Dortmund. Der Dortmunder Textilunternehmer Göbel wird per Haftbefehl gesucht. Nun teilt er mit, wie es mit seiner Kaufhauskette Aachener weitergehen soll.

Als der Essener Warenhaus-Konzern Galeria im vergangenen Winter tief in der Krise steckte und Insolvenz anmelden musste, brachte sich Friedrich Göbel frühzeitig als „Karstadt-Retter“ in Position. Er griff nach Standorten, von denen sich Galeria trennte, um ihnen mit seiner jungen Handelskette „Aachener“ neues Leben einzuhauchen. Jetzt muss Göbel seinen eigenen Kopf retten. Der 60-Jährige wird per Haftbefehl gesucht.

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Friedrich-Wilhelm Göbel gründete mit „aachener“ eine neue Modehauskette.
Von Jan Reinold, Jens Helmecke und Frank Meßing

Friedrich Göbel ist sicherlich eine der schillerndsten Persönlichkeiten der NRW-Wirtschaft. Der gelernte Banker war für die Dortmunder Süßwarenfabrik van Netten tätig, gehörte zu den Mitbegründern von Immobilienscout.de und war Vorstand beim Wertpapierhändler Viscardi. Bekannt wurde der gebürtige Remscheider aber erst, als er im Jahr 2014 Geschäftsführer der Modekette Sinn wurde und die traditionsreiche Modekette mit ihrer wechselvollen Geschichte unter den Dächern der Konzerne Karstadt und Wöhrl ihre Bedeutung zurückgab. Bis es 2021 zu einem Rosenkrieg mit seiner Ehefrau Isabella Göbel kam. Die Sinn-Eigentümerin ließ sich nicht nur von ihrem Mann scheiden, sondern warf ihn auch noch aus dem Unternehmen.

Sinn-Inhaberin Isabella Göbel warf ihren Mann raus

Göbel brauchte nicht lange, um wieder auf die Beine zu kommen. In Dortmund gründete er die TEH-Textilhandel und eröffnete in zunächst sieben leerstehenden Kaufhäusern seine neue Modekette „Aachener“. Doch der heute 60-Jährige wollte mehr. Mit seiner Ankündigung, bis zu 25 Galeria-Standorte zu übernehmen, machte er bundesweit Schlagzeilen. Doch Göbel hielt Wort – zumindest teilweise.

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Im Dortmunder Kaufhof eröffnete Aachener im Sommer ein Sport-Outlet. Hinzu kamen die ehemaligen Galeria-Standorte Coburg, Cottbus, Leverkusen, Frankfurt-Zeil, Frankencenter Nürnberg und Saarbrücken, wo Warenhäuser mit Shop-in-Shop-Lösungen geplant sind. „Wir bauen gerade um und hoffen, Ende September beziehungsweise Anfang Oktober eröffnen zu können“, sagte Göbel Anfang August im Gespräch mit unserer Redaktion. Dazu kam es aber bislang nicht. Aachener spricht von Verzögerungen.

Aachener will auch Galeria-Beschäftigte übernehmen

Der knorrige Göbel, der das klare Wort liebt, wurde immer einsilbig, wenn wir ihn fragten, wie er seinen Expansionskurs finanzieren will. „Wir können das wirtschaftlich stemmen und sind auf mögliche Übernahmen gut vorbereitet“, sagte der Unternehmer unserer Redaktion im März mit Verweis auf eine Reihe von Finanzierungspartnern, die er nicht näher benennen wollte. Auch die ehemaligen Galeria-Beschäftigten wollte er übernehmen.

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Nun stehen große Fragezeichen hinter all diesen Plänen. Denn gegen Göbel gibt es nicht nur einen Haftbefehl. Im November muss er eine sechsmonatige Haftstrafe wegen Fahrens ohne Erlaubnis antreten, weil er gegen Bewährungsauflagen verstieß. Weitere Verfahren sind gegen Göbel anhängig.

Göbel: „Ich trage ich diese Schuld auf meinen Schultern“

In einer E-Mail an seine Mitarbeitenden, die der Branchenzeitung „Textilwirtschaft“ vorliegt, äußerte sich der Unternehmer am Montag erstmals zu seiner brisanten Lage. Er habe „gehofft, meine privaten Dinge so lange stabilisieren zu können, bis die neuen Standorte eröffnet sind und unser Unternehmen sich stabil weiterentwickeln kann“, schreibt er. „Die Planung ist sichtbar für alle nicht aufgegangen. Somit trage ich diese Schuld auf meinen Schultern.“

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Göbel zeigt also Reue. Wo er sich gerade aufhält, bleibt aber ebenso unklar wie die Zukunft seines Unternehmens, dessen einziger Geschäftsführer er ist. Aus dem Off heraus versucht er, Ruhe zu stiften. „Das erweiterte Management-Team, Herr Altenscheidt, Frau Straus, Herr Beyersdorff, unser Finanzierungspartner und ich haben in den letzten drei Tagen die Maßnahmen diskutiert, die umgesetzt werden müssen, damit die Aachener Gruppe ihre Entwicklung weiter vorantreiben kann“ schreibt Göbel. Bis Mitte dieser Woche werde „Klarheit bestehen, wie es weitergeht“.

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Das Ziel sei „die Fortführung des aktuellen Geschäftsbetriebes und die Eröffnung aller neuen Standorte“, schreibt der alleinige Aachener-Geschäftsführer. „Zu keiner Zeit war unser Geschäftsmodell Teil der Diskussionen am Wochenende.“ Das Geschäftsmodell habe Erfolg. „Ich werde in den nächsten Tagen und auch darüber hinaus alles tun, um den weiteren Erfolg der Aachener Gruppe zu unterstützen“, kündigt Göbel an. Wie er das schaffen will, bleibt zunächst sein Geheimnis.