Essen. Mehr als 450 Kilometer Stau auf den NRW-Autobahnen, vor allem im Ruhrgebiet. ADAC blickt mit Sorge auf unbefristete Streiks im Nahverkehr.

Der neuerliche Lokführerstreik hat am Dienstag im Zusammenspiel mit einigen schweren Unfällen etwa auf der A40 und der A1 den morgendlichen Berufsverkehr weitgehend lahmgelegt. Laut ADAC kamen in der Spitze um 8.45 Uhr mehr als 450 Kilometer Staus auf den NRW-Autobahnen zusammen, üblich sind zu dieser Tageszeit rund 200 Kilometer.

„Die Ausschläge zu den Stoßzeiten waren heute höher als im Berufsverkehr üblich“, sagte ADAC-Sprecher Thomas Müther unserer Redaktion. Der Schwerpunkt des kollektiven Stillstands war einmal mehr in diesen Wochen das Ruhrgebiet.

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Besonders viel Geduld brauchten Pendler demnach auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen, der A40 zwischen Duisburg und Essen, der A52 von Düsseldorf nach Essen und der A43 von Wuppertal nach Recklinghausen. Sollte demnächst der ÖPNV tage- oder wochenlang ruhen, dürfte das ähnlich fatale Folgen für Berufsverkehr auf den Autobahnen und noch mehr den innerstädtischen Straßen haben.

ADAC: Lange Streiks im Nahverkehr führen zu längeren Staus

Die Gewerkschaft Verdi hatte am Dienstagmorgen die Verhandlungen für die Beschäftigten der kommunalen Verkehrsbetriebe in NRW für gescheitert erklärt und eine Urabstimmung über unbefristete Streiks angekündigt. Das würde „massive Beeinträchtigungen“ des Straßenverkehrs mit sich bringen, befürchtet Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC in NRW.

„Der öffentliche Nahverkehr ist in den Metropolen Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet das Rückgrat der innerstädtischen Mobilität“, betont Suthold. „Ruht der ein, zwei Tage, finden die meisten kurzfristige Lösungen, bleiben etwa im Homeoffice oder fahren ausnahmsweise mal mit dem Fahrrad. Doch wenn der ÖPNV länger stillsteht, wirkt sich das massiv aus, die wenigsten können dauerhaft im Homeoffice arbeiten.“

Im Ruhrgebiet zählen Autobahnen zum Nahverkehr

Er hat bei den zweitägigen Warnstreiks der vergangenen Wochen die Auswirkungen auf den Berufsverkehr untersucht und vor allem im innerstädtischen Verkehr deutliche Folgen beobachtet, auch wenn der ADAC die Staus in den Städten nicht statistisch erfasst. Auf den Autobahnen hätten die Streiks bundesweit kaum Auswirkungen gehabt, sagt Suthold, schränkt aber gleich ein: „Das gilt nicht für das Ruhrgebiet, weil hier die Autobahnen mit ihren vielen Abfahrten auch Teil des Individualverkehrsnetzes sind.“ So staute es sich an den Hotspots wie dem Autobahndreick A52/40, der A43 und der A59 an den Streiktagen deutlich mehr als sonst.

Der ADAC weiß aus seinen langfristigen Statistiken, dass unter der Woche die Staus am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag stets am längsten sind. Wird an diesen Tagen im Nahverkehr gestreikt, hat das besonders negative Auswirkungen auf den Straßenverkehr. „Es reicht, wenn einige Bahnpendler aufs Auto umsteigen. Das ist dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“, so ADAC-Sprecher Müther.

Sowohl ÖPNV- als auch Lokführerstreiks bremsen den Nahverkehr

Das vermögen sowohl Streiks im Nahverkehr als auch der Lokführer der Deutschen Bahn. Denn davon sind auch S-Bahnen und Regionalzüge betroffen, die sehr viele Berufspendler für ihren Weg zur Arbeit nutzen. Wer dies könne, solle an Streiktagen im Homeoffice bleiben, erst nach dem Berufsverkehr fahren oder sich mit anderen zu Fahrgemeinschaft zusammenschließen, rät der ADAC. Wissend, dass viele Pendlerinnen und Pendler eben das nicht können.