Essen. Thyssenkrupp und Salzgitter arbeiten an einem „Transformationskonzept“ für den Duisburger Stahlkonzern HKM. Die Lage ist brisant.

Thyssenkrupp Steel arbeitet mit dem niedersächsischen Konkurrenten Salzgitter an einem „Transformationskonzept“ für den traditionsreichen Duisburger Stahlkonzern Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). „Das läuft mit hohem Tempo“, sagte Bernhard Osburg, der Vorstandschef von Thyssenkrupp Steel, im WAZ-Podcast „Die Wirtschaftsreporter“. Seit vielen Jahren fungiert HKM als Zulieferbetrieb für die beiden Stahlkonzerne sowie den französischen Rohrhersteller Vallourec. Allerdings will Vallourec seine HKM-Beteiligung aufgeben und sich aus Deutschland zurückziehen. Daher hat die Gewerkschaft IG Metall schon vor Monaten vor einem Aus für HKM gewarnt.

Derzeit ist Thyssenkrupp Steel mit 50 Prozent an HKM beteiligt. Salzgitter (30 Prozent) und Vallourec (20 Prozent) teilen sich derzeit die zweite Hälfte am Konzern. HKM beschäftigt rund 3100 Mitarbeitende. Zwei Hochöfen und eine Kokerei sind Teil des Betriebs in Duisburg. Die Gewerkschaft IG Metall geht davon aus, dass von den HKM-Jobs Tausende weitere Arbeitsplätze bei Thyssenkrupp abhängen.

„Beide Gesellschafter sind sich über die Dimension und die Verantwortung bewusst“, sagte Osburg im

Thyssenkrupp-Stahlchef Bernhard Osburg beim Besuch in der Redaktion in Essen: Für Thyssenkrupp Steel seien die Hüttenwerke Krupp Mannesmann „wie für mindestens einen der beiden weiteren Gesellschafter“ ein „wichtiges Unternehmen“, sagt er. „Sonst wäre es nicht da.“
Thyssenkrupp-Stahlchef Bernhard Osburg beim Besuch in der Redaktion in Essen: Für Thyssenkrupp Steel seien die Hüttenwerke Krupp Mannesmann „wie für mindestens einen der beiden weiteren Gesellschafter“ ein „wichtiges Unternehmen“, sagt er. „Sonst wäre es nicht da.“ © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

WAZ-Podcast. Bei HKM handle es sich um „das zweitgrößte deutsche Stahlwerk“. Für Thyssenkrupp Steel seien die Hüttenwerke Krupp Mannesmann „wie für mindestens einen der beiden weiteren Gesellschafter“ ein „wichtiges Unternehmen“, betonte er. „Sonst wäre es nicht da.“ Ob HKM Konflikte auslösen könne wie einst die Schließung des Werks Rheinhausen? Die Fälle seien nicht vergleichbar, antwortete Osburg.

Angesichts der unklaren Perspektive für HKM hatte sich vor wenigen Tagen NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) eingeschaltet. „Bei HKM sind zunächst einmal die Eigentümer gefordert, eine Lösung für die Zukunft zu entwickeln“, sagte die Ministerin im Gespräch mit unserer Redaktion. Es sei eine „unternehmerische Entscheidung“ gefordert. „Fördermittel des Staates können die Transformation lediglich begleiten, aber nicht das Handeln der Eigentümer ersetzen“, betonte die Grünen-Politikerin mit Blick auf eine mögliche Unterstützung durch die Politik.

Suche nach einem „wirtschaftlich tragfähigen Konzept“

„Auch bei Thyssenkrupp haben wir nicht das Unternehmen dazu bewegt, eine neue Anlage zu bauen. Sondern es war klar, dass sich Thyssenkrupp zum Standort Duisburg bekennt und in eine grüne Zukunft investieren will“, sagte Neubaur mit Blick auf HKM. „Das ist die richtige Reihenfolge. Auch bei HKM gilt: Wenn die Unternehmen klar sind, sprechen wir gerne darüber, wie wir unterstützen können.“

Die Aufgabe der Planungsgesellschaft sei, für HKM ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, so Bernhard Osburg. Im Zentrum stehe die Frage: „Was muss zusammenkommen, damit wir für die HKM eine grüne Perspektive bauen können?“ Er fügte hinzu: „Am Ende des Tages – wie auch bei uns im Duisburger Norden und generell in der Wirtschaft – wird es eben davon abhängen, dass ein solches Konzept auch wirtschaftlich tragfähig ist.“

Bei Thyssenkrupp in Duisburg gibt es nun zumindest für einen Hochofen Klarheit: Er wird durch eine Direktreduktionsanlage ersetzt, mit deren Hilfe grüner Stahl entstehen soll. Es bleiben aber drei weitere Hochöfen allein bei Thyssenkrupp, zwei weitere beim Tochterunternehmen HKM.

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