Duisburg. Ministerpräsident Wüst sieht bei Thyssenkrupp keine Anzeichen für einen Strategiewechsel nach dem Rückzug von Martina Merz. „Gut so“, sagt Wüst.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sieht mit dem Rückzug von Martina Merz von der Thyssenkrupp-Spitze keinen Kurswechsel verbunden. „Mir ist von allen Seiten klar versichert worden, dass es eine personelle Veränderung ist, aber keine Strategieänderung. Und das ist gut so“, sagte Wüst am Rande des Besuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei Thyssenkrupp in Duisburg auf Nachfrage unserer Redaktion. Martina Merz habe „riesengroße Verdienste“ mit Blick auf die Transformation des Unternehmens, betonte Wüst. Die scheidende Konzernchefin war beim Besuch des Bundespräsidenten in Duisburg mit von der Partie, gehörte aber nicht zu den Rednern. Auch Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm war in Duisburg dabei.
Vor wenigen Tagen hatte Thyssenkrupp mitgeteilt, Martina Merz habe den Aufsichtsrat „um Gespräche über eine einvernehmliche Auflösung ihres Mandats“ gebeten. Erst im vergangenen Jahr war die nun 60-Jährige mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattet worden. Vor ihrem Wechsel in den Thyssenkrupp-Vorstand war Martina Merz die Aufsichtsratsvorsitzende des Essener Stahl- und Industriegüterkonzerns. Seit Oktober 2019 führte die Managerin den Vorstand.
Nachfolger von Martina Merz soll zum 1. Juni der derzeitige Interimschef des Autozulieferers Norma Group, Miguel Ángel López Borrego, werden. Der 58-jährige Spanier, der in Hessen geboren worden ist, hat viele Jahre im Siemens-Konzern gearbeitet. Es wird erwartet, dass Martina Merz bis Ende Mai weiter in Diensten von Thyssenkrupp steht. Unternehmensangaben zufolge will die Managerin auf eine Abfindung bei ihrem Rückzug verzichten.
Wüst: „Ich habe da richtig Bock drauf“
Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt Thyssenkrupp mit der größten Einzelförderung, die es jemals in NRW gegeben hat, wie Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Beisein von Steinmeier in Duisburg betonte. Bis zu 700 Millionen Euro aus der Landeskasse sollen kommen, um in Duisburg eine klimafreundliche Stahlproduktion aufzubauen. Mehr Geld habe bislang noch nie eine NRW-Landesregierung „auf den Tisch gelegt für irgendein Projekt“, so Wüst.
Duisburgs Hochöfen sollen schrittweise von Direktreduktionsanlagen abgelöst werden, die mit Wasserstoff betrieben werden können. Eine erste sogenannte DRI-Anlage soll den Plänen zufolge Ende 2026 den Betrieb aufnehmen – also in weniger als vier Jahren. Dafür beauftragt Thyssenkrupp Steel nun einen benachbarten NRW-Konzern: den Anlagenbauer SMS Group aus Düsseldorf. Mit einem Auftragsvolumen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro ist es der größte Einzelauftrag in der Geschichte von SMS.
Mit Blick auf den anstehenden Umbau des Stahlstandorts sagte Wüst: „Ich habe da richtig Bock drauf.“ Es gehe darum, in NRW den Beweis anzutreten, dass Klimaschutz und Wohlstand in einem Industrieland miteinander vereinbar seien.