Essen. LEG-Chef von Lackum stoppt Neubau, erhöht die Mieten und redet vom Ende der Immobilienkrise. Warum das angesichts der Wohnungsnot zynisch ist.
Man hört zweimal hin, wenn jemand, der es wissen muss, die Immobilienkrise für beendet erklärt. Und LEG-Chef Lars von Lackum müsste es wissen, er leitet immerhin den größten Vermieter Nordrhein-Westfalens. Doch wie kommt er angesichts des völlig eingebrochenen Neubaus und steigender Wohnungsnot in den Metropolstädten und inzwischen auch im Ruhrgebiet zu dieser Aussage? Das zweite Hinhören ist leider mehr als enttäuschend: Von Lackum spricht nicht über ein Ende der Krise, wie sie die Mieterinnen und Mieter erleben. Sondern einzig und allein über die Rendite seines Unternehmens und eine dicke Dividende für die Aktionäre.
Die Erfolgsgleichung der LEG ist einfach und eiskalt: Sie macht Schluss mit teurem Neubau, investiert auch weniger in ihre Bestandswohnungen, erhöht für sie gleichwohl die Mieten kräftig - einfach, weil sie es kann. Denn Konzerne wie die LEG, die sich aus dem Wohnungsbau verabschieden und damit den Mangel selbst verschärfen, profitieren letztlich davon, dass die Menschen immer verzweifelter nach bezahlbaren Wohnungen suchen.
Immobilienkrise beendet? Sicher nicht für die Mieterinnen und Mieter
Das kann ein Lars von Lackum seinen Aktionären gerne als Top-Strategie verkaufen. Aber sich selbst für seine „Ausgabendisziplin“ zu loben, ist aus Sicht der Mieterinnen und Mieter einfach nur zynisch. Der Bochumer Konkurrent und Marktführer Vonovia macht es nicht viel anders. Aber sein Chef Rolf Buch gibt sich wenigstens kommunikativ mehr Mühe, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen.
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Schon gar nicht angebracht ist es, in diesem Zusammenhang vom Ende der Immobilienkrise zu reden. Stattdessen verschärft die LEG sie mit ihrer Strategie noch weiter. Natürlich kann sie niemand zum Neubau zwingen, zumal der sich aktuell einfach nicht rechnet. Doch der LEG-Chef kann sich nicht einerseits wie viele in seiner Branche auf die absehbare Zinswende im Sommer freuen - aber andererseits verkünden, auch danach nicht mehr selbst bauen zu wollen.
Da die LEG es vorzieht, die sich zuspitzende Wohnungsnot in Rendite umzumünzen, könnte von Lackum sich wenigstens seine guten Ratschläge sparen: Trabantenstädte außerhalb der Metropolen seien die einzige Möglichkeit, genügend neuen Wohnraum zu schaffen, meint er. Wer die Flächen besorgen soll, ist auch klar: die Politik. Auf eine Plattenbauoffensive im Westen hat die Republik bestimmt seit langem gewartet.
Wer sich einen derart schlanken Fuß macht und die Probleme seiner Branche einfach der Politik hinwirft, darf sich nicht wundern, dass immer wieder Verstaatlichungs-Forderungen laut werden. Genügend und bezahlbarer Wohnraum ist existenziell für den Wohlstand der deutschen Mittelschicht. Das als Aufgabe des Staates im Rahmen seiner Daseinsvorsorge zu sehen, ist nicht so weltfremd, wie viele meinen. Und je lauter Wohnungsriesen sich für überdurchschnittliche Mieterhöhungen feiern, desto mehr bewegen sich die Verstaatlichungsrufe von Linksaußen in die Mitte der Gesellschaft.
Rufe nach Verstaatlichung werden lauter
Gleichwohl hat der Staat in den vergangenen Jahrzehnten hinlänglich bewiesen, dass er nicht der bessere Wohnungsunternehmer ist. Viele Wohnungskonzerne der Länder und Kommunen sind eher durch ausgeprägten Filz und Misswirtschaft aufgefallen als durch selbstloses, weitsichtiges Unternehmertum. Deutschland braucht keinen weiteren Versuch staatlicher Selbstversorgung im Bauen und Bewirtschaften von Wohnungen.
Was es braucht, da hat von Lackum einen Punkt, sind aber bessere Rahmenbedingungen für den Bau in diesen Krisenzeiten. Der Bund kann nicht die hohen Baukosten und Zinsen auffangen. Aber er kann zum Beispiel bei seiner Wärmewende einen klaren Fahrplan für den Heizungswechsel aufzeigen und hier den Umstieg auf klimafreundlichere Techniken auch stärker unterstützen. Letztlich braucht es aber auch Unternehmer, die angesichts der nahenden Zinswende wieder ins überschaubarer werdende Risiko gehen. Und sich nicht an der Mieten steigernden Wohnungsnot erfreuen.