Bonn/Essen. Die Deutsche Post will ein höheres Porto durchsetzen – schneller als geplant. An einigen Stellen erhöht der Konzern schon jetzt die Preise.
An einigen Stellen erhöht die Deutsche Post schon zum Juli die Preise – beim Nachsende-Service und bei Werbepost zum Beispiel. Und auch das Porto für den Standardbrief soll teurer werden. Daran lässt Nikola Hagleitner, die für das Geschäft mit Post und Paketen in Deutschland zuständige Vorständin, keinen Zweifel. An einer vorzeitigen Erhöhung des Portos führe „kein Weg vorbei“, sagt die Managerin und verweist auf „drastisch gestiegene Kosten durch Inflation, höhere Energiepreise und den sehr hohen Tarifabschluss 2023“. Zudem seien Briefe zunehmend von elektronischer Kommunikation mit E-Mails oder Messenger-Diensten ersetzt worden.
Eigentlich soll das Porto, das sich der Konzern bei der Bundesnetzagentur genehmigen lassen muss, noch bis Ende nächsten Jahres stabil bleiben. Erst Anfang 2022 hat das Unternehmen den Preis für einen Inlands-Standardbrief von 80 auf 85 Cent erhöht – also um 6,25 Prozent.
Dass die Preise früher als geplant steigen sollen, begründet die Deutsche Post mit der aktuellen Entwicklung. Die von der Behörde „ursprünglich unterstellten Kosten und Briefmengen-Entwicklungen“ seien „so nicht eingetreten“. Um die Preise vorzeitig im nächsten Jahr anheben zu können, stellte der Konzern nun einen entsprechenden Antrag bei der Netzagentur. Zur angestrebten Höhe des Portos machte der Konzern öffentlich zunächst keine Angaben.
Deutsche Post verweist auf Folgen des Tarifabschlusses
Der Preis für einen Standardbrief in Deutschland liege mit 85 Cent aktuell unter dem europäischen Durchschnittspreis von 1,33 Euro und „noch unter dem Preisniveau in Polen, Tschechien, der Slowakei und Rumänien“, betont das Unternehmen in einer Mitteilung.
„Es sollte uns erlaubt werden, die nötigen finanziellen Mittel für faire Löhne und die Sicherstellung einer zeitgemäßen, flächendeckenden Postversorgung am Markt verdienen zu können“, sagt Post-Managerin Nikola Hagleitner. Allein der mit der Gewerkschaft Verdi vor einigen Wochen verhandelte Tarifabschluss habe die Deutsche Post mit rund 400 Millionen Euro Mehrkosten in diesem Jahr und 800 Millionen Euro im Jahr 2024 belastet.
Der Konzern verbucht zwar milliardenschwere Gewinne, im Inlandsgeschäft ist der Druck allerdings nach Darstellung des Managements groß. Schon im Jahr 2022 habe der Unternehmensbereich „Post & Paket Deutschland“ keinen Beitrag zur Dividendenzahlung des Konzerns mehr geleistet, so Vorständin Hagleitner. Auch im Jahr 2023 werde dies so sein.
Vor wenigen Tagen hat der Post- und Logistikkonzern aus Bonn seine Quartalsbilanz für die Monate Januar bis März veröffentlicht. Bei einem Umsatz in Höhe von 20,9 Milliarden Euro liegt der Betriebsgewinn (Ebit) zum Jahresstart mit 1,6 Milliarden Euro rund 24 Prozent unter dem Wert des Vorjahresquartals. Im gesamten Geschäftsjahr 2023 strebt der Konzern einen Betriebsgewinn zwischen sechs und sieben Milliarden Euro an.
Neuer Post-Chef Meyer: „Weiterhin hohes Umsatz- und Ergebnisniveau“
Der neue Post-Chef Tobias Meyer sagt, das Unternehmen habe ein „weiterhin hohes Umsatz- und Ergebnisniveau erzielt“. Die konzernweite Gewinn-Marge (Ebit-Marge) betrug Unternehmensangaben zufolge 7,8 Prozent. In der Sparte „Post & Paket Deutschland“ erziele der Konzern indes lediglich eine Marge von 3,3 Prozent – nach 8,4 Prozent im Vergleichsquartal des Vorjahres.
Post-Managerin Hagleitner sieht die Erneuerungskraft des Konzerns im Inland in Gefahr. „Die wirtschaftliche Situation im deutschen Post- und Paketgeschäft erlaubt es nicht mehr, Investitionen in den ökologischen Umbau der postalischen Infrastruktur und der Fahrzeugflotte in der notwendigen Höhe zu tätigen“, sagt sie. Dafür seien bis 2030 jedes Jahr deutlich mehr als eine Milliarde Euro nötig.
Beschlossen hat die Deutsche Post schon eine Reihe von Preiserhöhungen zum 1. Juli. Unter anderem dreht der Konzern bei der Werbepost („Dialogmarketing“) an der Preisschraube. Für Geschäftskunden wird es hier zum Teil spürbar teurer.
Auch Privatkunden müssen für den Paketversand teils mehr bezahlen. Im nationalen Versand steigt der Privatkunden-Preis für das Zehn-Kilo-Paket von derzeit 9,49 auf 10,49 Euro, wie das Unternehmen mitteilte.
Höhere Preise unter anderem für den Nachsende-Service der Deutschen Post
Die Posttochter DHL erhöht auch die Preise für Pakete und Päckchen im internationalen Versand, „aufgrund der drastisch gestiegenen internationalen Transport- und Zustellkosten“, so das Unternehmen. Zusätzlich nimmt die Deutsche Post DHL eine Änderung der Länderzonen für internationale Paketsendungen vor. Die Folge: Die Paketpreise für Nord-, Mittel- oder Südamerika (außer USA) sowie für Australien und Neuseeland steigen. Eine weitere Änderung: Kunden, die ihre internationalen Pakete online frankieren, sollen künftig einen preislichen Vorteil in Höhe von drei Euro gegenüber „Filial-Paketen“ haben.
Auch für den Nachsende-Service plant der Konzern höhere Preise. Derzeit liegt der Preis für sechsmonatiges Nachsenden laut Unternehmenswebsite zwischen 23,90 Euro und 26,90 Euro für Privatkunden. Künftig sollen Kundinnen und Kunden fünf Euro mehr für die Dienstleistung zahlen.