Essen/Düsseldorf. Große Sorgen um den Gashändler Uniper: „Uniper steht das Wasser bis zum Halse“, warnt die Gewerkschaft Verdi – und ruft nach der Bundesregierung.

Bei der Gewerkschaft Verdi gibt es große Sorgen um den angeschlagenen Düsseldorfer Energiekonzern Uniper. „Uniper steht das Wasser bis zum Halse“, sagte Verdi-Konzernbetreuer Immo Schlepper am Mittwoch (20. Juli) unserer Redaktion. „Mit jedem Tag, der vergeht, wird das Liquiditätsproblem größer.“

Das Unternehmen, das stark von Lieferungen des russischen Staatskonzerns Gazprom abhängig ist, hat eigenen Angaben zufolge einen Kredit in Höhe von zwei Milliarden Euro der deutschen Staatsbank KfW mittlerweile „vollständig in Anspruch genommen“. Zusätzlich hat die ehemalige Eon-Tochter Anfang der Woche einen Antrag zur Erhöhung des Staatskredits gestellt. Zur Begründung verwies das Management um Konzernchef Klaus-Dieter Maubach auf Gespräche mit der Bundesregierung über „Stabilisierungsmaßnahmen“.

Spekuliert wird, dass bis zu acht Milliarden Euro als Kredit erforderlich seien. Auch ein Staatseinstieg ist im Gespräch. Eine 30-Prozent-Beteiligung gilt als denkbar.

„Wegen der stark zurückgegangenen Lieferungen aus Russland muss Uniper bei hohen Preisen Erdgas zukaufen, um die Verpflichtungen bei Kunden zu bedienen. Auf Dauer kann sich Uniper das nicht leisten“, erklärt Verdi-Konzernbetreuer Schlepper. „Das Unternehmen braucht dringend einen staatlichen Schutzschirm.“

„Uniper ist ein systemrelevantes Unternehmen“

Das Düsseldorfer Unternehmen, in dem große Teile des Essener Versorgers Ruhrgas aufgegangen sind, gehört mehrheitlich dem finnischen Staatskonzern Fortum. Zu den Kunden von Uniper zählen viele Stadtwerke, die bei der früheren Eon-Tochter Gas aus Russland einkaufen. „Uniper ist ein systemrelevantes Unternehmen“, sagt Schlepper. Daher plädiere er für eine Unterstützung der Bundesregierung.

„Uniper ist ein Opfer der Gaskrise“, sagt Verdi-Experte Schlepper, der auch Mitglied des Aufsichtsrats von Uniper ist. „Wir plädieren daher dafür, die enormen Mehrkosten, die dem Unternehmen – aber auch anderen Gashändlern – entstanden sind, auf die Allgemeinheit der Energieverbraucher umzulegen. Das muss natürlich einhergehen mit einer spürbaren Entlastung durch die Politik, weil sich viele die enormen Preisanstiege schlicht nicht leisten können.“

Die Gewerkschaft Verdi sieht die Gefahr einer Kettenreaktion auf dem deutschen Energiemarkt, sollte Uniper zahlungsunfähig werden. „Vor dem Szenario einer Insolvenz ist sehr zu warnen“, betont Schlepper. „Es droht ein Domino-Effekt für die gesamt deutsche Energieversorgung, sollte Uniper die zahlreichen Kunden wie Stadtwerke und Mittelständler nicht mehr beliefern. Das wäre ein Moment vergleichbar mit der Lehman-Pleite als Auslöser der Finanzkrise.“

Warnung vor möglicher Zerschlagung von Uniper

Spekuliert wird auch, der finnische Mehrheitsaktionär Fortum könnte darauf pochen, lediglich bestimmte für die deutsche Gasversorgung relevante Unternehmensteile an den Bund abzugeben, was einer Zerschlagung des Konzerns gleichkäme. „Es darf nicht passieren, dass Uniper bei einer Rettungsaktion gespalten wird. Wir wollen Uniper als Ganzes behalten“, sagt Verdi-Vertreter Schlepper dazu. „Das Unternehmen hat Probleme, aber verfügt auch über viele Geschäfte mit einer guten Perspektive im Sinne der Energiewende. Ich denke etwa an die Wasserstoff-Aktivitäten.“

Zu Uniper gehören rund 11.500 Mitarbeitende in mehr als 40 Ländern. Große Standorte befinden sich unter anderem im Ruhrgebiet, das Steinkohlekraftwerk in Datteln etwa und der Standort Gelsenkirchen-Scholven, an dem Uniper in diesem Jahr ein neues Gaskraftwerk in Betrieb nehmen will.