Essen. Die Leute wollen weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Drei Prognosen, die dem Einzelhandel nicht gefallen, vor allem in den Innenstädten.

Inflation, Kriege und die Wirtschaftskrise drücken die Kauflaune der Deutschen. Sie wollen in diesem Jahr an den Weihnachtsgeschenken sparen – zu diesem für die Einzelhändler erschreckenden Ergebnis kommen verschiedene Umfragen. Auch der Handelsverband (HDE) selbst blickt wenig optimistisch auf die für viele Geschäfte entscheidenden Wochen des Jahres: Er rechnet allerdings immerhin noch mit einem kleinen Umsatzplus von 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Dagegen sehen sowohl eine Erhebung von Ernst & Young (EY) als auch die jährliche Weihnachtsstudie der FOM Hochschule für Ökonomie und Management sinkende Ausgaben für Weihnachtsgeschenke voraus. In der EY-Umfrage erklärten zwei Drittel der Befragten, weniger Geld für Geschenke ausgeben zu wollen, jeder Vierte will sein Weihnachtsbudget sogar deutlich kürzen. „Die rasanten Preissteigerungen haben das Leben verteuert und den finanziellen Spielraum eingeengt – darunter leiden die Geschenkbudgets“, sagte EY-Handelsexperte Michael Renz.

Praktische Tipps zum Fest:

Die FOM hat bundesweit 57.000 Menschen nach ihren Plänen fürs Fest befragt – sie wollen im Durchschnitt 507 Euro für ihre Lieben ausgeben. Zwar zieht die FOM das Fazit, die Deutschen seien „weiter in Kauflaune“, doch vor einem Jahr wollten sie noch 15 Euro mehr ausgeben.

Selbst der Handelsverband erwartet inflationsbereinigt ein dickes Minus

Was aus Sicht der Einzelhändler entscheidend ist: Wegen der hohen Inflation bedeuten schon stagnierende oder leicht sinkende Umsätze, dass die Leute tatsächlich deutlich weniger kaufen. Das betont auch der Handelsverband: Das erwartete Umsatzplus von 1,5 Prozent bedeute inflationsbereinigt ein reales Minus von 5,5 Prozent. „Berücksichtigt man die Inflation, müssen wir einen massiven Einbruch bei den Geschenkbudgets in den vergangenen drei Jahren und erhebliche reale Umsatzeinbußen konstatieren“, sagt EY-Experte Renz.

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Entsprechend schlecht geht es vielen Händlern: In einer HDE-Umfrage bewertet knapp jeder dritte Händler (ohne Lebensmittel) seine Geschäftslage als schlecht oder sehr schlecht, mit den Oktoberumsätzen war mehr als die Hälfte unzufrieden oder sehr unzufrieden. Deshalb rechnet auch eine Mehrheit der Händlerinnen und Händler mit einem schlechteren Weihnachtsgeschäft als im vergangenen Jahr. Hinzu kommt aktuell noch die Sorge vor Streiks im Weihnachtsgeschäft wegen des Tarifkonflikts mit Verdi.

HDE fordert niedriger Mieten für Einzelhändler

HDE-Präsident Alexander von Preen fordert niedrigere Strompreise und niedrigere Mieten, damit die Läden diese Konsumflaute überstehen können. „Die Zeiten, in denen Handelsunternehmen Höchstmieten zahlen konnten, sind vorbei. Diese Einsicht hat sich noch immer nicht bei allen Vermietern und Gebäudeeigentümern durchgesetzt“, sagte er und forderte mehr umsatzbezogene Mieten.

Das Weihnachtsgeschäft in November und Dezember ist für viele Einzelhändler die mit Abstand wichtigste Zeit des Jahres, besonders für den Spielwaren-, den Buch- und den Elektronikhandel sowie für Süßwaren- und Modegeschäfte. Nach Bargeld und Geschenkgutscheinen liegen ihre Produkte am häufigsten unterm Christbaum. Der zu verteilende Weihnachtskuchen bleibt trotz der schlechten Verbraucherstimmung riesig: Gut 120 Milliarden Euro werden dieses Jahr laut HDE-Prognose in Deutschland für Geschenke ausgegeben.

Die Mehrheit plant keinen Innenstadtbummel mehr vor Weihnachten

Auch der Onlinehandel wächst nicht mehr so ungebremst wie noch vor wenigen Jahren, laut HDE fährt auch er in diesem Jahr inflationsbereinigt ein Minus ein. Doch die Innenstädte sind einmal mehr die eigentlichen Verlierer, zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Umfrage von Ernst & Young: Demnach ist nur noch für 39 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher „das vorweihnachtliche Shoppingerlebnis in den Innenstädten“ wichtig – vor der Corona-Pandemie waren es noch 59 Prozent. Fast jeder zweite Euro wird inzwischen im Internet für Weihnachtsgeschäfte ausgegeben.

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Die Angaben, wie viel Geld jede und jeder für Geschenke ausgibt, gehen in den verschiedenen Umfragen weit auseinander. EY kommt auf durchschnittlich 250 Euro pro Kopf, den niedrigsten Wert seit 2014. In der FOM-Umfrage sind es mit 507 Euro mehr als doppelt so viel, in der HDE-Umfrage kommen 295 Euro zusammen. Auf Nachfrage erklärte EY, in den Interviews betont nach den eigenen Ausgaben zu fragen, mit dem Hinweis, es gehe nicht um die Haushaltsausgaben, etwa der Eltern für ihre Kinder, sondern in dem Fall um die Hälfte. Zudem würden Angaben über 1000 Euro bei diesem Wert eingefroren, weil die sehr hohen Ausgaben wohlhabender Menschen den Durchschnittswert verfälschten.

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Für den Handel entscheidend ist aber ohnehin die Tendenz – und die zeigt derzeit bei allen Prognosen nach unten, zumindest, wenn man mit die Geldentwertung einbezieht. Denn für den Euro, der jetzt für Geschenke ausgegeben wird, bekommt man in diesem Jahr weniger als im vergangenen.