Essen. Insolvenzverwalter geht mit Interessenten in finale Verhandlungsrunde. Signa soll enteignet werden. Welcher Immobilienfonds jetzt gehandelt wird.

Für den insolventen Essener Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gibt es Hoffnung - nämlich mehrere konkrete Gebote potenzieller Käufer. Das bestätigte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus unserer Redaktion. Nicht mit allen will er weiterverhandeln. In die nächste Runde, in der die Interessenten verbindliche Kaufangebote vorlegen müssten, gehen Denkhaus und Galeria-Chef Olivier van den Bossche nur mit jenen, die Galeria als Ganzes übernehmen wollen. Das hatten Insolvenzverwalter und Geschäftsführer unlängst im Interview mit unserer Redaktion als klares Ziel für die Rettung der letzten großen deutschen Warenhauskette ausgegeben.

„Mit dem bisherigen Bieterprozess sind wir sehr zufrieden, es liegt eine ganze Anzahl von Angeboten eines internationalen Bieterspektrums vor“, erklärte Denkhaus auf Anfrage unserer Redaktion, „mit denen gehen wir jetzt in die zweite Phase und in Gespräche über mögliche bindende Angebote“. Die Frist für die Abgabe verbindlicher Angebote hat er um zwei Wochen verlängert. „Sie müssen nun spätestens bis zum 22. März vorliegen“, so Denkhaus, dessen Kanzlei Büros in Hamburg und Essen hat.

Einstellige Zahl ernsthafter Galeria-Interessenten

Zugleich machte der erfahrene Insolvenzexperte deutlich, dass von den vielen Interessenten, die sich in den ersten Wochen nach der Insolvenzanmeldung am 9. Januar gemeldet haben, einige ausscheiden. Denn: „Wir konzentrieren uns nun vollständig auf Gespräche mit Interessenten, die Galeria als Ganzes erwerben wollen. Alle anderen Angebote von Investoren, die nur einzelne Häuser oder eine kleinere Zahl von Standorten übernehmen wollen, sind derzeit hinten angestellt“, so Denkhaus. Zur genauen Zahl und Namen äußerte er sich nicht. Branchenkennern zufolge ist eine einstellige Zahl ernsthafter Interessenten übrig geblieben.

Das wird auch die rund 15.000 Beschäftigten freuen, die zum dritten Mal binnen vier Jahren um ihre Arbeitsplätze bangen. Zwar werden auch diesmal aller Voraussicht nach nicht alle Warenhäuser erhalten bleiben und viele Stellen wegfallen, aber rund 70 Filialen sind operativ in den schwarzen Zahlen. 16 Häuser, das hatte Denkhaus im Interview gesagt, würden durch überzogene Mieten unrentabel, die meisten davon sitzen in Immobilien der insolventen österreichischen Muttergesellschaft Signa von René Benko.

Benko und Signa haben keine Mitsprache mehr bei Galeria

Besonders diese Filialen stehen deshalb zur Disposition. Zugleich sind sich Denkhaus und van den Bossche einig, dass es eine kritische Masse von mehr als 60 Warenhäusern braucht, um genügend Verhandlungsmacht im Wareneinkauf zu behalten und groß genug für die Produktion der wichtigen Eigenmarken zu bleiben.

Die Loslösung vom zusammenbrechenden Immobilien- und Handels-Imperium von René Benko ist erklärtes Ziel von Denkhaus, um Galeria mit einem neuen Besitzer wieder auf eigene, gesunde Beine stellen zu können. Dabei ist er nun einen Schritt weiter gegangen: „Signa als bisheriger Eigentümer ist in diesen Prozess als Gesellschafter nicht mehr eingebunden“, erklärte er am Donnerstag. Die zweite, entscheidende Phase im Verkaufsprozess findet demnach ohne den österreichischen Immobilienmogul und ohne Mitspracherecht des Insolvenzverwalters seiner Signa Holding statt.

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Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus (rechts) und Galeria-Chef Olivier Van den Bossche im Doppel-Interview mit unserer Redaktion in der Essener Galeria-Zentrale.

Foto: Andreas Buck / FUNKE Foto Services
Von Hanna-Lotte Mikuteit, Ulf Meinke und Stefan Schulte

Das Handelsblatt berichtet, die Loslösung von Signa solle bald auch formaljuristisch vollzogen werden, indem die österreichische Galeria-Mutter faktisch enteignet werde. So solle die Gläubigerversammlung beschließen, das Kapital des Warenhauskonzerns auf null herabzusetzen und erst mit dem neuen Investor wieder aufzustocken. Damit wäre Benko dann raus. Tatsächlich hat eher Galeria noch Ansprüche gegen Signa, das den Essenern die im letzten Insolvenzverfahren zugesagten Investitionen von 200 Millionen Euro schuldig geblieben ist. Die wiederum erkennt der Signa-Insolvenzverwalter als konzerninterne Forderung gegen die Pleite-Mutter nicht an.

US-Immobilieninvestor Apollo als Käufer im Gespräch

Zu den Namen möglicher Käufer wollte sich Denkhaus auf Anfrage nicht äußern. Gehandelt wurden etwa Peek & Cloppenburg, Buero.de, die Weltbild-Mutter Droege, die thailändische Central Group, der US-amerikanische Parfüm- und Kosmetik-Konzern Coty und Waldhof-Mannheim-Fußballpräsident Bernd Beetz, der frühere Dior-Chef. Die Wirtschaftswoche brachte nun noch den US-Finanzinvestor Apollo ins Spiel. Er hatte Signa nach der ersten Galeria-Insolvenz vor drei Jahren 21 Warenhaus-Immobilien abgekauft. Einige davon sollen auch diesmal zu den gefährdeten Standorten gehören, was Apollo hart treffen würde. Kauft der Finanzinvestor Galeria, würde er auch seine eigenen Mieten sichern.

Auf einem anderen Blatt steht, ob das im Sinne der Warenhäuser wäre. Erfahrungen mit einem auf Immobilien spezialisierten Eigentümer, dem hohe Mieten und eine damit einhergehende höhere Bewertung der Immobilien wichtiger ist als das Handelsgeschäft, hat Galeria mit Benkos Signa gerade erst gemacht. Sonderlich gut waren sie nicht.

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