Düsseldorf/Essen. Deichmann ist schon jetzt Europas größter Schuhhändler – und das Essener Unternehmen will weiter expandieren, so Firmenchef Heinrich Deichmann.

Europas größter Schuheinzelhändler, das Essener Familienunternehmen Deichmann, erwägt, freiwerdende Verkaufsflächen der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zu übernehmen. „Das können wir uns im Prinzip selbstverständlich vorstellen. Es muss dann die Lage passen. Es muss die Fläche passen“, sagte Firmenchef Heinrich Deichmann vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) in Düsseldorf. Deichmann sei in Deutschland zwar bereits gut vertreten, aber denkbar sei es, dass sein Unternehmen an Standorte gehe, an denen derzeit noch ein Warenhaus betrieben werde. „Da kommt es auf die Details an“, so Heinrich Deichmann.

„Der stationäre Einzelhandel ist nicht tot. Jeder, der das behauptet, versteht nichts von der Materie“, betont der Essener Unternehmer. „Menschen haben Interesse daran, auch im Laden shoppen zu gehen“. Der

Heinrich Deichmann, der Chef von Europas größter Schuheinzelhandelskette, will weiter expandieren. Schon jetzt beschäftigt sein Essener Unternehmen mehr als 48.000 Mitarbeitende.
Heinrich Deichmann, der Chef von Europas größter Schuheinzelhandelskette, will weiter expandieren. Schon jetzt beschäftigt sein Essener Unternehmen mehr als 48.000 Mitarbeitende. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Mensch sei „ein soziales Wesen“ und wolle „nicht nur am Bildschirm einkaufen“. Es gehe nun unter anderem darum, „Städte wiederzubeleben“. Eine Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie, Kulturangeboten und Wohnungen könne dabei ein Weg sein, sagt Deichmann. „Reine Ladenstraßen reichen vielleicht nicht mehr.“

Mehr als 48.000 Menschen beschäftigt die Firmengruppe Deichmann mittlerweile weltweit. Über 4500 Filialen und 41 Online-Shops in 31 Ländern gehören dazu. Sein Unternehmen sei bislang „gut durch die Krisenzeiten gekommen“, berichtet Deichmann. Mit mehr als acht Milliarden Euro erzielte die Schuhhandelsgruppe im vergangenen Jahr einen Umsatzrekord. Zum Vergleich: In dem letzten nicht von Corona betroffenen Geschäftsjahr 2019 habe der bis dahin höchste Bruttoumsatz bei 6,4 Milliarden Euro gelegen. Rund 178 Millionen Paar Schuhe hat Deichmann nach eigenen Angaben in den Filialen und über Onlineshops im vergangenen Jahr verkauft, davon etwa 69 Millionen Paar Schuhe in Deutschland.

Deichmann, MyShoes, Snipes – Firmengruppe mit vielen Marken

Zur Essener Unternehmensgruppe gehören die Schuhhandelsketten MyShoes, in der Schweiz Dosenbach, Ochsner Shoes und Ochsner Sport, vanHaren in den Niederlanden und Belgien, in den USA Rack Room Shoes sowie die Snipes-Gruppe mit Filialen und Onlineshops in Europa und in den Vereinigten Staaten.

Auch in Deutschland habe seine Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr zulegen können, berichtet Deichmann. Der Umsatz lag demnach bei rund 2,5 Milliarden Euro brutto – im Vergleich zu 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2019. Rund 1400 Filialen betreibt Deichmann in Deutschland. Etwa 16.400 Beschäftigte gehören bundesweit zum Unternehmen Deichmann, darunter 2800 Auszubildende. Deichmann habe „Corona-bedingt keine Mitarbeiter entlassen und keine Filiale geschlossen“, so der Firmenchef.

Im Jahr 2023 will Deichmann so viel investieren wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte. Die geplanten Ausgaben für die gesamte Unternehmensgruppe sollen bei rund 500 Millionen Euro liegen – etwa die Hälfte davon sei für Deutschland bestimmt. Die Investitionen fließen laut Deichmann unter anderem in die Modernisierung der Filialen, die Eröffnung neuer Läden und die internationale Expansion. Geld will Deichmann auch in die Digitalisierung und die Logistik stecken. Die Investitionen wolle sein Unternehmen aus eigener Kraft, ohne Unterstützung von Banken, stemmen, hebt der Firmenchef hervor.

Rund 200 neue Geschäfte plant die Firmengruppe Deichmann weltweit

Weltweit will die Firmengruppe Deichmann rund 200 neue Geschäfte eröffnen. „Wir glauben weiter fest an das stationäre Geschäft“, sagt der Unternehmenschef. Ein besonders starkes Wachstum sei beispielsweise in Italien geplant, wo etwa 30 neue Deichmann-Läden entstehen sollen. In Deutschland seien gruppenweit im Jahr 2023 rund 30 neue Filialen geplant. 150 Filialen sollen modernisiert werden.

Große Pläne hat Deichmann am Unternehmenssitz in Essen. Der Firmencampus an der Aktienstraße im Stadtteil Schönebeck werde derzeit mit einem Neubau erweitert, die bestehenden Gebäude würden „auf den neuesten Stand gebracht“. Das Herzstück des Deichmann-Geländes solle künftig ein fünfgeschossiges Atriumgebäude werden. Sein Unternehmen gebe damit ein „Bekenntnis zum Standort Essen ab“, sagt Heinrich Deichmann. Im übernächsten Jahr sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Der Stammsitz von Deichmann befindet sich in der Nähe der Schuhmacher-Werkstatt, die 1913 – also vor 110 Jahren – die Keimzelle des Unternehmens war. Heute sind in der Hauptverwaltung rund 1000 Mitarbeitende tätig.

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