Essen. Überraschend verkündet der Thyssenkrupp-Konzernbetriebsratschef Sievers kurz vor der großen Stahl-Kundgebung seinen Rückzug.

Kurz vor der Großkundgebung der Stahl-Beschäftigten in Duisburg hat der Konzernbetriebsratschef von Thyssenkrupp, Dirk Sievers, seinen Abschied angekündigt. Er werde seinen Rücktritt erklären, weil er zum 1. Juli „eine neue Aufgabe“ bei Thyssenkrupp übernehme, so Sievers in einem Schreiben an die Belegschaft, das unserer Redaktion vorliegt. Sievers hatte im Spätsommer 2018 die Nachfolge des langjährigen Konzernbetriebsratschefs Wilhelm Segerath angetreten – mitten in der Führungskrise des traditionsreichen Unternehmens.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Essener Stahl- und Industriegüterkonzern noch fast 160.000 Mitarbeitende weltweit, mittlerweile sind es noch rund 96.000 – nach massivem Stellenabbau und dem Verkauf der Aufzug-Sparte. Das Grobblech-Werk in Duisburg wurde stillgelegt. Er habe auch „schwerwiegende Entscheidungen wie Unternehmensverkäufe, Personalabbau und sogar Betriebsschließungen mittreffen“ müssen, so Sievers, der auch Mitglied des Thyssenkrupp-Aufsichtsrats ist. „Das ist mir nicht leichtgefallen“, fügte er hinzu. Ihm sei aber „kein einziger Fall einer betriebsbedingten Kündigung im Zuge der vereinbarten Restrukturierung bekannt“.

Nasikkol soll Nachfolger werden

Der Nachfolger von Sievers im Amt des Konzernbetriebsratschefs wird Tekin Nasikkol, der bisher Gesamtbetriebsratschef der Thyssenkrupp-Stahlsparte in Duisburg ist. Das „Handelsblatt“ berichtet, Sievers wechsle ins Management von Thyssenkrupp und werde Personalchef des Weißblechherstellers Rasselstein mit Sitz in Andernach.

Sievers ist ein gebürtiger Bochumer. 1987 hat er bei den Stahlwerken Bochum mit der Arbeit begonnen, seit 2010 war er Mitglied des Konzernbetriebsrats. Als Chef des Gremiums ist er öffentlich selten in Erscheinung getreten.

Im vergangenen Jahr hat sich Sievers noch für weitere vier Jahre zum Thyssenkrupp-Konzernbetriebsratschef wählen lassen. Das Gremium soll die Interessen der rund 60.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Thyssenkrupp-Unternehmen in Deutschland vertreten.

Mitteilung kurz vor der geplanten Großkundgebung in Duisburg

Die Verkündung des Rückzugs von Sievers kommt mit Blick auf den Zeitpunkt überraschend. Denn zu einer Großkundgebung vor der Duisburger Zentrale des Stahlherstellers Thyssenkrupp Steel erwartet die IG Metall am heutigen Mittwoch (14. Juni) mehrere Tausend Teilnehmer. Zum „Stahlaktionstag“ werde auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ins Ruhrgebiet reisen, erklärte eine Ministeriumssprecherin. Bereits in der vergangenen Woche war Habeck in Essen und Duisburg im Gespräch mit der Thyssenkrupp-Führung und Arbeitnehmervertretern. Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) werden bei der Kundgebung in Duisburg erwartet.

Die Gewerkschaft macht Druck, damit Thyssenkrupp an Europas größtem Stahlstandort Duisburg staatliche Fördergelder für den Aufbau einer klimafreundlichen Produktion bekommt. Dem Vernehmen nach geht es um rund zwei Milliarden Euro von Bund und Land. Allerdings ist auch eine Zustimmung der EU-Kommission für die geplante Förderung des Bundes notwendig. Minister Habeck hatte nach einem Treffen mit dem neuen Thyssenkrupp-Chef Miguel López vor wenigen Tagen betont: „Wir stehen zu unseren Förderzusagen und werden im Austausch mit der Europäischen Kommission alles daransetzen, dass diese Hilfen möglich werden.“

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