Düsseldorf. Der Elektroschrott-Berg wird weltweit immer größer. Für jedes verkaufte neue Handy will Vodafone ein altes in Afrika wiederverwerten lassen.
In deutschen Schubladen schlummern mehr als 200 Millionen ausrangierte Handys. In Entwicklungsländern sollen es Schätzungen zufolge noch viel mehr sein, weil es dort keine Infrastruktur zum Recycling gibt. Um ein Zeichen für Nachhaltigkeit zu setzen, will sich der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern Vodafone verpflichten, das Recycling von jährlich mehr als einer Million Handys vor allem in Afrika zu finanzieren.
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Die Zahlen sind gewaltig: Über 50 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen weltweit pro Jahr an. Vor fünf Jahren waren es noch 21 Prozent weniger. „In Deutschland werden maximal 40 Prozent der elektronischen Artikel ins fachgerechte Recycling gegeben. Auf dem afrikanischen Kontinent liegt die Quote nahezu bei Null“, sagt Vodafone-Manager Wolfgang Fettes. Mit der Initiative „One for One“ will das Düsseldorfer Unternehmen nun einen Beitrag dazu leisten, dass mehr Handys mit wertvollen Rohstoffen wie Gold, Silber, Kupfer und Kobalt wiederverwertet, aber auch Schadstoffe bei Blei, Quecksilber, Cadmium und Arsen fachgerecht entsorgt werden.
„Wiederverwertung weckt auch Emotionen“
„Wir wollen die Branche aufwecken. Das Thema Recycling und Wiederverwertung weckt zunehmend auch Emotionen bei den Menschen“, meint Therese Seiringer, Nachhaltigkeitschefin bei Vodafone Deutschland. Für jedes neu verkaufte Smartphone will der Konzern nun ein ausrangiertes in den „grünen Kreislauf“ zurückholen – jährlich mehr als eine Million Geräte. Damit hat Vodafone das Sozialunternehmen Closing the Loop beauftragt, das zu den führenden Anbietern von Elektroschrott-Kompensation gehört und in neun Ländern auf vier Kontinenten tätig ist.
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„Wir sind seit zehn Jahren auf dem afrikanischen Markt tätig. Es ist eine große Herausforderung, dort ein Bewusstsein zu erwecken, Altgeräte umweltfreundlich wiederzuverwerten. Allzu oft werden in Afrika defekte Handys zum Teil gesundheitsschädlich verbrannt“, berichtet Joost de Kluijver, Mitgründer von Closing the Loop. In Ghana, Nigeria und Kamerun gebe es inzwischen aber Reparaturshops, und an Schulen und Kirchen dort werde gesammelt. Diese Altgeräte kaufen wir auf. Als soziales Unternehmen steht für uns dabei nicht im Vordergrund, Gewinn zu machen. Geld verdienen wir, weil wir den Service für Vodafone übernehmen“, so den Kluijver.
Vodafone sieht auch Verantwortung bei den Herstellern
Konkrete Zahlen will der Telekommunikationskonzern nicht preisgeben. Fettes erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion lediglich, dass Vodafone die Kosten abdecke, die Closing the Loop beim Recyclingprozess entstehen. „Das ist ein signifikantes Investment für uns“, so der Manager. Vodafone nimmt für sich dabei eine gewisse Pioniertätigkeit in Anspruch. „Wir wollen nicht die einzigen sein, die ausgedienten Handys in den grünen Kreislauf zurückbringen. Wir wollen aber den ersten Schritt machen.“ Dabei hat der Bereichsleiter Privatkunden Endgeräte gleichwohl auch die Hersteller im Blick. „Das ist auch eine Botschaft an die Industrie, dafür zu sorgen, dass für jedes Elektrogerät, das raus geht, auch eins wieder in den grünen Kreislauf zurückkommt“, so Fettes.
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„90 Prozent der Kunden tun gar nichts und legen das alte Gerät in die Schublade. Sie sind einfach nicht mit den Möglichkeiten vertraut, die es gibt. Daran müssen wir arbeiten“, appelliert Sozialunternehmer den Kluijver. „Die Kunden wollen natürlich mit der technischen Entwicklung gehen und Spaß an neuen Smartphones haben. Die Nachfrage werden wir deshalb nicht bremsen. Wir wollen den Kunden aber die Möglichkeiten aufzeigen, so nachhaltig und grün wie möglich zu handeln“, sagt Fettes.
Über 200 Millionen alte Handys in deutschen Schubladen
Es gebe aber Hindernisse, auch bei Nutzerinnen und Nutzern in Deutschland. „Ein altes Handy an einen anonymen Ankäufer weiterzugeben, ist oft ein Hindernis, weil private Daten auf dem Gerät gespeichert sind und Preise nicht garantiert werden“, erklärt Fettes. Wenn das Handy in der Schublade liegen bleibt, spielt also oft auch die Sorge eine Rolle, private Daten preisgeben zu müssen. Vodafone bietet dafür nach seinen Angaben eine neue digitale Diagnose-Software an.
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Der Trend, Dinge, also auch Handys, nicht unbedingt besitzen zu müssen, setzt sich auch in der Branche allmählich durch. Gewerbliche Kunden können bei Vodafone inzwischen einen „Grünen Tarif“ buchen und Endgeräte leasen. Aber, so die Nachhaltigkeitsbeauftragte Therese Seiringer: „Bei Privatkunden wird Leasing von Smartphones noch nicht ausreichend angeboten und attraktiv gestaltet. Auch hier brauchen wir ein Umdenken in der Branche.“