Essen/Duisburg. Der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski, signalisiert dem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel beim anstehenden Umbau Unterstützung.

Nach einem Besuch am Stahlstandort Duisburg hat der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski, dem Traditionskonzern Thyssenkrupp Steel Unterstützung signalisiert. „Thyssenkrupp hat die Chance, erneut Industriegeschichte zu schreiben, indem das Unternehmen entschlossen bei der Transformation zur klimaneutralen Industrie und bei der Entwicklung von grünem Stahl vorangeht“, erklärte Liminski, der auch Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten ist, in einer von der Landesregierung veröffentlichten Mitteilung. Beim anstehenden Umbau des Stahlstandorts Duisburg sei die Politik „auf allen Ebenen gefordert“, so Liminski. „EU, Bund und Land müssen die richtigen Rahmenbedingungen setzen und die Transformation weiter unterstützen.“

In den kommenden Wochen stehen Aufsichtsratssitzungen sowohl bei Thyssenkrupp Steel als auch im Gesamtkonzern an. Dabei dürfte es unter anderem um Großinvestitionen in den Aufbau einer klimafreundlichen Stahlherstellung gehen, für die Thyssenkrupp auf finanzielle Hilfen von Bund und Land hofft. Die NRW-Landesregierung erklärte, für das Thyssenkrupp-Projekt „tkH2Steel“ laufe ein Antrag auf staatliche Förderung im Rahmen des Programms „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI).

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Schon vor einigen Monaten hatte Thyssenkrupp erklärt, es sei realistisch, dass der Staat etwa die Hälfte der Investitionsmittel beisteuern könnte für eine mehr als eine Milliarde Euro teure sogenannte Direktreduktionsanlage, die einen klassischen Hochofen ersetzen soll. Eine wichtige Voraussetzung ist grünes Licht der EU-Kommission.

Ab dem Jahr 2025 will Thyssenkrupp die vier Hochöfen am Standort Duisburg schrittweise durch Direktreduktionsanlagen ersetzen. Diese sollen zunächst mit Erdgas und später mit Wasserstoff betrieben werden. Zu welchem Preis Erdgas verfügbar ist, dürfte sich maßgeblich auf die Kostenkalkulation auswirken.

Liminski geht auf Debatte über Staatseinstieg nicht ein

Auf die Diskussion über einen möglichen Staatseinstieg bei Thyssenkrupp Steel geht Liminski in der Mitteilung zu seinem Besuch in Duisburg nicht ein. Vor wenigen Tagen ist die Debatte über einen möglichen Staatseinstieg beim größten deutschen Stahlkonzern neu entbrannt. Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather bezeichnete eine Beteiligung des Landes als „eine denkbare Option“. Das Wort hat Gewicht, da Gather mit der Essener Stiftung die größte Einzelaktionärin des Steel-Mutterkonzerns Thyssenkrupp repräsentiert. Der Gesamtbetriebschef der Stahlsparte, Tekin Nasikkol, unterstützt den Vorstoß der Stiftungschefin ausdrücklich.

Nach Angaben von Thyssenkrupp-Finanzchef Klaus Keysberg gibt es derzeit allerdings keine Gespräche mit der Landesregierung über einen Einstieg. Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz strebt eine Verselbstständigung der Stahlsparte des Essener Industriekonzerns an. Damit könnte ein eigenständiger Stahlkonzern mit einer Firmenzentrale in Duisburg entstehen.