Allendorf/Eder. Viessmann, Familienunternehmen aus Nordhessen, erzielt 2022 Rekordumsatz von vier Mrd. Euro. Welche Rolle die Heizungswende für den Erfolg spielt.

Die Verknappung fossiler Brennstoffe und damit verbundene extreme Preissteigerungen für Erdgas haben beim nordhessischen Unternehmen Viessmann die Produktion von Wärmepumpen im vergangenen Jahr noch einmal befeuert. Das Familienunternehmen verzeichnete 2022 einen Rekordumsatz in Höhe von rund vier Milliarden Euro, rund 600 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Auch bei der Belegschaft legte das weltweit agierende Familienunternehmen stark zu. 1500 neue Mitarbeiter konnten gewonnen werden, davon etwa 200 am Stammsitz des Unternehmens in Allendorf/Eder. Von insgesamt nun 14.500 Beschäftigten arbeiten in Nordhessen rund 4700 Mitarbeiter vor allem daran, Wärmepumpen zu entwickeln und zu fertigen.

Eine Milliarde für Forschung

Die Nachfrage nach klimaschonender Technik steigt nicht nur in Europa, sondern weltweit. Viessmann produziert an insgesamt 22 Standorten rund um den Globus. „Das Jahr 2022 markiert einen wichtigen Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte, denn wir haben gezeigt, wofür Viessmann steht. Heute sind wir sehr gut aufgestellt, um die vor uns liegenden Jahrhundertchancen bestmöglich zu nutzen. Dabei fokussieren wir uns weiter darauf, die Energiewende im Gebäudesektor zu beschleunigen und einen messbaren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten”, sagt Martin Viessmann, Chef des Verwaltungsrats der Viessmann Group und die dritte Generation im 1917 gegründeten Unternehmen.

Inzwischen steht mit Max Viessmann bereits sein Sohn an der Spitze des Unternehmens, das sich als Technologieführer auf dem Gebiet nachhaltige Klimalösungen für Gebäude versteht. Dazu zählen sowohl Wärmepumpen für Privathaushalte als auch Großwärmepumpen für gewerbliche Bauten. Forschung und Entwicklung finden überwiegend im Allendorfer Technikum, aber auch in Dresden (Großwärmepumpen) sowie an den weiteren 20 Produktionsstandorten statt.

podcast-image

Lange galten Luft-Wasser-Wärmepumpen und Erdwärmepumpen nur für Neubauten oder energetisch kernsanierte Gebäude mit Flächenheizung (Fußboden- oder Wandflächenheizung) als Alternative zu Gas- oder Ölheizungen. Inzwischen ist die Technik laut Viessmann aber so weit, dass Wärmepumpen auch mit höheren Vorlauftemperaturen wirtschaftlich arbeiten, wie sie für konventionelle Heizkörper benötigt werden.

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie meldete am Montag, dass 2022 knapp eine Million neuer Heizungsanlagen in Deutschland installiert wurden. Davon allein 236.000 Wärmepumpen. Dies entspreche einem Plus von 53 Prozent gegenüber 2021. Knapp 600.000 Gasheizungen bedeuteten ein Minus von acht Prozent. Hohes Interesse bestand an Pelletheizungen. 89.000 Geräte bedeuteten ein Plus von 17 Prozent.

Viessmann hatte bereits im Mai vergangenen Jahres angekündigt, in drei Jahren eine Milliarde Euro in grüne Klimalösungen investieren zu wollen, insbesondere in den Ausbau von Forschungs- und Fertigungskapazitäten von Wärmepumpen, die in Kombination mit Strom aus erneuerbaren Energien, beispielsweise über eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Gebäude, einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele setzen könnten.

Kanzlerbesuch im Stammwerk

Dass Bundeskanzler Olaf Scholz dem Unternehmen in Allendorf im August vergangenen Jahres einen Besuch abstatte, bestätigt den Vorstandsvorsitzende Max Viessmann darin, „dass das Gelingen der Energie- und Gebäudewende endlich die notwendige Priorität in der Politik erreicht hat.“ Entsprechend wird der Umstieg von Heizmethoden mit fossilen Brennstoffen von der Bundesregierung forciert und mit Fördermitteln (u.a. Bafa) begleitet.

Aktuell scheint das Problem mit einem schnellen Umstieg auf die Wärmepumpentechnik darin zu liegen, dass Fachkräftemangel in Installationsbetrieben die Entwicklung bremst. Auch hier setzt das Land NRW Anreize, indem es Schulungen finanziell unterstützt. Die „Bildungsprämie Wärmepumpe“ wird mit bis zu 1500 Euro pro Mitarbeiter ausgezahlt. Anträge unter dem Stichwort „Weg vom Gas“ gibt es bei progress.nrw.de und der NRW-Bank.

Hilfreiche Tipps der Verbraucherzentrale NRW

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bietet auf ihrer Internetseite speziell zum Thema Umstieg auf Heiztechnik mit Wärmepumpen Informationen an. Unter anderem in Webinaren, also im Internet durchgeführten Seminaren, geben Expertinnen und Experten der Verbraucherzentrale Ratschläge zu einem möglichen Wechsel auf diese Technologie.

Vom 27. Februar bis zum 3. März 2023 findet eine Infowoche „Wie klappt’s mit der Wärmepumpe?“ statt. In Onlinesprechstunden können sich Interessierte darüber informieren, wie die Technik funktioniert und ob sie für den eigenen Bedarf beziehungsweise das jeweilige Gebäude geeignet ist. Infos unter verbraucherzentrale.nrw, Stichwort Wärmepumpe.