Essen. Hilferuf: Uniper-Konzern hat die neun Milliarden Euro Staatskredit bereits verbraucht und fordert weitere vier Milliarden. Gaspreise noch höher.

Die Lage für den angeschlagenen Energiekonzern Uniper wird mit jedem Tag dramatischer. Am Montag erklärte das Düsseldorfer Unternehmen, weitere vier Milliarden Euro an Staatskrediten zu benötigen, um seine Zahlungsfähigkeit zu behalten. Die bisher gewährte Kreditlinie der staatlichen KfW-Bank von neun Milliarden Euro habe Uniper bereits vollständig ausgeschöpft, teilte der um seine Existenz ringende Gasgroßhändler mit. Ihm rinnt das Geld immer schneller durch die Hände.

Die Bundesregierung hatte bereits Ende Juli angekündigt, Deutschlands größten Gasimporteur, der besonders unter der russischen Lieferdrosselung leidet, stützen zu wollen. Zum insgesamt 15 Milliarden Euro schweren Rettungspaket gehört der Einstieg des Bundes mit 30 Prozent im MDax-Konzern, was eine außerordentliche Hauptversammlung aber erst noch beschließen muss. Bereits seit Jahresbeginn erhält Uniper zudem KfW-Kredite, die mit dem Rettungspaket erst vor wenigen Wochen von zwei auf neun Milliarden Euro erhöht wurden.

Uniper beantragt weitere vier KfW-Milliarden

Doch dieses Geld ist bereits weg. „Uniper hat heute zwei Milliarden Euro aus der bestehenden KfW-Kreditfazilität in Anspruch genommen und damit die Fazilität von neun Milliarden vollständig ausgeschöpft“, erklärte der Konzern. Und stellte die nächste Forderung: „Darüber hinaus hat Uniper eine Erweiterung der KfW-Kreditlinie in Höhe von vier Milliarden Euro beantragt. Damit soll die kurzfristige Liquidität des Unternehmens sichergestellt werden.“ Der Energieversorger muss sich durch die nächsten fünf Wochen hangeln, bis im Oktober die umstrittene Gasumlage 90 Prozent der Beschaffungsverluste auffangen soll.

podcast-image

Beängstigend ist das Tempo, mit dem Uniper derzeit staatliches Rettungsgeld verbrennt: Konzernchef Klaus-Dieter Maubach hat erst vor zwölf Tagen bei der Vorlage seiner Halbjahresbilanz erklärt, bisher fünf der neun Milliarden Euro in Anspruch genommen zu haben. Uniper verliere täglich im Schnitt 60 Millionen Euro, hatte Maubach gesagt. Nachfragen, ob die neun Milliarden denn bis Oktober reichen würden, also bis die Gasumlage kommt, wich er aus.

Verluste auf täglich über 100 Millionen gewachsen

Doch seitdem ist der Gaspreis an den Tagesbörsen weiter gestiegen, was höhere Verluste für Uniper bedeutet. Weil Russland nur noch ein Fünftel der zugesicherten Gasmenge an Uniper liefert, müssen die Düsseldorfer entsprechend mehr Gas zu den extrem gestiegenen Tagespreisen zukaufen, um ihre Kunden weiter beliefern zu können. Inzwischen verliere Uniper Summen von „deutlich über 100 Millionen Euro am Tag“, erklärte der Konzern am Montag. Die täglichen Verluste haben sich damit binnen zwei Wochen um 67 Prozent erhöht.

Auch interessant

Das liege auch und aktuell besonders an den Sicherheitsleistungen (so genanntes „Margining“), die Uniper beim Gaskauf an den Börsen hinterlegen muss. Dieses Geld erhält das Unternehmen, das mehrheitlich dem finnischen Fortum-Konzern gehört, zwar zurück, doch die in den vergangenen Tagen enorm gestiegenen Geldabflüsse leeren die Konzernkasse in rasantem Tempo. „So lange die Energiepreise in Europa steigen, wird auch der Bedarf an liquiden Mitteln ansteigen. Dies liegt in der Systematik der Energiemärkte begründet“, sagte Konzernchef Maubach am Montag.

Rettungspaket soll schnell umgesetzt werden

Uniper betonte, die Durchsetzung des Rettungspaket werde „derzeit zwischen Vertretern der deutschen Bundesregierung, Fortum und Uniper weiter vorangetrieben“. Das Maßnahmenpaket stehe unter dem Vorbehalt regulatorischer Freigaben, insbesondere der EU-Kommission, und der Zustimmung der Uniper-Aktionäre, die auf einer noch für dieses Jahr vorgesehenen außerordentlichen Hauptversammlung über die Stabilisierungsmaßnahmen abstimmen sollen.

Maubach betonte, Uniper nehme „im deutschen Markt die Funktion eines Scharniers ein, indem es zahlreiche Stadtwerke und Industrieunternehmen“ mit Gas versorge. Die weiteren KfW-Kredite seien nötig, um die Energielieferungen aufrechterhalten zu können. Andernfalls könne Uniper „seine systemkritische Funktion für Deutschland und Europa nicht weiter erfüllen“, warnte Maubach.

Scholz sichert Hilfe zu, „solange wie nötig“

Die Bundesregierung hat allerdings nie Zweifel daran aufkommen lassen, Uniper zu retten. „Alles, worauf es ankommt, das werden wir tun, heute und solange wie nötig,“ hatte Kanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Vorstellung des Rettungspakets versichert. Damit gab der Kanzler bereits vor fünf Wochen indirekt grünes Licht auch für Nachforderungen von Uniper. Die finnische Uniper-Mutter Fortum, die mehrheitlich dem finnischen Staat gehört, lehnt es dagegen ab, weiteres Geld nach Düsseldorf zu schicken.