Essen. Finnische Uniper-Mutter Fortum könne nichts mehr investieren, sagt die Regierung in Helsinki. Das hatte der deutsche Minister Habeck gefordert.

Der designierte neue Nato-Partner Finnland lehnt weitere Hilfen seines mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen Fortum-Konzerns für dessen deutsche Tochter Uniper ab. Dabei hatte die Bundesregierung, die den angeschlagenen Energieriesen retten soll, genau das eingefordert. Die Abfuhr der finnischen Regierung wollte Berlin zunächst nicht kommentieren.

Uniper leidet als Deutschlands führender Gasimporteur und größter Gazprom-Kunde besonders unter der Drosselung der Lieferungen durch Russland. Denn das fehlende Gas muss zu Tagespreisen teuer ersetzt werden, ohne bisher die Preise an die Kunden weitergeben zu können. Deshalb hat die frühere Eon-Tochter vergangenen Freitag staatliche Hilfe beantragt. Der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck signalisierte umgehend die Bereitschaft dazu, sieht aber auch die Eigentümer aus Espoo in der Pflicht, dem Düsseldorfer Unternehmen zu helfen. „Es gehört ja jemandem, auch jemandem, der solvent ist und der stützen kann“, sagte Habeck im Deutschlandfunk Richtung Finnland.

Fortum lieferte sich harte Übernahmeschlacht um Uniper

Der Energiekonzern Fortum hatte 2019 nach langem Ringen die Mehrheit an Uniper übernommen. Auf eine Weise, die vom Betriebsrat und dem inzwischen verstorbenen damaligen Uniper-Chef Klaus-Dieter Schäfer als feindlich empfunden wurde. Inzwischen hält Fortum 78 Prozent am MDax-Konzern. Der finnische Staat, der gut 50 Prozent an Fortum hält, erteilte Habeck am Montag eine klare Absage. Es sei Fortum nicht möglich, mehr in Uniper zu investieren, sagte Europaministerin Tytti Tuppurainen. Fortum habe sein Engagement bereits gezeigt.

Auch interessant

Die Uniper-Mutter hat seit Krisenbeginn nach eigenen Angaben insgesamt acht Milliarden Euro an Eigentümerdarlehen und Garantien nach Düsseldorf geschickt, dieses Geld habe „Uniper inzwischen fast vollumfänglich genutzt“, teilte Fortum am Freitag mit. Die Finnen versicherten zudem, ihren „Beitrag zur Stabilisierung der europäischen Gas- und Strommärkte leisten“ zu wollen und darüber „konstruktive Gespräche mit der Bundesregierung“ zu führen. Allerdings möchte Fortum offenkundig nur darüber reden, wie der deutsche Staat am besten helfen kann und machte dafür Vorschläge. Eigenes Geld wollen die Eigentümer wohl nicht mehr in die Hand nehmen. Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach war das sicher bewusst, als er betonte, der Mutterkonzern habe sich „bereits über die Maßen engagiert“.

Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin führt ihr Land aus der Kohle, weshalb sich die Regierung seit langem schwer damit tut, das Engagement des mehrheitlich in staatlicher Hand befindlichen Fortum-Konzerns beim deutschen Kohleverstromer Uniper zu rechtfertigen.
Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin führt ihr Land aus der Kohle, weshalb sich die Regierung seit langem schwer damit tut, das Engagement des mehrheitlich in staatlicher Hand befindlichen Fortum-Konzerns beim deutschen Kohleverstromer Uniper zu rechtfertigen. © AFP | GENT SHKULLAKU

In Finnland kam das Engagement beim deutschen Energiekonzern von Anfang an nicht sonderlich gut an. Klimaschützer protestierten immer wieder gegen die Uniper-Beteiligung, vor allem im Zuge der Inbetriebnahme des umstrittenen Steinkohlekraftwerks Datteln 4 vor zwei Jahren. Finnland selbst hat beschlossen, bis 2029 vollständig aus der Kohle auszusteigen. Wie Ministerpräsidentin Sanna Marin das mit Fortums Kohle-Engagement in Deutschland vereinbaren kann, wird sie in Helsinki immer wieder gefragt.

Habeck sucht sicherste und günstigste Lösung für Uniper

Dass Eigentum verpflichtet, daran erinnerte nun der deutsche Wirtschaftsminister die Skandinavier, deren Nato-Beitritt der Bundestag am vergangenen Freitag zugestimmt hat. Habeck machte zugleich klar, dass er Uniper nicht pleite gehen lassen werde: „Wir werden nicht zulassen, dass ein systemrelevantes Unternehmen in die Insolvenz geht und infolgedessen der globale Energiemarkt in Turbulenzen gerät.“ offen lässt er sich bisher noch, wie das geschehen soll. Berlin werde „die Option wählen, die für den deutschen Steuerzahler die beste und günstigste und für die Versorgungssicherheit die sicherste sei“.

podcast-image

Fortum selbst hat klarere Vorstellungen, will das deutsche Gasgeschäft von Uniper, das den Konzern derart in Existenznot gebracht hat, abspalten und dem deutschen Staat überantworten. „Wir glauben, dass eine Neuordnung des Geschäftsportfolios von Uniper, also eine Bündelung der systemkritischen deutschen Geschäftsbereiche, die akuten Probleme langfristig am besten lösen kann“, sagte Fortum-Finanzchef Bernhard Günther, der frühere RWE- und Innogy-Manager. Diese gebündelten Problemgeschäfte, so hatte es Fortum vergangene Woche formuliert, seien „mit der Bundesregierung abzusichern“.

Den möglichen Einstieg des Staates bei Uniper hatten Bundestag und Bundesrat mit ihrer Gesetzesnovelle erst geschaffen. Fortum begrüßte den neuen „Werkzeugkasten“ sehr, mahnte Berlin aber sogleich zur Eile: Man hoffe, „dass diese von der Bundesregierung auch zügig genutzt werden, um den Druck auf die Energiewirtschaft und insbesondere auf Uniper abzufedern, während wir die Gespräche über eine längerfristige Lösung fortsetzen“, erklärte Fortum-Konzernchef Markus Rauramo.