Duisburg/Essen. Die Heizöl-Preise sind massiv gestiegen. Ein Händler berichtet von nervösen Kunden-Anrufen: „Teilweise haben die Leute regelrecht Panik.“

Es sind unruhige Zeiten für den Duisburger Heizöl-Händler Bernd Baumanns. „Viele Leute, die uns anrufen, sind nervös. Sie wollen wissen, ob sie sich darauf verlassen können, Heizöl zu bekommen. Und natürlich geht es um die Preise“, erzählt Baumanns. „Teilweise haben die Leute regelrecht Panik und rufen mehrere Male an.“ Die aktuelle Lage sei „schon sehr außergewöhnlich“, sagt der erfahrene Händler. „Dieses Auf und Ab bei den Preisen gab es früher nicht. Da hatten wir teilweise über 14 Tage hinweg die gleichen Preise.“ Aktuell seien enorme Sprünge alltäglich. „Selbst an einem Tag kann es hin- und hergehen.“

Der generelle Trend ist: Es wird teurer. Nach Angaben des Online-Portals Check24 hat ein Musterhaushalt im Juli für 2000 Liter Heizöl – das entspricht etwa der Heizleistung von 20.000 Kilowattstunden Gas – knapp 3000 Euro gezahlt. Im Vorjahresmonat seien für die gleiche Menge noch knapp 1400 Euro fällig gewesen. Der Preis hat sich also mehr als verdoppelt – auf rund 1,50 Euro pro Liter. Zum Vergleich: Im Juli 2020 kosteten 2000 Liter Heizöl sogar nur knapp 850 Euro. „Während Corona haben die Leute gesagt: Macht mir den Tank voll, es ist günstig“, erinnert sich Baumanns. „Jetzt heißt es: Tank voll, wer weiß, was noch passiert.“

Bernd Baumanns hat jahrelange Erfahrungen im Heizöl-Handel. Seit 1989 führt er seine Firma, die sein Vater Jakob Baumanns im Jahr 1960 durch die Übernahme eines Kohlengeschäfts gegründet hat. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt beim Verkauf von Heizöl und Diesel. Fünf Fahrer und fünf Tanklastwagen sind im Einsatz. Der 55-jährige Bernd Baumanns ist Geschäftsführer und Eigentümer. „Wir kaufen bei allen großen Anbietern ein, bei Shell, Total, Esso und einigen Importeuren zum Beispiel“, erzählt er. Als mittelständischer Händler sei er in der Ölbranche „das kleinste Rad am Wagen“, sagt Baumanns. „Unabhängig davon, wie hoch oder niedrig der Endkundenpreis ist, nehmen wir den gleichen Aufschlag. Wir haben also nichts von hohen Preisen.“

Nach Einschätzung von Check24 werden die Heizölpreise voraussichtlich weiter steigen. „Verbraucher sollten ihre Heizöltanks deswegen zumindest teilweise auffüllen, wenn sie Öl benötigen“, urteilt Check24 und verweist unter anderem auf die Sanktionen gegen Russland und die Folgen der Gaskrise. Heizöl-Händler Baumanns sagt, er halte sich bewusst mit Vorhersagen zurück. „Beim Heizöl ist es ein bisschen wie mit Aktien“, sagt er. „Da ist viel Spekulation dabei. Mal gewinnt man, mal verliert man.“

Verbraucherzentrale NRW: „Zeitpunkt beim Kauf ein Lotteriespiel“

Angesichts der turbulenten Branchenentwicklung sind selbst als sicher geltende Marktgesetzmäßigkeiten ins Wanken geraten. „Anders als in Vorjahren scheint der Sommer nicht der günstigste Zeitpunkt zu sein, aber auch das werden wir im Winter erst im Rückblick beurteilen können“, sagt Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW. „Verbraucher mit Ölheizung wissen, dass der Zeitpunkt beim Kauf ein Lotteriespiel ist.“

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Sind die Belastungen für Haushalte mit Ölheizungen ähnlich hoch wie für Erdgas-Verbraucher? Im Vergleich zum Vorjahresmonat habe sich Heizöl im Juli um 113 Prozent verteuert, erklärt Check24. Die Gaspreise seien im gleichen Zeitraum um 162 Prozent gestiegen. Allerdings liegt der Börsenpreis für Gas derzeit knapp 1000 Prozent über dem Vorjahresniveau. Bleibt er auf diesem Niveau, kommen auf Verbraucher mit Gasheizung weitere starke Preissteigerungen zu. „Eine solche Entwicklung gibt es beim Rohölpreis und damit folglich beim Heizölpreis vermutlich nicht“.

Im Sog steigender Gaspreise seien auch die Ölpreise in den vergangenen Monaten angezogen, berichtet Sieverding. „Allerdings sind die Ölpreise am Weltmarkt seit Juni rückläufig, was in Deutschland nicht angekommen ist.“ Eine Grund dürfte sein, dass die Industrie Gas einsparen soll und daher Produktionsanlagen teilweise auf Heizöl umstellt.

„Die Versorgung ist gewährleistet“

Anders als beim Erdgas gibt es in der Energiebranche nicht die Sorge, dass Heizöl knapp werden könnte. „Grundsätzlich ist Heizöl verfügbar. Die Versorgung ist gewährleistet“, sagt Baumanns. „Wenn es jemand ganz eilig hat, können wir in aller Regel auch am gleichen Tag liefern.“ In den vergangenen Wochen habe es sich allerdings ausgewirkt, dass die Schiffe auf dem Rhein nicht mehr voll beladen fahren konnten wegen des Niedrigwassers.

Große regionale Preisunterschiede gibt es nach Wahrnehmung von Baumanns nicht. „Die Preisentwicklung ist in Duisburg ähnlich wie anderswo in Deutschland auch“, erklärt der Händler.

„Viele Leute müssen noch tanken“, sagt Baumanns. Entsprechende Anfragen registriere er momentan. Zu spüren sei auch, dass sich die finanzielle Lage mancher Kunden verschlechtere. „Wir stellen fest, dass einige Menschen die Heizölpreise nicht mehr bezahlen können“, berichtet der Heizöl-Händler. „Die Zahlungsausfälle nehmen zu.“