Essen. BKK-Daten zeigen deutlichen Anstieg von Antibiotika-Verordnungen, im Dezember eine Verdopplung. Doch in NRW sind die Ärzte vorsichtiger geworden.

Mit Auslaufen der Corona-Pandemie ist der Antibiotikaverbrauch in Deutschland wieder deutlich angestiegen. Das ergab eine Auswertung der Daten aller bundesweit elf Millionen BKK-Versicherten durch den Landesverband Nordwest, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach verordneten die Ärzte im vergangenen Jahr rund 3,6 Millionen Rezepte für Antibiotika an BKK-Versicherte, das waren rund 37 Prozent mehr als 2021.

Hauptgrund ist die starke Erkältungswelle im Winter, so habe sich die Zahl der Verordnungen im Dezember nahezu verdoppelt, erklärt der BKK Landesverband Nordwest, der die Betriebskrankenkassen in NRW, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit insgesamt drei Millionen Versicherten vertritt. Während der Corona-Pandemie hatten die starken Hygienemaßnahmen zu einer deutlichen Abnahme von Atemwegserkrankungen und somit auch des Antibiotikaeinsatzes geführt. Wie von den Medizinern erwartet, war die Erkältungswelle mit der Lockerung umso stärker.

Antibiotika-Verschreibungen in der Pandemie auf Tiefstand

In der Hochphase der Pandemie waren die Antibiotikaverordnungen den BKK-Daten zufolge auf einen historischen Tiefstand und ein Niveau von nur noch 65 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit gesunken. Darunter liegen sie trotz des starken Anstiegs immer noch, aktuell bei 89 Prozent. NRW liegt mit 84 Prozent des Vor-Pandemie-Niveaus deutlich unter dem Bundesdurchschnitt was den BKK Landesverband freut.

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Denn die Krankenkassen kritisieren seit vielen Jahren zu häufige Verschreibungen von Antibiotika, weil sich bei den Patienten dadurch schneller Resistenzen gegen die im Extremfall lebensrettenden Medikamente bilden können. Auch mangelnde Hygienestandards in manchen Kliniken werden für die Verbreitung mehrfach resistenter Krankenhauskeime (MRSA) verantwortlich gemacht.

„Die Gesamtentwicklung geht in die richtige Richtung: Ärzteschaft sowie Patientinnen und Patienten zeigen sich zunehmend sensibilisiert gegenüber einem vorschnellen Antibiotikaeinsatz“, lobt BKK-Nordwest-Chef Dirk Janssen. Dass die Mediziner an Rhein und Ruhr offenbar besonders vorsichtig bei der Verschreibung von Antibiotika geworden sind, erklärt der Landesverband unter anderem mit dem Erfolg der landesweiten Antibiotikakampagne der gesetzlichen Krankenkassen und des Gesundheitsministeriums von Karl-Josef Laumann (CDU).

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Zudem funktioniere die Pharmakotherapieberatung bei den Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe. Hier werden Ärzte und Ärztinnen gemeinsam von Ärzte- und Kassenexperten zum Thema Antibiotikaverschreibungen beraten. Offensichtlich mit dem gewünschten Ergebnis, die Infektionskiller bei nicht so schweren Erkrankungen öfter mal wegzulassen.