fußball-EM - enden für Millionen Haushalte die Verträge für ihre Kabelfernsehen-Anschlüsse. Vermieter dürfen die Kosten dann nicht mehr über die Nebenkosten umlegen. Als Marktführer bekommt der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern Vodafone die Neuregelung am härtesten zu spüren. Nach eigenen Angaben hat er bereits 653.000 Kunden verloren.

Bis zu 15 Millionen Haushalte in Deutschland, die Kabelfernsehen über Sammelverträge ihres Vermieters empfangen, müssen sich in diesem Sommer auf Veränderungen einstellen. Denn am 1. Juli läuft das sogenannte Nebenkosten-Privileg aus. Mieterinnen und Mieter, die bislang verpflichtet waren, den TV-Anbieter ihres Vermieters zu nutzen, haben nun eine Wahlfreiheit, müssen sich aber auch auf höhere Kosten einstellen. Denn die Sammelverträge waren in aller Regel günstiger als Einzelverträge.

Vodafone verliert 653.000 Kabelfernsehen-Haushalte

Das Geschäftsmodell von Vodafone war in besonderem Maße auf Sammelverträge mit der Wohnungswirtschaft ausgerichtet. Von den zwölf Millionen Kabelfernsehen-Kunden des Unternehmens entfallen 8,5 Millionen auf diese Klientel. Das bedeutete für Vodafone Deutschland bislang rund 800 Millionen Euro Umsatz, heißt es. 653.000 Haushalte habe man bereits verloren, teilte der Konzern am Dienstag, 14. Mai, mit.

„Wir bei Vodafone sind relativ entspannt, denn wir sind gut vorbereitet. Natürlich befürchten wir, dass wir unter dem Strich Kunden verlieren werden“, hatte Marcel de Groot, der inzwischen zum Deutschland-Chef von Vodafone aufgestiegen ist, bereits im Oktober 2023 im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.

Telekom, Zattoo oder Waipu buhlen um Kunden

Dem Vernehmen nach hat Vodafone intern die Losung ausgegeben, 50 bis 60 Prozent der über den Wegfall des Nebenkostenprivilegs verlorenen Kunden über Einzelverträge oder neue Rahmenverträge mit den Vermietern zurückzuholen. „Auf den Einmaleffekt der Gesetzesänderung im TV-Markt sind wir gut vorbereitet. Es war klar, dass der Markt sich dadurch zunächst etwas verkleinern würde“, sagt de Groot heute. „Aber wir sind aktuell voll im Plan. Viele Verbraucher entscheiden sich auch in Zukunft für unsere TV-Produkte.“

Trotz neuer Produkte und eines hohen Werbebudgets dürfte es Vodafone aber nicht leicht haben. Junge Leute schauen nur noch selten lineares Fernsehen. Reine Streamingdienste wie Zattoo oder Waipu buhlen ebenso um TV-Kunden wie die Deutsche Telekom mit ihrem Angebot Magenta TV. Wie viele Mieterinnen und Mieter am Ende wieder bei Vodafone landen, ist freilich offen.

Vodafone legt beim Umsatz wieder leicht zu

Das Düsseldorfer Unternehmen hat ohnehin schwere Zeiten hinter sich. Nach einer Phase rückläufiger Zahlen meldete Vodafone Deutschland am Dienstag, dass der Serviceumsatz im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent auf rund 11,5 Milliarden Euro gewachsen sei. 2022/23 hatte es noch ein Minus von 1,6 Prozent gegeben. Das operative Ergebnis ging in Deutschland erneut um rund 300 Millionen auf fünf Milliarden Euro zurück. Damit war der Ergebnisschwund in etwa gleich stark wie im Geschäftsjahr zuvor.

Um wieder zu den Rivalen Deutsche Telekom und Telefonica/O2 aufzuschließen, hatte Vodafone Deutschland zuletzt ein Sparprogramm veröffentlicht. Bis zum Frühjahr 2026 sollen 2000 der aktuell 15.000 Stellen im Unternehmen abgebaut werden.

Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier: