Düsseldorf. Beim Düsseldorfer Energiekonzern Uniper laufen nach der Verstaatlichung bereits Vorbereitungen für eine Privatisierung.

Beim verstaatlichten Düsseldorfer Energieversorger Uniper arbeitet der Vorstand des Konzerns an einer baldigen Privatisierung. „Unser Ziel ist es, Uniper als eigenständiges Unternehmen möglichst rasch wieder in überwiegend private Hände zu geben“, sagte Uniper-Finanzchefin Jutta A. Dönges bei der digitalen Hauptversammlung des Unternehmens. Mit einer milliardenschweren Rettungsaktion hat die Bundesregierung das Unternehmen in den vergangenen Monaten vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt. Uniper war in eine existenzbedrohliche Krise geraten, weil der russische Staatskonzern Gazprom seine Gaslieferungen an den deutschen Versorger zunächst gedrosselt und später eingestellt hatte.

Die Bundesrepublik Deutschland hält derzeit unter der Führung des Bundesfinanzministeriums etwa 99 Prozent der Uniper-Aktien. Der Bund habe sich allerdings gegenüber der Europäischen Union verpflichtet, schon bis Ende dieses Jahres „einen Weg zur Rückführung seiner Beteiligung“ an Uniper auf 25 Prozent plus eine Aktie aufzuzeigen, sagte Jutta A. Dönges bei der Hauptversammlung. „Dazu werden wir in den nächsten Monaten unsere Vorstellungen einbringen.“ Das Ziel sei, Uniper „wieder kapitalmarktfähig und somit perspektivisch wieder eigenständig“ zu machen.

Auf Nachfrage von Aktionären erklärte die Vorständin, es sei vereinbart, dass der Bund spätestens bis Ende 2028 seinen Uniper-Anteil auf 25 Prozent plus eine Aktie reduziert haben müsse. Dafür werde nun eine „Ausstiegs-Strategie“ erarbeitet.

Der Bund als Großaktionär, dazu Auflagen der EU: „Das ist eine noch nie dagewesene Konstellation“, sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) während der digitalen Hauptversammlung. Er würde gerne mehr über den Fahrplan für die geplante „Re-Privatisierung“ wissen, fügte der Aktionärsschützer hinzu.

„Die Altaktionäre wurden quasi enteignet“, stellte Joachim Kregel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) mit Blick auf die staatliche Rettungsaktion im vergangenen Jahr fest. Der Bund würde indes bei einem jetzigen Verkauf „einen riesigen Gewinn einstreichen, wenn er denn einen Käufer findet“, vermutet er. Bislang sei aber noch völlig unklar, wie der Weg für den Staatsausstieg aussehen könnte.

Vor ihrem Wechsel in den Uniper-Vorstand vor knapp drei Monaten hat Jutta A. Dönges als Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes gearbeitet. In dieser Funktion habe sie „viele Firmenrettungen begleitet und gesehen, wie der Weg zurück in die Eigenständigkeit gelingen kann“, betonte die Managerin, die auch Mitglied in den Aufsichtsräten der Commerzbank und des Reisekonzerns TUI ist, in denen der Staat ebenfalls unterstützend eingestiegen ist.

Neuer Uniper-Chef Michael Lewis kommt von Eon

Uniper hatte die Bundesregierung im vergangenen Juli um finanzielle Unterstützung gebeten. „Hier ging es, wenn man es auf den Punkt bringt, um unser Überleben als systemrelevanter Energieversorger“, erklärte Dönges. Im Dezember hat Uniper schließlich einen Vertrag mit der Bundesregierung geschlossen, der eine nahezu vollständige Übernahme des Energiekonzerns durch den Staat vorsieht.

Die Lage bei Uniper sieht Finanzchefin Dönges mittlerweile unter Kontrolle. „Wir sind an einem Punkt angelangt, von dem aus wir nun wieder unseren vollen Fokus auf das Tagesgeschäft legen, Projekte vorantreiben und den Blick nach vorne richten können“, berichtete sie bei der Hauptversammlung. Als zukunftsträchtige Geschäftsfelder nannte sie unter anderem die Wasserstoff- und Flüssiggas-Aktivitäten des Düsseldorfer Energieversorgers.

