Essen/Düsseldorf. Alarm von Uniper: Der Düsseldorfer Energiekonzern ruft nach mehr Staatshilfe, um eine „Kettenreaktion“ auf dem deutschen Gasmarkt zu verhindern.
Der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper ruft wegen der Gaskrise nach mehr Staatshilfe und warnt vor einer „Kettenreaktion“ auf dem deutschen Gasmarkt. Das Unternehmen, das stark von Lieferungen des russischen Staatskonzerns Gazprom abhängig ist, hat eigenen Angaben zufolge einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Euro der deutschen Staatsbank KfW mittlerweile „vollständig in Anspruch genommen“. Zusätzlich habe Uniper einen Antrag zur Erhöhung des Staatskredits gestellt. Zur Begründung verwies das Management auf Gespräche mit der Bundesregierung über „Stabilisierungsmaßnahmen“. Es sei derzeit nicht absehbar, wann diese abgeschlossen werden könnten.
Die ehemalige Eon-Tochter Uniper, in der große Teile des Essener Versorgers Ruhrgas aufgegangen sind, gehört mehrheitlich dem finnischen Staatskonzern Fortum. Zu den Kunden von Uniper zählen viele Stadtwerke, die bei der früheren Eon-Tochter Gas aus Russland einkaufen.
Uniper zapft weiter Gasspeicher in Deutschland an
Auch die Gasspeicher, die nach dem Willen von Bundesregierung und Bundesnetzagentur vor dem Winter möglichst gut gefüllt werden sollen, zapft Uniper weiter an. Das Unternehmen erklärte, dies sei zur eigenen „Liquiditätssicherung“ erforderlich. In einem Schreiben an Kunden bringt Uniper zudem steigende Preise ins Spiel.
„Uniper zahlt derzeit den Preis für die Lieferausfälle in der deutschen Gasversorgung aufgrund gekürzter Lieferungen aus Russland“, erklärte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach in einer Mitteilung des Unternehmens. „Um unsere Liquidität zu sichern und unsere Lieferverträge mit unseren Kunden zu erfüllen, sind wir zu Schritten gezwungen, die eindeutig als Notmaßnahmen bezeichnet werden müssen.“ Maubach warnt vor einer „Kettenreaktion in der Gaslieferkette“, sollte es bei den Lieferkürzungen aus Russland bleiben, ohne dass die Bundesregierung tätig werde.
Ruf nach Einstieg des deutschen Staates
Das Uniper-Management verweist darauf, am 8. Juli einen Antrag auf „Stabilisierungsmaßnahmen“ bei der Bundesregierung eingereicht zu haben. Die Unternehmensführung dringt unter anderem darauf, höhere Beschaffungskosten an Kunden weiterreichen zu können. Auch ein Staatseinstieg mit einer „relevanten Beteiligung“ des Bundes an Uniper gehört zum Forderungskatalog.
Zu Uniper gehören rund 11.500 Mitarbeitende in mehr als 40 Ländern. Große Standorte befinden sich unter anderem im Ruhrgebiet, das umstrittene Steinkohlekraftwerk in Datteln etwa und der Standort Gelsenkirchen-Scholven, an dem Uniper in diesem Jahr ein neues Gaskraftwerk in Betrieb nehmen will.