Essen. Bürger geraten laut Verbraucherzentrale NRW durch hohe Energiepreise an Belastungsgrenze. Ein Stadtwerke-Chef fordert mehr staatliche Hilfen.

Die massiv gestiegenen Energiepreise bringen nach Darstellung der Verbraucherzentrale NRW etliche Bürgerinnen und Bürger an ihre Belastungsgrenzen. „Insbesondere aus den Beratungsstellen höre ich, dass viele Menschen wirklich richtig verzweifelt sind, kurz vorm Nervenzusammenbruch“, erzählt Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW im WAZ-Podcast „Die Wirtschaftsreporter“. Zunehmend werde bei Menschen, die ihre Energierechnungen nicht mehr zahlen können, der Strom abgedreht oder die Gaslieferung gestoppt. Die Fälle, die auf den Tischen der Verbraucherzentrale gelandet seien, häuften sich, berichtet die Energieexpertin.

Trotz der Preisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme haben sich die Energiekosten für viele Haushalte innerhalb kurzer Zeit in etwa verdoppelt. Eine durchschnittliche Familie muss für das Jahr 2023 – grob gerechnet – oft mehr als 4000 Euro für Strom und Gas einplanen. Allein für Strom fallen 1400 Euro beim Verbrauch von 3500 Kilowattstunden mit 40 Cent pro kW/h an. Für Gas sind es bei 18.000 kW/h und zwölf Cent zusätzlich rund 2160 Euro. Hinzu kommen noch die Grundpreise der Versorger.

Stadtwerke-Chef Pehlke: „Strompreis eher bei 30 Cent deckeln“

Durch die staatliche Preisbremse wird der Gaspreis ab Anfang März bei zwölf Cent pro Kilowattstunde gedeckelt. Beim Strompreis sind es 40 Cent pro kW/h – zumindest für den „Basisbedarf“, wie es die Bundesregierung nennt. Das heißt: Die Preisbremsen gelten für 80 Prozent des bisherigen Durchschnittsverbrauchs, aber nicht darüber hinaus. Vielerorts verschicken Versorger derzeit neue Berechnungen mit höheren Abschlags-Forderungen.

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Bislang hätten die Stadtwerke Bochum „keine signifikant gestiegenen Zahlungsausfälle“ registriert, sagt Stadtwerke-Chef Dietmar Spohn. Guntram Pehlke, der Chef der Dortmunder Stadtwerke DSW21, plädiert indes für mehr staatliche Unterstützung: „Die Beträge, ab denen die Energiepreisbremsen greifen, sind aus unserer Sicht zu hoch gewählt. Beim Strom beispielsweise sollte der Preis eher schon bei 30 Cent statt bei 40 Cent pro kW/h gedeckelt sein, um den Verbraucherinnen und Verbrauchern wirklich zu helfen“, sagt er.

Verbraucherzentrale NRW hat Nachtspeicheröfen im Blick

Auch die Verbraucherzentrale NRW fordert Nachbesserungen bei den Energiepreisbremsen – und zwar bei Strom, der in Nachtspeicheröfen eingesetzt wird. „Beim Heizstrom ist die Preisbremse aus unserer Sicht zu hoch angesetzt“, kritisiert Energieexpertin Wallraf. Sie spricht sich für eine Preisbremse aus, die bei etwa 30 Cent pro Kilowattstunde greift.

Heizstromtarife seien aus guten Gründen jahrelang günstiger als Haushaltsstrom-Tarife gewesen, gibt Christina Wallraf zu bedenken. „Der Verzicht auf eine angemessene Preisbremse dürfte vor allem Haushalte mit einem ohnehin unterdurchschnittlichen Einkommen treffen. Wir hätten uns gewünscht, wenn die Bundesregierung eine niedrigere Preisbremse speziell für Heizstrom entwickelt.“ Dies sei bislang nicht geschehen. „Daher sehen wir weiterhin Handlungsbedarf“, sagt Wallraf. „Die Heizstrom-Haushalte sind mehr oder weniger vergessen worden.“