Zum Monatswechsel soll der bisherige Eon-Manager Michael Lewis den Vorstandsvorsitz bei Uniper übernehmen. Der britische Energiemanager, der jahrelang in Deutschland gelebt hat, stellte sich bei der Hauptversammlung kurz vor und betonte, sein beruflicher Fokus habe „von Anfang an bei erneuerbaren Energien“ gelegen.

Umwelt- und Klimaschutzgruppen machen bei Uniper Druck

Die Akzentuierung ist bemerkenswert, da die ehemalige Eon-Tochter Uniper unter anderem als Betreiber von Deutschlands größtem Steinkohlekraftwerk in Datteln seit Jahren Kritik von Klimaschützern auf sich zieht. „Ich habe Angst, weil die Klimakrise längst da ist und Uniper sie noch weiter befeuert“, sagte Mara Kleine von der Bewegung Fridays For Future während der Hauptversammlung.

Uniper-Finanzchefin Dönges betonte, „langfristig“ habe die Kohleverstromung bei Uniper keine Zukunft. Dass Uniper das Kraftwerk Datteln – als Auflage der EU – verkaufen müsse, bezeichnete Aktionärsschützer Hechtfischer als „die wohl schwierigste Aufgabe“ für das Management in der nächsten Zeit.

Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen wie Greenpeace und Urgewald sowie der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre machten zur Hauptversammlung Druck und forderten mehr Anstrengungen zum Klimaschutz bei Uniper. „Die Bundesregierung muss jetzt ihre Chance nutzen, Uniper endlich auf Klimakurs zu bringen und damit auch die Energiewende in Deutschland voranzutreiben“, mahnte Sonja Meister von der Organisation Urgewald.

„Die Stabilisierung von Uniper war sehr wichtig für Deutschland“, hob Vorständin Dönges hervor. „Die Uniper-Gasspeicher waren im letzten Winter gut gefüllt. Damit haben wir als größter deutscher Gasspeicherbetreiber einen wichtigen Beitrag dafür geleistet, dass die schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich kalter Wohnungen und frierender Menschen in ihren Häusern nicht eingetroffen sind.“

Uniper geht gegen Gazprom vor

Der russische Konzern Gazprom habe seine Gaslieferungen an Uniper ab dem 14. Juni 2022 „grundlos gekürzt“, so Dönges. „Ende August 2022 stellte Gazprom Export die Gaslieferungen an Uniper dann vollständig ein und hat sie bis heute nicht wieder aufgenommen, während andere Länder Europas und andere Unternehmen weiter beliefert wurden und werden. Dies ist eindeutig ein Vertragsbruch.“ Ende November vergangenen Jahres habe Uniper daher ein Schiedsgerichtsverfahren gegen das Unternehmen Gazprom Export eingeleitet. Die Folgen des russischen Lieferstopps seien für Uniper „existenzbedrohend“ gewesen. „Energie wurde und wird von Seiten Russlands als Druckmittel missbraucht“, so die Uniper-Finanzchefin.

„Wir mussten und sind unseren Lieferverpflichtungen gegenüber unseren Kunden – Stadtwerke und Unternehmen – trotz der existenzbedrohenden Situation im letzten Jahr jederzeit nachgekommen, waren aber gezwungen, die Mengen zu hohen Preisen anderweitig zu beschaffen“, erklärte Dönges. „Die zusätzlichen Kosten dafür mussten wir tragen und finanzieren – in der Spitze mehr als 200 Millionen Euro am Tag.“ Im Geschäftsjahr 2022 beliefen sich die entstandenen Mehrkosten der Gas-Ersatzbeschaffung Unternehmensangaben zufolge auf rund 13,2 Milliarden Euro. Dies sei nur mit Hilfe des Staates zu schultern gewesen.

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