Dortmund. Vonovia will mit Fernwärme, Wärmepumpen und Mieterstrom die Energiewende schaffen. Vorstand Arnd Fittkau über die Auswirkungen der Baukrise.

Bagger schaufeln eine Schneise für gewaltige Fernwärmerohre. Wohnhäuser sind eingerüstet und erhalten neue Dächer und Dämmungen. Im Dortmunder Kreuzviertel läutet der Immobilienkonzern Vonovia die Energiewende ein. Wegen der Baukrise will der Dax-Konzern die Arbeiten nun zeitlich strecken und damit die Mieterinnen und Mieter finanziell entlasten.

Arnd Fittkau ist Herr über 800 Quartiere mit durchschnittlich 500 Wohnungen in ganz Deutschland. „Das sind 70 Prozent des Vonovia-Portfolios“, sagt der Vorstand des Bochumer Dax-Konzerns. Von der energetischen Sanierung dieser Quartiere wird abhängen, ob das Unternehmen seine eigenen Klimaziele erreicht. Wohngebäude verursachen rund ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland. Die Branche hat also erheblichen Einfluss auch auf das Erreichen der nationalen Klimaziele.

Vonovia hat neue Neubau-Projekte gestoppt

Neubau-Projekte will Vonovia wegen der hohen Baukosten und Zinsen vorerst nicht mehr beginnen. Bei der Modernisierung hat das Unternehmen seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 auf die Bremse getreten. Nun soll es wieder schneller voran gehen, wie in Dortmund zu besichtigen ist.

„Es gab Jahre, da haben wir über drei Prozent des Bestands energetisch saniert. Nach zwei Jahren Drosselung wollen wir die Sanierung jetzt wieder kontinuierlich hochfahren“, kündigt Fittkau und betont: „Wir folgen weiterhin unserem verbindlichen Klimapfad. Ziel ist der CO2-neutrale Wohnungsbestand bis 2045.“

Vonovia-Vorstand Fittkau: Wir haben 20 Jahre Zeit

In der Branche ist man sich einig, dass jährlich vier Prozent der Gebäude saniert werden müssten, um die Klimaziele zu erreichen. Deutschland kommt aber nur auf ein Prozent. Die großen Konzerne wie Vonovia, LEG oder Vivawest gehen durchaus mit einer höheren Schlagzahl voran. „Die Immobilien-Branche hat noch 20 Jahre Zeit, die Klimaziele zu erreichen. Das ist nicht mehr lang“, mahnt Fittkau. „Weiter zu warten, wäre unklug.“

Aber auch Vonovia ändert ihre Politik. „Die Materialkosten sind stark gestiegen. Deshalb strecken wir die energetische Sanierung in unseren Quartieren auf zehn bis 15 Jahre und fassen nicht mehr alles auf einmal an“, sagt der Vonovia-Vorstand. „Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass wir die Umlage der Kosten auf die Mieten über mehrere Jahre verteilen können. Somit wird niemand finanziell überfordert.“

Arnd Fittkau ist Vorstandsmitglied des Bochumer Dax-Konzerns Vonovia.
Arnd Fittkau ist Vorstandsmitglied des Bochumer Dax-Konzerns Vonovia. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Dreh- und Angelpunkt der CO2-Bilanz von Wohnquartieren ist dabei die Heizung. Die Vonovia-Siedlung im Dortmunder Kreuzviertel schließen die Stadtwerke gerade an das Fernwärmenetz an. Das heiße Wasser, das in den dicken Rohren fließt und die Heizungen der Vonovia-Mieter erwärmen soll, ist Fittkaus bevorzugte Technologie. „Die Fernwärme hat für Vonovia Priorität. Sie spielt vor allem in den Großstädten eine Rolle. Wenn es keine Anschlussmöglichkeit gibt, setzen wir auf die Wärmepumpe“, gibt der Dax-Vorstand die Marschrichtung vor und macht nur eine Einschränkung: „Natürlich kommt es auch darauf an, dass Fernwärme grün wird.“

Wenn der Anschluss an das Fernmwärmenetz möglich ist, sei es Aufgabe der Immobilienbesitzer, die Häuser zu modernisieren. „Fernwärme zahlt sich für Mieterinnen und Mieter in der Regel nur dann aus, wenn wir auch die Außenhülle anfassen und die Dachgeschosse und Kellerdecken dämmen“, so Fittkau.

Vonovia plant Photovoltaik auf allen Dächern

Aber auch auf den Dächern von Vonovia-Gebäuden soll sich sichtbar etwas verändern: „Photovoltaikanlagen machen für uns absolut Sinn. Wir planen den Ausbau, der einer Kapazität von zwei Gaskraftwerken entspricht. In fünf Jahren wollen wir dort, wo es möglich ist, alle Dächer mit Solarmodulen ausgestattet haben“, kündigt der Vorstand an.

Den vor Ort produzierten Strom will Vonovia allen Kundinnen und Kunden anbieten, sobald die Bundesregierung den Weg für „Mieterstrom“ freigemacht hat. „Wir wollen Strom, den wir auf unseren Dächern mit Photovoltaik erzeugen, direkt an unsere Mieter weitergeben, statt ihn ins Netz einspeisen zu müssen und dafür auch noch ein Netzentgelt zu bezahlen. Dazu brauchen wir aber die Unterstützung der Politik“, fordert Fittkau. Für Vonovia solle der Verkauf von grünem Strom damit „zu einem wichtigen ergänzenden Geschäft“ werden. Mit Strom, den die Mieter nicht brauchen, will der Manager Wärmepumpen antreiben.

Vonovia testet Wärmepumpen in Containern vor dem Haus

Während Teile von Politik und Wirtschaft bereits einen Abgesang auf die Wärmepumpe angestimmt haben, setzt Europas größter Vermieter auf diese Technologie. Weil Vonovia nicht genügend Handwerker findet, die Wärmepumpen im Haus einbauen, teste das Unternehmen eine „modulare Containerlösung für die Wärme- und Warmwasserversorgung, die ohne großen Aufwand vor dem Haus aufgebaut werden kann“. Fittkau: „Das geht schneller und spart Kosten. Einen Heizungskeller braucht man dann auch nicht mehr.“

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