Essen. Bei RWE klingelt die Kasse. Der Betriebsgewinn im ersten Quartal hat sich um 356 Prozent erhöht. Vor der Hauptversammlung formiert sich Protest.

Zum Jahresauftakt hat der Essener Energiekonzern RWE einen Milliardengewinn verbucht. Dabei machte sich unter anderem der Hochlauf der Braunkohlekraftwerke in NRW bemerkbar. Der Betriebsgewinn – in der Finanzsprache „bereinigtes Ebitda“ – der Sparte für Kohle und Kernkraft habe sich in den ersten drei Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 140 Prozent auf knapp 500 Millionen Euro erhöht. „Ausschlag für die Ergebnisentwicklung gaben höhere Margen in der Braunkohleverstromung“, erklärt RWE in einer Mitteilung mit den vorläufigen Geschäftszahlen für das erste Quartal.

RWE hat eigenen Angaben zufolge von höheren Strompreisen profitiert. Die Begründung: Der Strom sei Anfang vergangenen Jahres noch im Voraus zu niedrigeren Preisen im Vergleich zur aktuellen Marktlage verkauft worden. Gewinn fuhr auch das Atomkraftwerk Emsland bis zu seiner Abschaltung Mitte April ein. Mehr Ökostrom-Erzeugung habe ebenfalls zum „guten Ergebnis“ beigetragen, so RWE.

Über alle Sparten hinweg sei der Betriebsgewinn im ersten Quartal von 613 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf nunmehr rund 2,8 Milliarden Euro gestiegen – ein Zuwachs um 356 Prozent. Der rasante Zuwachs hat auch mit den Zahlen aus dem Energiehandel von RWE zu tun. Dort hatte der Ruhrkonzern im vergangenen Jahr noch Wertberichtigungen in Höhe von rund 850 Millionen Euro vorgenommen, weil sich Sanktionen auf Kohlelieferungen aus Russland auswirkten.

Vor der Hauptversammlung von RWE formiert sich Protest

Vor der Hauptversammlung am 4. Mai, bei der sich der RWE-Vorstand um Konzernchef Markus Krebber erneut nur digital zeigt, bahnt sich Protest von Umwelt- und Klimaschutzgruppen an. Ein Bündnis von Fridays for Future, BUND, der Deutschen Umwelthilfe und dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre formiert sich. Am Tag des Aktionärstreffens soll es eine Protestkundgebung vor der Essener RWE-Zentrale geben. Der Dachverband fordert unter anderem, die Konzerngewinne nicht an die Anteilseigner zu überweisen, sondern für Altlasten aus Braunkohletagebau und Atomkraft einzuplanen.

In einer Stellungnahme zur Hauptversammlung betont RWE, der Ausstieg aus der Kohleverstromung sei beschlossen. Mit dem Bund und dem Land NRW habe sich der Konzern im vergangenen Oktober darauf verständigt, den letzten Braunkohleblock 2030 vom Netz zunehmen – acht Jahre früher als geplant. „Durch den beschleunigten Ausstieg wird auch die Kohlemenge aus dem Tagebau Garzweiler etwa halbiert. 280 Millionen Tonnen Kohle bleiben im Boden“. Die Ortschaften Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath im NRW-Braunkohlrevier blieben erhalten. Die Kohle unter dem Ort Lützerath sei hingegen „notwendig, um in der Energiekrise die Braunkohleflotte mit hoher Auslastung betreiben und die Versorgungssicherheit sicherstellen zu können“, so RWE.

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