Düsseldorf. Kurz vor der Verstaatlichung legt der Energiekonzern Uniper eine Horrorbilanz vor: Mehr als 40 Milliarden Euro verbucht Uniper als Verlust.

Der vor der Verstaatlichung stehende Energiekonzern Uniper hat einen Rekordverlust von mehr als 40 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres verbucht. Das geht aus der Quartalsbilanz des Düsseldorfer Energieversorgers hervor. Das Unternehmen beziffert den Fehlbetrag mit 40,37 Milliarden Euro – nach einem Verlust von rund 4,77 Milliarden Euro im Vorjahr. Die historisch schlechte Bilanz begründet das Unternehmen mit den verringerten russischen Gaslieferungen.

Uniper war nach eigenen Angaben der größte Kunde des russischen Staatskonzerns Gazprom und auch am umstrittenen Pipelineprojekt Nord Stream 2 beteiligt. Jahrzehntelang liefen die Geschäfte des deutschen Versorgers mit dem russischen Staatskonzern reibungslos. Uniper, eine ehemalige Eon-Tochter, in der ein großer Teil des Essener Gashändlers Ruhrgas aufgegangen ist, verließ sich darauf, dass die Russen ihre langfristigen Lieferverpflichtungen erfüllen würden. Doch nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs kam es zum Bruch. Die hohe Abhängigkeit von Gazprom brachte Uniper in eine brenzlige Lage. Unter anderem um Verträge mit Dutzenden Stadtwerken zu erfüllen, musste die ehemalige Eon-Tochter im großen Stil Erdgas zu hohen Preisen einkaufen. So steigt in der nun vorgelegten Neun-Monats-Bilanz von Uniper auch der Umsatz sprunghaft – von 78,5 Milliarden auf rund 213 Milliarden Euro.

„Um die Versorgungssicherheit der Kunden zu gewährleisten, kauft Uniper seit einiger Zeit Gasmengen zu deutlich höheren Preisen ein und hat dadurch bekanntlich erhebliche Verluste angehäuft, denn die Gasersatzbeschaffungskosten werden nicht auf die Verbraucher umgelegt“, erklärt Uniper-Finanzchefin Tiina Tuomela bei der Vorlage der Quartalsbilanz. Uniper spiele „eine Schlüsselrolle bei der Sicherung der Energieversorgung mit Strom und Gas für den Winter 2022/2023 und die folgenden Jahre“.

Außerordentliche Hauptversammlung von Uniper vor Staatseinstieg geplant

Der Konzernfehlbetrag in Höhe von rund 40 Milliarden Euro umfasse etwa zehn Milliarden Euro an Kosten für Gas-Ersatzmengen sowie rund 31 Milliarden Euro an erwarteten künftigen Verlusten aus finanziellen Bewertungseffekten und bilanziellen Rückstellungen.

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Die schonungslose Bilanz dürfte auch mit der bevorstehenden Verstaatlichung von Uniper zu tun haben. Im September hatten sich die Bundesregierung, Uniper und der finnische Großaktionär Fortum auf ein „Stabilisierungspaket“ für Uniper geeinigt. Geplant ist unter anderem, dass die Bundesregierung mit einer Beteiligung in Höhe von 98,6 Prozent bei Uniper einsteigt. Für die zweite Dezemberhälfte sei in diesem Zusammenhang eine außerordentliche Hauptversammlung geplant, so Uniper.